Aufregung beim Bezirksliga-Derby Spieler von BW Alstedde rassistisch beleidigt?

Aufregung beim Bezirksliga-Derby : Spieler von BW Alstedde rassistisch beleidigt?
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Das Bezirksliga-Derby zwischen der SG Gahmen und BW Alstedde war hart umkämpft und spannend, wie eben ein Derby sein sollte. Doch während des Spiels kam es auch zu einem äußerst unschönen Vorfall.

In der 61. Spielminute gab es einen robusten Zweikampf zwischen Alsteddes Verteidiger Ibrahim Diara und Gahmens Furkan Kiymaz an der Außenlinie in der Nähe der Gahmener Trainerbank. Diara legte Kiymaz. Der Schiedsrichter entschied auf Foul. Dann eskalierte die Situation.

Ein Zweikampf zwischen Diara (oben) und Kiymaz (unten) verursachte die Rudelbildung in der 61. Minute.
Ein Zweikampf zwischen Diara (oben) und Kiymaz (unten) verursachte die Rudelbildung in der 61. Minute. © Goldstein

Fiel das Wort „Affe“?

„Gahmens Trainer Kadir Kaya ist dann relativ aggressiv auf meinen Spieler zugegangen. Dann hat ein Gahmener Fan Ibra als „Affe“ beleidigt“, schildert Alsteddes Coach Athavan Varathan die Ereignisse. Es kam zu einer Rudelbildung an der Außenlinie.

Für Varathan ist eine Sache klar, die Ursache für die Eskalation liegt bei Kadir Kaya: „Er war da viel zu emotional. Als Trainer geht man nicht so aggressiv auf einen 18-jährigen Spieler zu. Das gehört sich einfach nicht. So provoziert man so etwas.“ Ibrahim Diara äußerte sich bis Redaktionsschluss nicht zu den Ereignissen.

Bei der Trainerbank von Kadir Kaya (stehend links) ging es in der 61. Minute hoch her.
Bei der Trainerbank von Kadir Kaya (stehend links) ging es in der 61. Minute hoch her. © Goldstein

Koc und Kaya attackieren sich gegenseitig

Kaya widerspricht der Darstellung von Varathan grundlegend: „Es gab wiederholt ein Foulspiel gegen Furkan. Der Spieler von Alstedde hat sich dann auch noch über ihn gebeugt und ist ihn verbal angegangen. Deshalb bin ich auf ihn zugegangen und habe gesagt, dass er weggehen soll. Ich habe nur meinen Spieler in Schutz genommen.“

Eine rassistische Beleidigung eines Fans habe Kaya nicht gehört. Dafür spricht er ein anderes Ereignis an, was letzten Endes zur Rudelbildung geführt habe: „Kadir Koc ist auf einmal zu meiner Trainerbank gekommen und hat mich verbal attackiert. Das geht gar nicht.“ Kadir Koc ist Kapitän von BW Alstedde und hat tatsächlich auch schon unter Kaya in Gahmen gespielt. Im Derby konnte er aufgrund einer Sperre aus der Vorsaison nicht mitwirken, habe aber laut Kaya wohl doch zur hitzigen Stimmung beigetragen.

Wer sich die Szene noch einmal selbst anschauen möchte, kann dies in unserem Livestream tun. Ab 1:26:16 Stunde sieht man die Ereignisse mit allen Beteiligten.

Koc erklärt sein Verhalten wiederum mit dem aggressiven Auftreten seines Ex-Coaches gegenüber seinem Mitspieler: „Der Junge ist 18 Jahre alt und der rennt Kopf an Kopf auf den zu. Das geht gar nicht. Als Kapitän wollte ich meinen Teamkollegen in Schutz nehmen und habe Kaya dann zugerufen, was das soll. Dann ist er auf mich los.“

Koc wurde nach dieser Szene von einigen Zuschauern weggeführt. Zu Diaras vermeintlichen verbalen Attacken sagt Koc Folgendes: „Ich habe das nur gesehen und nicht gehört. Aber dass Spieler sich gegenseitig anpöbeln, ist völlig normal. Das regeln die untereinander. Da hat sich der Trainer nicht so aggressiv einzumischen – gerade nicht bei einem 18-Jährigen in seiner ersten Seniorensaison.“

Beim Thema Rassismus sind sich alle einig

Alsteddes Kapitän Kadir Koc kritisiert das Verhalten von Gahmens Coach Kaya.
Alsteddes Kapitän Kadir Koc kritisiert das Verhalten von Gahmens Coach Kaya. © Manuela Schwerte

Eine rassistische Beleidigung hat Koc auch nicht mitbekommen. Für ihn hatte diese Szene aber eine andere Wirkung: „Die Situation hat uns aufgeweckt. Danach haben wir besser ins Spiel gefunden und haben noch einen Punkt geholt. Dafür kann sich Gahmen bei Kaya bedanken.“ Zum Zeitpunkt der Rudelbildung stand es noch 2:0 für Gahmen. Das Spiel endete 2:2.

Ob es jetzt eine rassistische Beleidigung vonseiten eines Gahmen-Fans gab oder nicht, bleibt unklar. Aber in einem sind sich alle Beteiligten einig. Falls es eine rassistische Beleidigung gegeben haben sollte, hat sie auf einem Fußballplatz und generell in unserer Gesellschaft nichts verloren. Kaya sagt dazu: „Wenn wir so etwas mitbekommen, würden wir die Person vom Platz entfernen. Das ist selbstverständlich.“

Varathan unterhielt sich nach eigenen Aussagen übrigens noch einmal mit dem besagten Fan: „Wir haben das geklärt. Er meinte das nicht in einem rassistischen Sinn, sondern er meinte „du Affe“ als Synonym für „du Arschloch“.“ Fraglich, ob es das besser macht. Wer genau dieser Fan war, ist der Redaktion nicht bekannt.

Sportlich geht es für Gahmen am Sonntag um 15 Uhr am zweiten Spieltag der Bezirksliga weiter. Dann spielt die SG beim SSV Mühlhausen-Uelzen. Eine halbe Stunde später startet für BW Alstedde das erste Heimspiel der Saison. Gegner ist Osmanlispor Dortmund.

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