
© Werner Schulte-Lünzum
Schulte-Lünzum verlässt HSC nach 23 Jahren: „Der perfekte und letzte Zeitpunkt“
Handball: Oberliga
Im Sommer verlässt Lukas Schulte-Lünzum nach dann 23 Jahren den HSC Haltern-Sythen. Jetzt oder nie, sagt er über seinen Wechsel und verrät, warum es zuvor nie zu einem Abgang kam.
Mit sechs Jahren begann Lukas Schulte-Lünzum (28) mit dem Handballspielen beim HSC Haltern-Sythen. Wenn er den Oberligisten im Sommer gen Gladbeck verlässt, stehen 23 HSC-Jahre in seiner Vita. „Wenn ich es jetzt nicht mache, dann wohl niemals“, sagt der Kreisläufer über seinen Wechsel zum VfL und erklärt, warum er den Schritt nun wagt. Außerdem verrät er, weshalb seine Teamkollegen ihn ab und an belächeln.
Für den Halterner wird das erste Training im Sommer beim VfL Gladbeck eine neue Erfahrung sein - noch nie spielte er für einen anderen Verein als den HSC. In wenigen Monaten ist es soweit. Begonnen hatte es im vergangenen Dezember, als Tim Deffte vom VfL erstmals bei Schulte-Lünzum nachhörte, ob er sich schon über die kommende Saison Gedanken gemacht hat.
„Mit Haltern war ich noch nicht in konkreten Gesprächen und ich hatte mir schon Gedanken gemacht, wie es - ligaunabhängig - weitergehen könnte“, erzählt der 28-Jährige. „Dann kam die Anfrage.“ Und der Halterner geriet ins Grübeln. Sollte er den Schritt nun machen oder doch beim HSC bleiben?
Lukas Schulte-Lünzum ist zweimal mit dem HSC aufgestiegen
In den vergangenen Jahren sei ein Wechsel nie wirklich Thema gewesen, erzählt er. Mit seinem dualen Studium und der Arbeit war er genug ausgelastet, hatte immer eine Sechs-Tage-Woche. „Wenn ich dann noch zusätzlich unter der Woche an einigen Tagen eine Stunde im Auto gesessen hätte, wäre es wahrscheinlich nicht vernünftig gelaufen“, so der Bruder des ehemaligen MTB-Profis Markus Schulte-Lünzum.
Zudem habe er immer das Glück gehabt, „dass der HSC auf einem entsprechenden Niveau gespielt hat, das ich leisten und mir vorstellen konnte“. In seinem ersten Seniorenjahr lief er noch in der Landesliga auf, dann folgte direkt der Verbandsliga-Aufstieg und 2019 der etwas überraschende, aber völlig verdiente Oberliga-Aufstieg. Spieler und Verein entwickelten sich beide kontinuierlich weiter.

Seit rund neun Jahren spielt Lukas Schulte-Lünzum bereits in der ersten Mannschaft des HSC Haltern-Sythen. Dieses Foto entstand 2013. © Blanka Thieme-Dietel (Archiv)
Seit dem Herbst letzten Jahres hat er sein Studium aber abgeschlossen. „Deshalb ist es jetzt der perfekte und - ich glaube auch - der letzte Zeitpunkt, um zu wechseln“, sagt er. Mit allzu vielen Jahren auf dem hohen Niveau könne er zumindest erst mal nicht planen. „Irgendwann fangen die kleinen Wehwehchen an, zu richtigen Wehwehchen zu werden“, erklärt er.
Hätte er sich nicht jetzt für einen Wechsel entschieden, wer weiß, ob sich die Chance nach der kommenden Saison noch mal geboten hätte, so Lukas Schulte-Lünzum. „Wenn ich es jetzt nicht gemacht hätte, dann hätte ich es wohl nie gemacht.“
„Es war eine brutal schwere Entscheidung“
Das Gesamtpaket VfL Gladbeck überzeugte ihn dann auch. „Dort ist alles noch mal ein bisschen professioneller, was mit Sicherheit auch an ihrer Vergangenheit in der 3. Liga liegt.“ Die Strukturen seien eben noch mal etwas besser, als sie es schon beim HSC Haltern-Sythen sind.
Leicht fiel ihm die Entscheidung, seinen Heimatverein zu verlassen, aber nicht. „Man neigt immer dazu, von der schwersten Entscheidung seines Lebens zu sprechen. Das hört sich immer übertrieben an, aber es war auf jeden Fall eine brutal schwere Entscheidung“, erzählt er. „Ich habe lange mit mir gehadert.“
Seine lange Vereinszugehörigkeit, durch die sich eine Verbundenheit zum Verein und auch ein gewisses Standing in diesem entwickelt hat, machten es ihm nicht einfach.
Lukas Schulte-Lünzum: „Mein Herz sagte Haltern, der Kopf Gladbeck“
Mit Jan-Bernd Kruth, der genauso im Sommer zum VfL Gladbeck wechselt wie Jonas Luggenhölscher, sei er immer wieder im Austausch gewesen. Letztendlich trafen beide ihre Entscheidung aber unabhängig voneinander. „Mein Herz sagte Haltern, der Kopf Gladbeck und am Ende hat sich der Bauch für Gladbeck entschieden“, erklärt Schulte-Lünzum.
„Vor dem Hintergrund der handballerischen und menschlichen Weiterentwicklung ist das jetzt ein Schritt, den ich wagen möchte.“ In der kommenden Spielzeit werde sich dann zeigen, ob er mit dem Aufwand zurechtkommt und ob er seine eigenen sowie die Erwartungen der Vereinsverantwortlichen erfüllen kann.
Was sich derweil ab dem Sommer für ihn durch den Wechsel auch verändern wird, ist die Fahrt zum Training. „Die Jungs belächeln mich manchmal, wenn ich bei Wind und Wetter mit dem Fahrrad komme“, erzählt er. Ab dem Sommer wird er dann wohl eher mit dem Auto fahren. Denn: „Gladbeck ist ein bisschen weit für eine Fahrradtour“, so Lukas Schulte-Lünzum lachend.
Erst als Praktikant, dann als freier Mitarbeiter und nach dem Volontariat seit 2021 als Redakteur für Lensing Media im Einsatz. Am liebsten im Lokalsport unterwegs - denn abseits der reinen Ergebnisse hat jedes Spiel und jeder Sportler eine spannende Geschichte zu erzählen.
