
Lennart Rademacher vom TuS Haltern erlebte in Münster die ungewöhnlichste Auswechslung seiner bisherigen Karriere. © Thomas Braucks
TuS Haltern: Rademachers kuriose Auswechslung - „Wir waren ein bisschen ratlos“
Abstieg aus der Oberliga
Seit dem 1:4 in Münster ist klar, dass der TuS Haltern in die Westfalenliga absteigt. Lennart Rademacher musste schon nach 30 Minuten ausgewechselt werden. Der Grund passt zur Saison des TuS.
Es hatte sich längst angedeutet, doch nach dem 1:4 gegen Preußen Münster II war es dann offiziell: Der TuS Haltern am See steigt aus der Oberliga Westfalen ab. Ein Spieler, der sich in Münster nur 30 Minuten lang gegen den drohenden Abstieg wehren konnte, war Lennart Rademacher (25). Danach musste er ausgewechselt werden. Geplant war das nicht - verletzt war er aber auch nicht.
Vielmehr machte dem Halterner seine Ausrüstung zu schaffen. Nach einer Flanke von außen ging er im Sprint zum Ball. „Dann bin ich umgeknickt und liege am Boden“, erzählt er. „Ich war erst mal froh, dass ich mir nichts getan habe.“ Es bedeutete letztendlich dennoch das Aus für den Verteidiger. Denn sein Schuh hatte sich zweigeteilt.
„Die ganze Sohle war abgerissen, hing nur noch an einem Faden“, so Rademacher. „Wir waren alle ein bisschen ratlos.“ Schnell kam die Idee auf, das Schuhwerk mit Tape noch mal zu kleben. Dass das nicht möglich sein würde, kristallisierte sich aber auch schnell heraus.
Lennart Rademacher: „Es wurde nicht viel geredet“
Das nächste Problem: „Für den Belag hatte ich keine Wechselschuhe.“ Und auch bei den Teamkollegen fand sich kein passendes Ersatz-Paar. Alle anderen Schuhe waren zu klein für den Mann mit Schuhgröße 46 („und zwei Drittel, um genau zu sein“).
Die Szene war ein wenig sinnbildlich für die gesamte Saison des TuS Haltern am See. „So etwas habe ich in 20 Jahren Fußball nicht erlebt“, sagt Lennart Rademacher, der an diesem Tag noch eine Premiere erlebte. „Das ist der erste Abstieg meiner Laufbahn“, erzählt er.

An weitere Spielminuten mit seinem kaputten Schuh war für Lennart Rademacher vom TuS Haltern nicht mehr zu denken, zu groß war der Schaden. © Privat
Das Gleiche galt auch für einige seiner Mitspieler. Die Stimmung in der Kabine war - verständlicherweise - nach dem Abpfiff nicht allzu gut. „Es wurde nicht viel geredet, jeder hat das so ein wenig mit sich selbst ausgemacht.“ Alle hätten in den vergangenen Spielen noch mal alles versucht. Doch es nützte nichts mehr.
Neuanfang in der Westfalenliga - „Alle haben richtig Bock“
Kommende Saison geht der TuS also in der Westfalenliga an den Start - auch mit Lennart Rademacher, dessen Zusage bereits verkündet wurde. „Ich werde dann auch wieder mehr dabei sein als zuletzt“, sagt der 25-Jährige, der aufgrund seines Studiums einige Monate kaum helfen konnte.
So wie auch in Münster ab der 30. Minute. „Das fühlte sich total komisch an“, sagt er. „Ich war ja nicht verletzt und hätte theoretisch weiterspielen können, aber konnte eben nicht mehr helfen.“
Auf die kommende Spielzeit blickt er derweil optimistisch. „Wenn wir diese Saison abschütteln, kann das auch eine Chance sein“, sagt er. Die bisherigen Verpflichtungen von Nils Fabisiak, Vangjel Frasheri und Marcel Klakus seien schon mal „ein gutes Zeichen dafür, wo die Reise hingehen kann“.
Ein Neuanfang in einer anderen Liga, davon ist er überzeugt, werde dem Verein letztendlich auch gut tun. „Alle, die für kommende Saison zugesagt haben, haben auch richtig Bock“, so Lennart Rademacher, der spätestens dann, aber vermutlich auch schon früher, mit neuen Schuhen auflaufen wird.
Zum ersten Mal muss er sich neue kaufen, weil die alten kaputtgegangen sind. „Dabei waren die noch gar nicht so alt. Nur ungefähr acht Monate und drei habe ich ja auch pausiert. Eigentlich hätten die nicht kaputtgehen dürfen.“
Erst als Praktikant, dann als freier Mitarbeiter und nach dem Volontariat seit 2021 als Redakteur für Lensing Media im Einsatz. Am liebsten im Lokalsport unterwegs - denn abseits der reinen Ergebnisse hat jedes Spiel und jeder Sportler eine spannende Geschichte zu erzählen.
