Keine Spielabsagen mehr wegen Corona: „Das könnte uns den Aufstieg kosten“

© Neumann

Keine Spielabsagen mehr wegen Corona: „Das könnte uns den Aufstieg kosten“

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Seit Montag (28. März) gilt im westfälischen Amateurfußball die Regel: keine Spielabsagen mehr wegen Coronafällen. Die Vereinsverantwortlichen sind hin- und hergerissen. Ist es die richtige Entscheidung?

Kreis Unna

, 28.03.2022, 12:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Spielabsagen häuften sich zuletzt. Der Termindruck für viele Fußball-Mannschaften wird wegen der Menge an Nachholspielen immer größer. Der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) hat deshalb beschlossen, seit Montag (28. März) auf Senioren- und Jugendebene keine Spielabsagen wegen Coronafällen mehr zuzulassen. Bislang war es so, dass eine Mannschaft ab drei positiven Coronafällen im Kader ein Pflichtspiel absagen und einen Antrag auf Verlegung stellen durfte. Damit ist nun Schluss. Kann eine Mannschaft nicht mehr antreten, so gehen die Punkte automatisch an den Gegner. Ob diese Entscheidung richtig oder falsch ist, darüber scheiden sich die Geister.

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Nail Kocapinar selbst ist auch hin- und hergerissen. Der Trainer des Fußball-Bezirksligisten TSC Kamen sagt, man müsse die Entscheidung des FLVW immer von zwei Seiten betrachten. „Wenn wir weiterhin Spiele verlegen, haben wir irgendwann einen terminlichen Engpass“, führt er aus und begrüßt die Entscheidung somit einerseits. Aber: „Die Vereine können ja nichts dafür, wenn Spieler krank werden.“ Für den TSC-Coach ist es eine verzwickte Situation, hatte der Trainer innerhalb seiner Mannschaft zuletzt fünf Coronafälle.

Zweite Mannschaft braucht jeden Spieler selber im Abstiegskampf

Darum hat Kocapinar für den Rückrunden-Endspurt auch bereits drei A-Junioren ins Visier genommen, die in der ersten Mannschaft bei Bedarf aushelfen könnten. Denn einfach auf Spieler aus der Zweiten zurückgreifen, möchte er nicht. „Die Mannschaft braucht die Spieler doch selber im Abstiegskampf“, so Kocapinar, der einfach hofft, dass sein Team von einer weiteren Coronawelle verschont bleibt.

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Ebenfalls einige Coronafälle hatte zuletzt derzeit der SuS Oberaden zu beklagen - Coach Birol Dereli eingeschlossen. „Die ersten zwei, drei Tage waren heftig“, sagt er. Inzwischen gehe es ihm „den Umständen entsprechend“. Er hat eine ähnliche Meinung wie Trainerkollege Kocarpinar: „Irgendwann musste es so kommen. Ich fand es eh komisch, dass die Vereine Spiele schon bei drei Coronafällen absagen konnten.“ Dereli meint, die meisten Vereine hätten Kader, die groß genug seien, um einen konkurrenzfähige Elf samt Auswechselspielern auf den Rasen zu stellen: „Wir hatten vor einer Woche auch drei Fälle gegen Bausenhagen. Das hat uns beim 1:1 auch wehgetan. Wir hätten absagen können, haben aber trotzdem gespielt.“

Birol Dereli hätte sich fixe Nachholtermine gewünscht

Dereli findet, der FLVW hätte dennoch eine andere Marschroute festlegen können, sodass coronabedingte Absagen generell für die Vereine noch möglich gewesen wären. Als Beispiel nennt er etwa feste Nachholtermine. „Wenn man drei oder vier Termine fix terminieren würde, an denen die ausgefallenen Spiele nachgeholt werden müssen, dann bräuchten die Vereine gerade nicht so sehr mit den Terminen jonglieren.“

Birol Dereli kuriert derzeit seine Corona-Erkrankung aus.

Birol Dereli kuriert derzeit seine Corona-Erkrankung aus. © Heese

Auch wenn der TSC Kamen und der SuS Oberaden lieber darauf verzichten würden, bei einer dünnen Personaldecke auf Spieler aus der zweiten Mannschaft zurückzugreifen - sie hätten die Option zumindest. Anders sieht es da beim FC Romania Unita aus. Der D-Ligist, der aktuell nur eine Mannschaft im Spielbetrieb stellt, kann nicht auf Spieler aus einer Reservemannschaft zurückgreifen.

Bei mehreren Coronafällen wäre der FC Romania Unita nicht mehr konkurrenzfähig

„Durch die vielen Winterabgänge ist unsere Mannschaft eh schon limitiert“, sagt Trainer Tim Sölter. Seine Mannschaft steckt mitten im Kampf um die Aufstiegsplätze. Sollte sein Team in den kommenden Wochen von Corona-Ausfällen gebeutelt werden und der Verein kann die Spiele nicht mehr verlegen, „könnte dieses nicht planbare Ereignis uns den Aufstieg kosten“, befürchtet Sölter.

Sein Team könne in so einem Fall auch mit zehn oder neun Spielern antreten, „aber dann wären wir nicht mehr konkurrenzfähig“, so Sölter, dessen Mannschaft bisher von Corona weitestgehend verschont geblieben ist. Über den engen Spielplan ärgert er sich dennoch - obwohl sich bislang bereits vier Mannschaften aus der D2 zurückgezogen haben und die verbliebenen Teams in der Liga verhältnismäßig häufig spielfrei haben. An Ostern ist sein FC Romania zum Beispiel doppelt im Einsatz: an Karsamstag und an Ostermontag.