
© Jürgen Patzke (Archiv)
HSC-Trainer sprechen über ihr Aus: „Dass es so endet, tut extrem weh“
Doppel-Interview
Im Interview sprechen Andreas Stolz und Torsten Runne über ihr Aus beim HSC Haltern-Sythen und fehlendes Vertrauen einiger Spielerinnen. Einer von ihnen kündigt sein Karriereende an.
Der HSC Haltern-Sythen wird nicht mit Andreas Stolz und Torsten Runne in die kommende Saison gehen. Im Interview spricht das Erfolgs-Duo über einen drohenden Kampf gegen Windmühlen, fehlendes Vertrauen einiger Spielerinnen und eine schmerzhafte neue Erfahrung. Außerdem widersprechen sie teilweise den Aussagen des Teammanagers der HSC-Damen.
Herr Stolz, Herr Runne, dass der HSC Haltern-Sythen nicht mit Ihnen verlängern möchte, kam überraschend. Wie haben Sie auf die Nachricht reagiert?
Stolz: Im Endeffekt waren wir vom Endergebnis überrascht. Wir haben Perspektiven aufgezeigt, wie es weitergehen könnte. Dazu waren Torsten und ich eigentlich auch schon gedanklich dabei, die neue Saison vorzubereiten. Dann kam die Nachricht, die uns natürlich überrascht hatte. Die ersten Gespräche mit den Verantwortlichen deuteten noch auf eine weitere Zusammenarbeit hin.
Runne: Meine erste Reaktion war natürlich eine schwere Enttäuschung. Aber es hatte sich im Laufe der Zeit abgezeichnet. Ich war aber erst mal enttäuscht über die gesamte Situation.
Sie haben in der ersten Saison den Aufstieg feiern können, in der zweiten nach einem schwierigen Start den Turnaround geschafft und waren nun verheißungsvoll gestartet. Können Sie nachvollziehen, dass der Verein die Zusammenarbeit beendet?
Stolz: Es war im Endeffekt die Entscheidung der Verantwortlichen. Persönlich sind wir sehr enttäuscht darüber, wie das jetzt zustande gekommen ist, weil wir in der gesamten Zeit mit sehr viel Herzblut an die Sache gegangen sind und uns für die Mannschaft sehr engagiert haben. Wir haben versucht, alles für die Mannschaft zu geben. Aber es hat wohl nicht gereicht.
Runne: Aus Vereinssicht macht eine weitere Zusammenarbeit keinen Sinn, wenn das Tischtuch zwischen Mannschaft und Trainer zerrissen ist. Wir hätten immer gegen Windmühlen angekämpft. Es hätte dann immer leichte Strömungen gegen uns gegeben in der Mannschaft.

Andreas Stolz war überrascht, dass er und Torsten Runne die Damen des HSC Haltern-Sythen in der kommenden Saison nicht mehr trainieren sollen. © Jürgen Patzke (Archiv)
Teammanager Uwe Mordhorst sprach von Abnutzungserscheinungen, die es immer irgendwann gebe. Hatten Sie das Gefühl, dass es die auch in ihrem Team gab?
Stolz: Nein, Abnutzungserscheinungen sind das völlig falsche Wort. Es gab wohl nach Beendigung der ersten beiden Saison-Spiele Unstimmigkeiten bei einigen Spielerinnen, die dazu führten, dass offensichtlich das Vertrauen in uns nicht mehr vorhanden war. Dass nicht immer alle die Trainer gut finden, ist aber normal. Wenn man im Amateursport Erfolg haben will, muss man eine Linie ziehen. Dass damit nicht immer jeder einverstanden ist, ist normal.
Runne: Das Wort „Abnutzungserscheinung“ kann ich nicht ganz nachvollziehen, wir waren ja auf einem aufsteigenden Ast.
Noch ist offen, ob die HSC-Damen an der Aufstiegsrunde teilnehmen. Sollte das geschehen, stehen Sie beide dann noch an der Seitenlinie?
Stolz: Nein, das Thema ist mit den Verantwortlichen besprochen worden. Man hat uns mitgeteilt, dass wir die Mannschaft bis zum Saisonende betreuen können. Es ist für uns als Trainerteam jedoch schwierig, eine Mannschaft weiter zu trainieren, wenn man weiß, dass das Vertrauen einzelner Spielerinnen nicht mehr vorhanden ist. Dann kann man nur Fehler machen und da müssen wir uns auch schützen.
Wie geht es für Sie im Sommer weiter?
Stolz: Ich bin jetzt zu dem Entschluss gekommen, dass ich gänzlich aufhöre. Ich habe sehr viel Herzblut in die Mannschaft, die mir sehr am Herzen liegt, gesteckt. Ich möchte mich jetzt nicht mehr an eine neue Mannschaft gewöhnen. Ich ziehe mich jetzt zurück und widme mich meinem Golfsport.
Runne: Das kann ich jetzt noch gar nicht sagen. Man muss gucken, was sich ergibt. Ich habe noch nicht Lust, aufzuhören. Es hat mir bis zum Ende noch Spaß gemacht.

Torsten Runne weiß zwar noch nicht, wie es für ihn weiter geht. Aufhören möchte er allerdings noch nicht, sagt der HSC-Trainer. © Jürgen Patzke (Archiv)
Mordhorst erzählte, dass Sie über eine „temporäre Auszeit nachgedacht“ hätten.
Stolz: Jeder, der uns kennt, weiß, was wir in die Mannschaft investiert haben und weiter investiert hätten und wie gerne wir mit ihr weitergearbeitet hätten. Eine temporäre Auszeit hätte es bei uns nicht gegeben.
Runne: Eine temporäre Auszeit haben wir jetzt schon eine ganze Weile dank Corona.
Das Verhältnis zwischen Ihnen und vielen Spielerinnen wirkte von außen sehr familiär. Wie sehr schmerzt es Sie, dass Sie von nun an nicht mehr mit ihnen zusammenarbeiten können?
Stolz: Das Verhältnis war schon sehr intensiv und familiär, das tut jetzt natürlich unheimlich weh. Das ist eine völlig neue Erkenntnis, die ich in meiner Trainertätigkeit kennengelernt habe, dass es so weh tun kann. So ein gutes Verhältnis zur Mannschaft und so ein tolles Umfeld wie in Haltern hatte ich vorher als Trainer noch nie. Wir haben die Zeit in Haltern sehr genossen. Dass diese jetzt so endet, tut schon extrem weh.
Runne: Nachdem klar war, dass mit uns nicht verlängert wird, hat Andreas nicht geschlafen und ich habe auch nicht geschlafen. Ich glaube, das beschreibt es ganz gut. Ich könnte mir auch vorstellen, dass die ein oder andere Spielerinnen ebenfalls überrascht war.
Erst als Praktikant, dann als freier Mitarbeiter und nach dem Volontariat seit 2021 als Redakteur für Lensing Media im Einsatz. Am liebsten im Lokalsport unterwegs - denn abseits der reinen Ergebnisse hat jedes Spiel und jeder Sportler eine spannende Geschichte zu erzählen.
