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Platz 10: Komplizierte Spurensuche – Was wurde aus dem internationalen TuS-Talent?
Jahresrückblick
Wir präsentieren die Top-Ten des Halterner Sportjahres. Auf Platz 10: Die Geschichte des norwegischen TuS-Talents und eine schwierige, aber erfolgreiche Spurensuche.
Er war ein technisch richtig guter Spieler“, sagt Timo Ostdorf, Trainer des Oberliga-Teams des TuS Haltern am See und ehemaliger Coach von Taulant Krasniqi, dem norwegischen Talent, das nach Haltern kam, um im Fußballgeschäft Fuß zu fassen. Was wurde aus dem Norweger, der einst in seiner Heimat schon mit Messi verglichen wurde?
„Um ehrlich zu sein, ich bin ein Typ, der Fußball liebt“, hatte Krasniqi im April 2019 gesagt, nachdem er schon einige Zeit beim TuS Haltern verbracht hatte. Er liebte ihn sogar so sehr, dass er auf sein letztes Schuljahr in der Heimat verzichtete und nach Deutschland ging.
Erst trainierte er in der Jugend unter Ostdorf, dann bei den Senioren
Denn der im Kosovo geborene Norweger wollte Fußballprofi werden. Ein Unterfangen, welches selbst einer Vielzahl der Spieler, die in den Nachwuchsleistungszentren der Bundesligisten spielen, nicht gelingt.
In seiner Heimat verglichen die Lokalzeitung Smaalene und der TV Sender TV2 Krasniqi mit dem mehrfachen Weltfußballer Lionel Messi. Auch der Argentinier verließ in jungen Jahren seine Heimat, um nach Barcelona zu gehen. Der Rest ist Geschichte.

Taulant Krasniqi kam aus Norwegen nach Deutschland und zum TuS Haltern am See, um Fußball zu spielen. © Jürgen Patzke
Für Krasniqi lief es bislang hingegen noch nicht so gut, wenngleich der Vergleich mit dem argentinischen Superstar ohnehin ein extrem unfairer ist.
Dem damals 18-jährigen Norweger gelang beim TuS Haltern am See aber immerhin der Sprung zu den Senioren - allerdings erst mal nur in die damalige U23 in die Bezirksliga. „Er sollte bei uns spielen“, bestätigt Timo Ostdorf, der damals noch die zweite Mannschaft der Halterner trainiert hatte.
Timo Ostdorf bescheinigt Taulant Krasniqi „einen Top-Charakter“
„Er ist dann aber in der Vorbereitung zurück nach Norwegen“, erzählt er. Was er heute macht, wisse er allerdings auch nicht. Was er aber weiß: „Er war schwer vom Ball zu trennen, er war wie ein kleiner Tomáš Rosický (Ex-BVB-Profi, Anm. d. Red.).“ Allerdings habe Krasniqi auch noch einige Schwächen gehabt.
„Im taktischen Bereich hatte er große Defizite“, erklärt sein damaliger Trainer. Und defensiv sei generell noch viel Luft nach oben gewesen. Körperlich hätte Krasniqi ebenfalls noch zulegen müssen, um den Sprung aus der Jugend zu den Senioren zu packen.
Menschlich sei er aber ein toller Spieler gewesen, „er hat einen Top-Charakter“, sagt Timo Ostdorf, der den Norweger gerne an den Seniorenfußball herangeführt hätte.
Krasniqis Onkel bestätigt, dass der Norweger wieder in der Heimat ist
Doch was macht Taulant Krasniqi heute? Spielt er überhaupt noch Fußball oder hat der so fußballverrückte junge Mann doch noch einen anderen Weg eingeschlagen?
Eine erste Antwort darauf kann sein Onkel liefern. „Er ist wieder in Norwegen“, bestätigt Mentor Asslani zuerst. Er und seine Frau hatten Krasniqi bei sich in Marl Polsum aufgenommen, als der damals 18-Jährige den Schritt nach Deutschland wagte und seine restliche Familie sowie seine Freunde in Norwegen hinter sich ließ.
Er spiele auch noch, sagt Asslani weiter. In der ersten oder zweiten norwegischen Liga, wo genau wisse er aber auch nicht. Und die Suche nach Krasniqi oder seinem aktuellen Team erweist sich schwerer als gedacht.
Taulant Krasniqi spielt seit seiner Norwegen-Rückkehr für Strömmen IF
Wer „Taulant Krasniqi“ bei Google eingibt, der findet sofort ein Spielerprofil auf der Fußball-Plattform „Transfermarkt.de“. Doch der Krasniqi ist nicht der, der eigentlich gesucht wird.
Nicht ein junges, vielversprechendes Talent wird einem dort angezeigt, sondern ein 32-Jähriger österreichischer Verteidiger in Diensten des ASKÖ Mauthausen. Weder das Alter noch die Position oder die Herkunft stimmen also.
Die Suche geht daher weiter - und endet dann auf „fotball.no“, einer offiziellen Seite des norwegischen Fußballverbandes. Dort gibt es für einen Taulant Krasniqi ein Profil. Ein Foto oder eine Angabe seines Alters fehlt dort allerdings.
Dafür stimmt aber die Vita mit der überein, die der Norweger damals im Gespräch mit der Halterner Zeitung nannte. Bis zu seinem Wechsel spielte er für Follo FK. Laut dem Profil des norwegischen Verbandes wechselte er 2019 - in dem Sommer verließ er den TuS Haltern am See wieder - zu Strömmen IF.
Ein Einsatz steht für das vergangene Jahr in Krasniqis Spielerprofil
Dort kam er erst in der zweiten Mannschaft zum Einsatz und dann auch für die erste, die in der zweiten norwegischen Liga spielt. Für das Jahr 2020 steht in seiner Statistik jedoch nur ein Einsatz beim 4:4 gegen Fet IL.
Ein Ligaspiel war das jedoch nicht, in welcher Spielklasse Fet IL überhaupt spielt, dazu findet man keine Informationen - ein Hinweis darauf, dass der Verein zumindest nicht in den höheren Spielklassen unterwegs ist.
Doch zumindest scheint nun klar zu sein, dass Krasniqi dem Fußball weiterhin treugeblieben ist. Kontaktversuche zum ehemaligen TuS-Spieler waren derweil bislang erfolglos - sowohl über Social-Media-Kanäle als auch telefonisch.
Erst als Praktikant, dann als freier Mitarbeiter und nach dem Volontariat seit 2021 als Redakteur für Lensing Media im Einsatz. Am liebsten im Lokalsport unterwegs - denn abseits der reinen Ergebnisse hat jedes Spiel und jeder Sportler eine spannende Geschichte zu erzählen.
