Manchmal muss es wohl ein Elfmeter in der Nachspielzeit sein. Gegen Wacker Obercastrop lieferte Fußball-Westfalenligist Lüner SV wieder mal keine rundum überzeugende Leistung ab. Doch da Dominic Schmidt in der dritten Minute der Nachspielzeit vom Punkt traf, stand am Ende das 1:0 und vielleicht der Beginn einer Wende in der bislang überhaupt nicht zufriedenstellenden Saison.
„Das war ein wichtiger Sieg in einem richtungsweisenden Spiel“, sagt Matchwinner Schmidt im Rückblick. „Es ging so ein bisschen darum, ob wir die obere Hälfte im Blick behalten oder ob es für uns auch in den kommenden Wochen nur darum geht, nicht ganz unten reinzurutschen.“
Zugegebenermaßen steht der Lüner SV auch aktuell mit vier Punkten aus fünf Spielen immer noch auf einem Abstiegsplatz, aber in der engen Liga hat sich bislang auch noch keine Mannschaft oben abgesetzt, und selbst Primus FC Iserlohn liegt mit 10 Punkten alles andere als außer Reichweite. Für den ambitionierten LSV, der den Oberliga-Aufstieg nicht aus dem Blick verlieren möchte, werden die kommenden Spiele also mindestens genauso wichtig.
Dominic Schmidt zuletzt nur Joker
Schmidt spürt eine „kleine Aufbruchstimmung“ im Team, die sich schon gegen Obercastrop bemerkbar gemacht habe: „Das war nicht unser bestes Spiel, aber wir waren schon viel aggressiver als vorher. Ich glaube, dass wir es geschafft haben, den Frust, der sich bei dem einen oder anderen angestaut hat, in positive Energie umzuwandeln.“ Milan Sekulics Rückkehr sei zudem ein großer Gewinn für die Offensive.
In eben diesem Mannschaftsteil konnte der regionalligaerfahrene Schmidt, der im Sommer von Preußen Espelkamp in die Lüner Kochan-Arena gewechselt war, bis zum vergangenen Sonntag noch keine Akzente setzen. Auch gegen Obercastrop kam der Offensivmann nur für gut 20 Minuten von der Bank, in den Spielen zuvor wechselten sich Joker-Einsätze und teils frühe Auswechslungen ab.

„Ich bin alles andere als zufrieden“, gibt der 28-Jährige zu und übt sich auch in Selbstkritik: „Die ersten Spiele war ich nicht auf dem Niveau, das ich ansonsten von mir kenne.“ Die Anfangsphase der Saison habe sogar „ein kleines Déjà-vu“ in ihm ausgelöst: „Mich hat das schon an die Anfangsphase der vergangenen Saison mit Espelkamp erinnert. Da wollten wir ja auch aufsteigen und es lief zu Beginn überhaupt nicht.“
Lüner SV muss nach Erndtebrück
Dass Schmidt mit seiner bisherigen Rolle beim Lüner SV hadert, wird im Gespräch recht deutlich. „Ich habe das gegenüber dem Trainerteam auch deutlich gesagt, dass ich unzufrieden bin. Allerdings sind sie es, die die Entscheidungen treffen. Und ich kann auch verstehen, weshalb sie in den vergangenen Spielen häufiger auf andere Spieler gesetzt haben.“ Er sei kein Stürmer, der gerne die ganz weiten Wege nach hinten gehe, sondern mit Vorliebe den Weg nach vorne suche. „Wenn es insgesamt läuft, dann spielt das vielleicht keine große Rolle. Wenn nicht, dann wird es schwieriger.“

Als erfahrener Spieler mit Einsätzen in der Ober- und sogar Regionalliga wolle er aber dennoch weiter auch vorangehen, zusammen mit anderen Routiniers wie Mike Pihl und René Lindner. „Wir haben einige A-Jugendliche dazu bekommen, die aktuell noch langsam herangeführt werden müssen. Das braucht einfach ein paar Spiele, bis die Abstimmung richtig funktioniert.“
Er sei jedoch der Überzeugung, „dass bei uns gerade etwas Kleines entsteht.“ Ob aus dieser kleinen Pflanze vielleicht noch der große Wurf werden kann, wird sich möglicherweise schon im schweren Auswärtsspiel beim Oberliga-Absteiger TuS Erndtebrück (Sonntag, 15 Uhr) zeigen. „Das wird wohl die weiteste Reise für uns“, weiß Dominic Schmidt. „So eine Mannschaft aus der oberen Hälfte könnte uns aber auch guttun. Irgendwie klappt es da mit unserer Ordnung und dem Pressing besser als bei anderen Teams.“
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