Zwei Brüder zwischen Zoff, Zusammenhalt und der polnischen Fußball-Auswahl

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Zwei Brüder zwischen Zoff, Zusammenhalt und der polnischen Fußball-Auswahl

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In der Jugend schenkten sich zwei im Amateurfußball bekannte Brüder wie später als Gegner auf dem Platz nichts. Die früheren Raufereien endeten, als einer der Brüder für Polens Auswahl kickte.

Dortmund

, 13.03.2021, 13:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Die linke Klebe verband sie auf dem Platz. Früher ging es im Elternhaus ab und an zur Sache. Da gab der Ältere dem Jüngeren auch mal „einen mit“. So unterschiedlich ihre Lebenswege, so eng hielten und halten sie trotz mancher Reiberei zusammen. Heute sind die bekannten Brüder in verschiedenen Funktionen für ihre Vereine tätig.

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„Natürlich gab es auch Konkurrenzdenken“

Der etwas jüngere Bruder Grzegorz steckte öfter ein, wenn Robert austeilte. „So ist es doch unter Brüdern“, nimmt sich der Ältere selbst in Schutz. „Natürlich gab es auch Konkurrenzdenken, aber eigentlich haben wir doch immer zusammengehalten.“

Der kleinere Podeszwa erinnert sich: „Er war eben der Stärkere, aber keine Sorge: Unsere Kindheit in Polen war sehr unbeschwert.“ Wer sich da heute an schöne elf gemeinsame Jahre erinnert, sind Trainer und Funktionär. Sie heißen eingedeutscht Robert (48) und Gregor Podeschwa (46). So kennen sie besonders in Dortmund, Lünen und Schwerte viele Leute. Robert trainiert den A-Ligisten Hörder SC, Gregor ist Nachwuchskoordinator beim Oberligisten ASC 09 Dortmund.

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„Gregor ist der Überlegte, der Planer, ich bin spontan. Wenn sich Gregor noch Gedanken macht, irgendwo reinzugehen, bin ich drin gewesen und schon wieder draußen“, sagt Robert.

Polnische Jugendnationalmannschaft und Fußballlehrer

Das äußerte sich auch in der Karriereplanung. Wieder erklärt Robert: „Ich wollte spielen, so lange die Füße mich tragen und dann Trainer werden. Gregor ist zwar Fußballlehrer. Ihm schwebte aber immer etwas Organisatorisches vor.“ Und besagter Organisator hebt hervor, dass er gerne etwas weitergeben möchte: „Die Trainerausbildung ist für uns in Aplerbeck ganz wichtig.“ Und da sind sie nun, die Brüder, die im regen Kontakt stehen, die nur ihre früheste Kindheit unter einem Dach verbrachten.

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Früh ließen die damals noch Podeszwas ihren jüngeren Sohn in die Fußballschule ziehen. „Da war ich gerade mal elf“, erinnert er sich. „Und ich war ehrgeizig und brachte es sogar in Polens-Junioren-Nationalmannschaft.“ Robert zog erst später aus, ging in eine andere Stadt. Die kleinen Raufereien, aber viel mehr die Abenteuer im schlesischen Swietochlowice beschränkten sich daher auf die frühe Zeit.

Irgendwann zog es die Eltern nach Deutschland. Und in der neuen Heimat waren die mittlerweile Podeschwas auch zunächst kurz wieder vereint. „Ich erinnere mich, dass wir sehr schnell Deutsch lernten. Ich verdanke das dem Fußball. Auf und neben dem Platz lernst du viel schneller eine neue Sprache als in Lehrbüchern“, sagt Gregor. Aus der Schule kannten die Brüder nur Russisch.

Gregor Podeschwa probierte sich im belgischen Fußball

Zunächst verließ der Jüngere dann noch einmal die Familie und spielte als Junior schon für die Senioren des SK Beveren. Aber aus dem großen Wurf in Belgien wurde nichts. Gregor kehrte nach Deutschland zurück und schloss sich dem A-Junioren-Bundesligisten SG Wattenscheid an.

Kiki Kneuper, eine Schwerter Sportgröße, war da sein Trainer. „Dann stand ich vor der Entscheidung Familie, Beruf und/oder Fußball.“ Die Entscheidung für „und Fußball“ erwies sich auf dem weiteren Lebensweg als goldrichtig. Er studierte BWL und arbeitet heute für die Arbeitsagentur.

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Und viel wichtiger: „Meine ältere Tochter machte mich zu einem sehr jungen Großvater. Während Robert auch einen Sohn hat, kann ich offenbar nur Mädchen, es ist auch eine Enkelin.“ Und da hat Gregor den älteren Bruder Robert überholt: „Meine Kinder sind noch nicht so weit“, erklärt der Ältere.

Wieder die Rückblende: Der jüngere und ehrgeizigere Bruder kickte mit dem Wuppertaler SV in der Regionalliga, später unter anderem für den VfL Schwerte in der Verbandsliga. Im Laufe ihrer Karriere spielten die Podeschwas auch in einem Team. „Gregor zentral, ich außen“, erklärt Robert.

Robert Podeschwa mit Sohn Angelo Podeschwa 2017 - damals noch im Dress von Westfalia Huckarde.

Robert Podeschwa mit Sohn Angelo Podeschwa 2017 - damals noch im Dress von Westfalia Huckarde. © Dan Laryea

„Wir haben uns da gar nichts geschenkt“

Zunächst glaubte auch Gregor, im Trainergeschäft etwas erleben zu können. Er bestand die Prüfung zum Fußballlehrer, arbeite im Nachwuchsbereich des BVB und des VfL Bochum, ehe er lange in Schwerte den Geisecker SV trainierte. Schon da dachte er über das Traineramt hinaus: „So ist er“, sagt der Bruder, „speziell mit seinen eigenen Vorstellungen.“ Und davon profitieren heute die Aplerbecker.

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Fokussiert sei er auch auf dem Platz gewesen, sagt Robert über sich. „Aber ich habe immer viele Dinge spontaner entschieden.“ Ganz so hoch hinaus wollte er dann nicht. Robert – und das verbindet beide – gründete früh eine eigene Familie: „Ja, dieser Familiensinn eint uns.“

Erinnerungen an die Kindheit wurden nur noch einmal richtig wach, als die Podeschwas im höheren Alter als Gegner auf dem Platz standen. Gregor spielte für den VfL Schwerte, Robert für den BV Brambauer. „Wir haben uns da gar nichts geschenkt“, bestätigen beide. Die Ergebnisse: „Wissen wir nicht mehr so genau.“

„Und Fußball“ übertrifft „nur Fußball“

Heute, da der eine bereits Opa, der andere aber auch Vater erwachsener Kinder ist, gibt es neben dem Fußball längst andere Themen: „Wir besuchen unsere Eltern gemeinsam, telefonieren auch häufig. Dann geht es viel eher darum, was unsere Kinder so machen.“ Wieder heißt es nur „und Fußball“ und nicht „nur Fußball“. Diese glücklich machende Entscheidung verbindet die beiden wieder.

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Wenn es um Verbindendes und Trennendes zwischen den beiden geht, spricht fast nur Robert. Gregor, der Überlegte, braucht Bedenkzeit. „Frag lieber Robert“, sagt er meist. Und doch will er diese Geschichte dann nicht ohne etwas zu Ende gehen lassen, das die beiden aus seiner Sicht verbindet. „Wir beide sind sehr zielstrebig.“ Robert lacht: „Wenn er das sagt…“