„Er kann keine Fehler machen“ 17-Jähriger überzeugt beim HSC mit seiner Unbekümmertheit

„Er kann keine Fehler machen“
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Als er gegen CVJM Rödinghausen in der 44. Minute erstmals das Feld betrat, wurde es direkt lauter in der Dreifachhalle am Halterner Schulzentrum. Die anwesenden Jugendspieler auf den Rängen, die den HSC Haltern-Sythen regelmäßig lautstark unterstützen, feierten den Einsatz von Tim Charfreitag.

Überraschend war das nicht, schließlich ist er einer von ihnen. Erst vor wenigen Wochen ist der Halterner 17 Jahre alt geworden, spielt nach drei Jahren in Riemke seit diesem Sommer wieder beim HSC und bestreitet dort derzeit sein erstes Jahr in der A-Jugend.

Vier Mal durfte er aber auch schon Oberliga-Luft schnuppern - und überzeugte dabei direkt. 19 Tore gelangen dem Rückraumspieler bereits, elf davon erzielte er beim 28:40 gegen den TuS Volmetal.

„Er macht sich nicht groß Gedanken“

Seit rund einem Monat trainiert er bei den HSC-Senioren mit. „Man hat schon gesehen, dass er kein schlechter Spieler ist“, sagt Trainer Daniel Schnellhardt, der vor Kurzem verlängert hat. Vor einiger Zeit habe es Gespräche darüber gegeben, wie die HSC-Jugend noch besser eingebunden werden könnte.

Charfreitag erhielt daraufhin als einer von mehreren Spielern seine Chance, hinterließ sowohl in der ersten als auch der zweiten Mannschaft einen guten Eindruck. „Aber nicht nur er, Phil Mischke zum Beispiel auch“, so Schnellhardt.

Tim Charfreitag hat eindrucksvolle erste Wochen in der Handball-Oberliga abgeliefert und in seinem dritten Spiel bereits erstmals zweistellig getroffen.
Tim Charfreitag hat eindrucksvolle erste Wochen in der Handball-Oberliga abgeliefert und in seinem dritten Spiel bereits erstmals zweistellig getroffen. © Blanka Thieme-Dietel

Mischke debütierte am vergangenen und letzten Spieltag des Jahres, Charfreitag schon einige Wochen zuvor. Dabei profitierte er auch von einigen verletzungsbedingten Ausfällen und verdiente sich dann mit guten Leistungen weitere Einsätze.

„Er ist wurfgewaltig und geht sehr unbekümmert rein. Er macht sich nicht groß Gedanken, er spielt einfach“, sagt sein Trainer über den Rechtshänder, dessen Cousin Tobias Spiekermann ebenfalls zum Kader des HSC gehört, aber lange Zeit ausfiel.

„Er soll sich einfach trauen“

Tim Charfreitag, betont Halterns Trainer, habe noch viel Entwicklungspotenzial. „Es gibt auch viele Dinge, an denen wir noch arbeiten müssen.“ Beispielsweise im athletischen Bereich, was jedoch nicht ungewöhnlich ist, betrachtet man das junge Alter des Rückraumspielers, der erst seit seinem 17. Geburtstag bei den Oberliga-Herren mitspielen darf.

Auch nach der Winterpause soll der Youngster weiter Erfahrungen in der vierthöchsten Spielklasse sammeln. „Er soll immer mehr eingegliedert werden und wird auch seine Spielzeit bekommen, aber wir wollen ihn nicht verheizen“, erklärt Daniel Schnellhardt.

„Ich habe ihm auch gesagt, dass er keine Fehler machen kann. Er soll sich einfach trauen und wenn etwas mal nicht klappt, daraus lernen.“ Ab und an müsse er den 17-Jährigen aber auch mal etwas bremsen. „Wenn er einen Lauf hat, wirft er gerne und viel“, sagt er mit einem Lachen.

Wenn er spielt, spielt er eben einfach. Die Tabellensituation, vergangene Niederlagen oder die Tatsache, dass er einen großen Sprung bis in die Oberliga gemacht hat - all‘ das scheint ihn nicht groß zu kümmern, so der Eindruck von außen.

Starke Würfe trotz verbesserungswürdiger Wurfhaltung

„Er ist ein sehr ruhiger Mensch und ein Top-Kerl“, erzählt der HSC-Trainer. „Man kann sich auf ihn verlassen und er nimmt Dinge sehr gut auf. Er ist nicht so impulsiv, was er auch nicht sein muss - er macht sein Ding.“

Schnellhardt hofft, dass er auch über die Saison hinaus mit Tim Charfreitag zusammenarbeiten kann. Erst mal stehen aber noch zahlreiche Partien der laufenden Spielzeit im kommenden Jahr an. Dass da nicht immer alles klappen wird, weiß er.

„Er wird auch Spiele haben, die schlechter laufen. Es geht nicht immer nur bergauf, das habe ich ihm auch gesagt. Es ist ein Entwicklungsprozess, der völlig normal ist.“ Die Arbeit mit jungen Spielern, das ist dem 39-Jährigen anzumerken, macht ihm sichtlich Spaß.

Daniel Schnellhardt (r.) möchte Tim Charfreitag (2.v.l.) nicht verheizen, sagt der Trainer des HSC Haltern-Sythen.
Daniel Schnellhardt (r.) möchte Tim Charfreitag (2.v.l.) nicht verheizen, sagt der Trainer des HSC Haltern-Sythen. © Blanka Thieme-Dietel

„Auch den älteren Spielern kannst du was beibringen, aber bei den jungen geht noch mehr - sowas freut einen dann als Trainer auch“, sagt er. Unter anderem in der Abwehr müsse sein junger Schützling noch viel lernen. „Und auch im technischen Bereich; bei der Wurfhaltung ist noch großes Verbesserungspotenzial.“ Und dennoch lassen seine wuchtigen Würfe aus dem Rückraum schon jetzt aufhorchen.

Die Einsätze von Spielern wie Tim Charfreitag, Phil Mischke oder Johann Buschkamp sieht Daniel Schnellhardt als positives Signal an die anderen Jugendspieler des HSC Haltern-Sythen. „Die sehen ja: Hier bekommen wir eine Chance.“ Der Verein könne und wolle nicht teure Spieler von außerhalb holen. „Wir setzen auf die Eigengewächse und wollen diese weiterentwickeln.“

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