Ein Spiel noch, dann war‘s das. Marvin Niehaus hört genauso wie Henrik Kleinefeld und Robin Joemann nach der Saison beim SV Lippramsdorf auf. „Leicht ist die Entscheidung auf keinen Fall gefallen“, sagt der LSV-Kapitän.
Als beim LSV die ersten Gespräche bezüglich der kommenden Spielzeit anstanden, war er noch unsicher, wie es für ihn weitergehen soll. „Vor der Saison hatte ich schon mal gedacht, so langsam könnte man Richtung Karriereende überlegen“, erzählt er. Die Überlegung reifte im Verlauf der Hinrunde, ehe Anfang des Jahres für ihn klar war: Nach der Saison ist Schluss. Mit dem damals nur drohenden und mittlerweile feststehenden Abstieg habe das aber nichts zu tun gehabt, betont er.
Und altersbedingt hört er nicht auf. Mit 31 Jahren könnte er mit Sicherheit noch einige Zeit spielen. „Ich mache das aber nicht vom Alter abhängig, sondern von der Zeit, in der ich dem Fußball viel untergeordnet habe“, erklärt er seine Entscheidung. „Ich freue mich nach 27 Jahren auf die Flexibilität eines freien Wochenendes.“
Noch keine konkreten Pläne
Dadurch, dass er auch unter der Woche nicht mehr die fixen Trainingstermine haben wird, hat Niehaus zukünftig wieder mehr Zeit für andere Dinge. Wofür genau, das muss er selbst noch ein wenig herausfinden. „So richtig konkrete Pläne gibt es da noch nicht, ich freue mich einfach auf mehr Freizeit.“
Ein Gravelbike, eine Mischung aus Rennrad und Mountainbike, ist aber zumindest schon unterwegs. „Das möchte ich mal ausprobieren. Ein paar Lippramsdorfer Kollegen haben sich auch schon welche angeschafft, so bleibt der Kontakt also auf jeden Fall auch bestehen“, freut sich der Keeper, der auch weiterhin ins Fitnessstudio und das ein oder andere mal joggen gehen wird.

Auch wenn er sich auf die Zeit nach der Karriere als Amateurfußballer freut, leicht war die Entscheidung nicht. „Der Schritt, zu sagen, dass ich jetzt nach 27 Jahren einen Schnitt mache, war echt schwierig“, sagt er. Auch wenn seine Zeit in Lippramsdorf nun mit dem Abstieg aus der Bezirksliga endet: „Ich hatte eine tolle Zeit beim LSV und habe viele tolle Momente erlebt.“
Vermissen werde er auf jeden Fall das Gemeinschaftliche. „Dieser Teamsport wird mir am Anfang definitiv am meisten fehlen“, sagt er. Ob er irgendwann vielleicht doch noch mal zurückkehrt? „Erst mal ist es definitiv endgültig“, sagt er. Dass er in ein paar Jahren mal bei den Altherren auftaucht, möchte er aber nicht ausschließen. Erst mal möchte er aber die Zeit ohne Fußball genießen.
„Ab und an kriege ich mal einen lockeren Spruch“
Ein Spiel hat er allerdings noch vor sich. Am Pfingstmontag wird er gegen den TuS Gahlen ein letztes Mal zwischen den Pfosten stehen. Bei den letzten Partien erwischte er sich schon einige Male bei dem Gedanken, wie viele Spiele er denn nun noch vor sich hat.
Beim Gahlen-Spiel, vermutet er, werde er aber nicht an sein baldiges Ende als Fußballspieler denken. „Ich werde aber vorher mit einem anderen Gefühl zum Platz fahren“, sagt der 31-Jährige, der einst beim SV Bossendorf anfing, dann ab der D-Jugend beim ETuS spielte, ehe es ihn für seine beiden A-Junioren-Jahre zum VfB Hüls zog. Danach kehrte er zum ETuS zurück und im Winter 2013 holte Josef Ovelhey ihn nach Lippramsdorf.

Als eines seiner persönlichen Highlights nennt er auch „die Nicht-Abstiege ganz am Anfang, die wir mit Jupp gefeiert haben“. Ovelhey hatte im Zuge der Karriereende-Verkündung seiner drei Schützlinge gesagt, dass er überzeugt sei, Niehaus könne noch einige Jahre spielen. „Der Gianluigi Buffon spielt doch auch noch mit über 40“, stellte er vor einiger Zeit fest.
„Ab und an kriege ich mal einen lockeren Spruch à la ‚du bist ja noch jung‘“, sagt Marvin Niehaus. Auf Unverständnis bezüglich seines für einen Torhüters vielleicht noch frühen Karriereendes ist er aber nicht gestoßen. Dem Keeper kommt es eben nicht aufs Alter an, sondern auf die vielen Jahre, die er schon auf dem Platz gestanden hat. Und nach denen hat er sich den Amateurfußball-Ruhestand auch mehr als verdient.
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