
© Manfred Rimkus (Archiv)
Keine Überraschung für Halterner Spieler: „Die Hoffnung war von Anfang an gering“
Fußball
Wie denken Halterns Amateurfußballer über die Saison-Annullierung? Wir haben drei Spieler vom TuS Haltern, Bossendorf und Flaesheim gefragt. Traurig ist keiner von ihnen.
Die einen haben schon zehn Spiele absolviert, die anderen nur fünf. Und wieder andere liegen irgendwo in der Mitte. Was aber alle Spieler aus Haltern eint: Weitere Einsätze kommen in dieser Saison nicht mehr dazu, die Saison wird annulliert. Drei Halterner Spieler äußern sich nun zum vorzeitigen Ende der Spielzeit.
„Ehrlicherweise nicht“, sagt Thomas Fritzsche, Kapitän von Concordia Flaesheim, angesprochen auf die Frage, ob ihn die Saison-Annullierung noch überrascht hat. „Die Zahlen lassen im Endeffekt nichts anderes zu“, erklärt er und verweist auch auf die Aussagen seines Trainers von vor einigen Wochen.
Damals hatte Michael Onnebrink deutlich gemacht, wie wenig er von einer Saisonfortsetzung hält. „Wir reden darüber, dass Menschen sterben – da sind Auf- und Abstiege scheißegal“, hatte er damals gesagt. Eine Einstellung, die auch sein Kapitän teilt.
Tobias Becker: „Wir hätten uns keinen Gefallen getan“
Dass die Saison nun annulliert wird, sei nur noch eine Frage der Zeit gewesen. „Man hat gemerkt, dass der Verband wartet, bis er es offiziell machen kann“, sagt Fritzsche. Tatsächlich waren dem FLVW lange die Hände gebunden, eine frühzeitige Annullierung hätte rechtliche Probleme bereiten können.
Die Spielzeit zu beenden, sei die einzig richtige Entscheidung gewesen. Vor allem aufgrund der langen Pause wäre ein Re-Start extrem gefährlich geworden, vermutet der Flaesheimer.

Tobias Becker vom TuS Haltern am See war froh, als bekannt wurde, dass die Saison 2020/21 annulliert wird. © Manfred Rimkus
„Auch bei zwei bis vier Wochen Vorbereitungszeit hätte es eine riesige Verletzungsgefahr gegeben“, erklärt er. Das in Kombination mit einem straffen Terminplan hätte, so die Vermutung Fritzsches, zu zahlreichen Verletzungen geführt.
Diese Meinung vertritt auch Tobias Becker vom TuS Haltern am See. „Ich glaube, wir hätten uns keinen Gefallen damit getan, mit ein paar Wochen Vorbereitungszeit wieder zu starten“, sagt er. „Ich denke, es hätte Verletzungen gehagelt.“
Bußmann: Es war absehbar, dass nicht mehr gespielt werden kann
Daher war es für ihn auch die richtige Entscheidung, nun einen Schlussstrich unter die Spielzeit zu ziehen. Er hätte sich auch schon eine frühere Annullierung gewünscht. „Ich hatte mir schon im Februar oder März gedacht: ‚Annulliert die Saison‘“, erzählt er.
Auch Christian Bußmann, Kapitän des SV Bossendorf, hätte sich eine früheres Ende der Spielzeit gewünscht. „Ich hatte mich gefragt, warum das so lange gedauert hat“, erzählt er. Denn schließlich sei es schon längst absehbar gewesen, dass es so kommen muss „und dass es auch keinen Sinn mehr macht“.
Selbst vier Wochen Vorbereitungszeit, so der Bossendorfer, wäre zu wenig gewesen. Die Annullierung sei dementsprechend „gesundheitlich die richtige Entscheidung“. Erst fünf Mal konnte sein Team in der nun beendeten Spielzeit in der Liga auf dem Platz stehen.

Christian Bußmann (l.) hätte sich eine Annullierung der Spielzeit schon früher gewünscht. © Jürgen Patzke
Einmal musste die gesamte Mannschaft sogar aufgrund eines Corona-Falls bei einem Gegner zum Corona-Test antreten. Danach habe man allen Spielern freigestellt, ob sie überhaupt noch mal spielen wollen, so Bußmann.
„Ich bin froh, dass sie jetzt endlich annulliert haben“
Die gesamte Diskussion um einen möglichen Re-Start hat der Bossendorfer derweil nur am Rande verfolgt. „Ich dachte mir, irgendwann werden sie ihre Gedanken und ihre Entscheidung schon mitteilen“, sagt er, „da konnte man sowieso keinen Einfluss drauf nehmen“.
Flaesheims Thomas Fritzsche hat die Debatten um Abbruch oder Fortsetzung in den vergangenen Monaten bewusst nicht allzu sehr verfolgt. „Ich hatte mich da gar nicht mehr so sehr drauf eingelassen“, erzählt er. „Für mich war sowieso klar, dass es nicht mehr auf den Platz geht.“
Natürlich hätten er und seine Mitspieler alle Lust gehabt, wieder zu spielen, „aber die Hoffnung war von Anfang an gering.“ Hätte er sich ständig mit einer möglichen Saisonfortsetzung beschäftigt, vermutet er, „hätte es bestimmt mehr Nerven gekostet.“
Letztendlich sind alle drei glücklich, dass sie nun Klarheit haben und keinem erhöhten Risiko - sowohl was Verletzungen angeht als auch Infektionen - ausgesetzt werden. „Ich bin froh, dass sie jetzt endlich annulliert haben“, sagt beispielsweise Tobias Becker.
Erst als Praktikant, dann als freier Mitarbeiter und nach dem Volontariat seit 2021 als Redakteur für Lensing Media im Einsatz. Am liebsten im Lokalsport unterwegs - denn abseits der reinen Ergebnisse hat jedes Spiel und jeder Sportler eine spannende Geschichte zu erzählen.
