
© Andreas Hofmann
Platz 9: Halterner trainiert bei einem Drittligisten – „Danach ging’s mir dreckig“
Jahresrückblick
Wir präsentieren die Top-Ten des Halterner Sportjahres. Auf Platz 9: Die Geschichte eines Halterner Fußballers, der nach einem Probetraining in der 3. Liga so erschöpft wie noch nie zuvor war.
Er ist gerade in der Phase, in der er es schwer hat“, sagte Tim Eibold, Leiter Seniorenfußball des TuS Haltern am See, im Sommer über einen seiner Spieler, der damals daran arbeitete, im Profifußball zu spielen. Dass er das Zeug dazu hat, davon war und ist Eibold überzeugt. Im Sommer absolvierte das junge Talent sogar ein Probetraining bei einem Drittligisten.
Eibold und Nico Pulver (22) kennen sich mittlerweile schon seit einigen Jahren. „Ich hatte ihn aus der U19 des VfL Bochum zu Westfalia Herne geholt“, erzählte Halterns Leiter Seniorenfußball. „Schon damals hatte ich gesagt, dass dieser Junge in die Regionalliga gehört.“
Dort wollte Pulver auch in dieser Saison spielen - um den Traum vom Profifußball zu verwirklichen. Deswegen absolvierte er im Sommer einige Probetrainings bei einigen Regionalligisten und sogar bei einem Team aus der 3. Liga.
Das Tempo war deutlich höher
„Aufgrund der Corona-Situation und der fehlenden Belastung war es sehr, sehr hart“, erzählte der Linksverteidiger, der im Sommer 2020 von Herne zum TuS Haltern am See gewechselt war. Während er sich im Lockdown nur alleine fit halten konnte, waren seine Mitspieler im Probetraining mitten im Ligabetrieb und „alle richtig fit, da war es schwierig für mich, körperlich mitzuhalten“.

Nico Pulver ging es ziemlich schlecht nach einem Probetraining in der 3. Liga. © Andreas Hofmann
Dennoch habe er eine gute Figur abgeben können - auch beim Training beim Drittligisten. „Ich hatte es geschafft, mitzuhalten, aber danach ging´s mir richtig dreckig“, erzählte Pulver. Die Autofahrt nach dem Training zurück nach Hause habe er mehrmals unterbrechen müssen, um kurze Pausen einzulegen.
Das Tempo bei dem Drittligisten sei deutlich höher als in der Oberliga gewesen, das habe ihm anfangs ein wenig Probleme bereitet. „Wenn wir die Saison auch ganz normal gespielt hätten, wäre es einfacher gewesen“, war sich der 22-Jährige sicher.
Einige Trainer von den Teams, bei denen er mit trainiert hatte, „sagten mir, dass sie es mutig finden, dass ich trotz des Trainingsrückstandes komme“, erzählte er. Das Feedback der Coaches sei auch überwiegend positiv gewesen. Einen Wechsel konnte er bislang aber noch nicht vermelden. „Es nervt natürlich, wenn jeder dir sagt, dass es schade ist, dass ich sieben Monate nicht Fußball spielen konnte“, so Pulver.
Sollte es nicht mit einem Wechsel klappen, „habe ich beim TuS (Haltern am See, Anm. d. Red.) immer die Option“, sagte er. Dementsprechend entspannt war der Linksverteidiger auch bezüglich seiner fußballerischen Zukunft.
Nico Pulver und der TuS setzen auf eine offene Kommunikation
„Wir haben klipp und klar gesagt: Er kann bei anderen Teams trainieren und wenn es nicht klappt, bleibt er eben noch ein Jahr bei uns“, bestätigte Tim Eibold. Die Art und Weise, so Pulver, wie seine Probetrainings bei anderen Teams mit dem TuS geregelt wurde, sei vorbildlich gewesen.
„Ich bin nach Haltern gekommen, um den nächsten Schritt zu machen, meine Ausbildung zu beenden und dann im Sommer oben anzugreifen“, erklärte der gebürtige Marler. Seine Berater hätten ihm von Beginn an deutlich gemacht, „dass eine offene und ehrliche Kommunikation am besten ist“.
Daher waren der TuS Haltern am See und vor allem Trainer Timo Ostdorf, zu dem Nico Pulver auch privat ein sehr gutes Verhältnis hat, immer über alle Schritte informiert. „Ich musste mir intern nicht den Kopf darüber zerbrechen, wieder (wegen einer Trainingserlaubnis, Anm. d. Red.) zu fragen“, erzählte der Linksfuß.
Der Verein habe ihm sehr geholfen und „die würden mir keine Steine in den Weg legen“. Denn letztendlich ist es das, was sich der TuS auf die Fahne geschrieben hat: Junge Spieler weiterzuentwickeln und ihnen den nächsten Schritt zu ermöglichen.
Erst als Praktikant, dann als freier Mitarbeiter und nach dem Volontariat seit 2021 als Redakteur für Lensing Media im Einsatz. Am liebsten im Lokalsport unterwegs - denn abseits der reinen Ergebnisse hat jedes Spiel und jeder Sportler eine spannende Geschichte zu erzählen.
