
Der TuS Eichlinghofen überraschte im Testspiel gegen den FC Brünninghausen nicht nur mit seiner Leistung, sondern auch mit seinem Kapitän. © Stephan Schuetze
TuS Eichlinghofen überrascht gegen Brünninghausen mit der Leistung - und mit einem Spieler
Fußball-Bezirksliga
Der TuS Eichlinghofen hielt im Testspiel gegen den FC Brünninghausen über 90 Minuten gut mit. Doch das war nicht die einzige Überraschung des vergangenen Dienstags.
Für die einen war es ein beachtliches Testspiel eines starken Bezirksligisten gegen den Ersten der Westfalenliga, das nur 2:3 endete. Für den Trainer des Underdogs aber war es viel mehr. Ihm zauberte am Dienstag schon die pure Anwesenheit eines Spielers ein breites Grinsen ins Gesicht.
TuS Eichlinghofen: Überraschungskapitän im Testspiel gegen Brünninghausen
Marc Neul hatte einen Überraschungskapitän aufgeboten. Überraschend, weil der Spieler des TuS Eichlinghofen gewöhnlich dieses Amt nicht trägt. Überraschend auch, weil es ohne große Vorankündigung das erste Spiel nach langer Verletzungspause für ihn war. Also sprach Neul: „Das war ein guter Test.“ Mundwinkel hoch, Augenleuchten: „Das Allerschönste aber an diesem Abend war, dass Andi Dapi wieder gespielt hat.“
Was sind schon Ergebnisse im Verhältnis zur Gesundheit? Neul setzte nicht nur wegen des Testspielcharakters des Vergleichs gegen den FC Brünninghausen klare Prioritäten: „Andi tut uns schon mit seiner Anwesenheit so unfassbar gut.“ Komplimente auf dem Weg zur kompletten Genesung sind mit Sicherheit ein probateres Mittel als Druck oder ähnliche Hemmnisse. Was Neul und wohl alle Eichlinghofer über und auch zu Andi Dapi sagten, kam einfach nur authentisch von Herzen. Es half ihm ohne Zweifel. „Die Binde trug er heute, weil wir seinen Charakter, seine Arbeit für das Comeback und für seine Unterstützung von außen anerkennen“, erklärte Neul die Wahl.
All das kam bei demjenigen, für den es auch das Allerschönste war, mitspielen zu dürfen und das sogar mit Kapitänwürden, genauso an, wie es gedacht war. Andi Dapi (29) war auch am Tag nach dem Test ganz angetan: „Alle Menschen in Eichlinghofen waren seit meinem Kreuzbandriss im März so nett zu mir. Die Jungs aus der Mannschaft, die Trainer, selbst unsere Grillcrew haben mich immer gefragt, wie es mir geht, ob sie mir helfen können. Jetzt wieder Spieler zu sein und das gegen einen tollen Gegner, gegen den sich jeder beweisen will, bedeutet mir sehr viel.“
Andi Dapi vom TuS Eichlinghofen war seit März ausgefallen
Natürlich war es ein Spiel, das beiden Teams die Möglichkeit offenbarte, Rekonvaleszenten oder Ergänzungsspielern eine Bühne zu bieten. Letztendlich aber war es das Spiel, wie gemacht für Andi Dapi. „Ich durfte auf der Zehn ran“, erläuterte der Comebacker. „Ich bin jetzt erst einmal für jede Minute dankbar, die ich spielen kann.“ Dass es so weit kam, verdankt er seinem positiven Gemüt, mit dem er seit März an seiner Wiederkehr arbeitete. „Er war in der Form seines Lebens und behält trotz der Verletzung den Kopf oben“, sagte Neul damals voller Anerkennung.

TuS Eichlinghofens Andi Dapi (l.) kehrte nach mehr als einem halben Jahr Verletzungspause auf den Fußballplatz zurück. © Foltynowicz
Der Mannschaftsspieler Dapi war früher Rechtsverteidiger, dann Mittelfeldspieler und zuletzt ein wenig aus der Not geboren Stürmer. Nach dem Achillessehnenriss von Stammstürmer Salomon Kadima Tshitungu avancierte Dapi damals zum Torjäger-Nachfolger Tshitungus.
Neun Treffer erzielte er in sieben Spielen, eins davon zum 4:1 bei RW Germania. Kurz darauf verletzte sich die Angriffsentdeckung schwer. So wurde er auch in einer zweiten Kategorie Tshitungus Nachfolger, in der er es sich aber lieber erspart hätte. Sie heißt schwere Verletzung. Bevor Dapi den folgenden Leidensweg beschreibt, ist ihm eins wichtig: „Um am Ende so schnell wieder auf die Beine zu kommen, benötigte ich Unterstützung. Mein Operateur Dr. Tintrup, Krankengymnastik Pino und natürlich Familie und Freunde haben das ganz toll gemacht.“
TuS Eichlinghofens Dapi nach Rückkehr: „Ich hatte Respekt vor der Situation"
Nichts aber geht, wenn der Patient nicht willig ist. Dapi sagt: „Ich bin keiner, der den Kopf in den Sand steckt, habe sofort Operation und Reha geplant. Und dann kam ich dem Ziel immer näher.“ Bevor er am Dienstag im Test mitmischte, hatte er der 2. Mannschaft geholfen, sich mit einem 3:2 über den jetzt Ex-Spitzenreiter BSV Fortuna wieder mitten in die Musik an der Tabellenspitze der Kreisliga B2 zu schießen. Nach 60 Minuten war dann Schluss: „Für mich war das im Kreise mit vielen Bekannten in einer Mannschaft ein ganz wichtiges Signal an mich. Ich hatte vielleicht keine Angst, aber Respekt vor der Situation. Dieser wich mit dem ersten Mal, als ich vom Gegenspieler etwas auf die Socken bekam. Denn alles hielt. Aber ich habe auch gespürt, dass Ausdauer, Muskulatur und damit auch meine Explosivität noch nicht zu hundert Prozent da waren.“
Dapi will das schnell aufholen. Jeder Einsatz ist für ihn ein Erfolgserlebnis. Nicht jedes Spiel wird fortan das allerschönste sein, aber ein wichtiger Schritt für ihn, um ganz der Alte zu werden. Und für die Mannschaft: „Die macht es ohne mich schon jetzt hervorragend, spielt eine Super-Saison. Gut, die Niederlage gegen Hannibal musste vielleicht nicht, darf aber schon sein. Jetzt in Massen wollen wir an die Ergebnisse von vor dem Spitzenspiel anknüpfen“, hat Dapi klare Ziele vor Augen.
Selbst wenn er seiner Mannschaft noch nicht über 90 Minuten helfen kann, wäre ein längerer Einsatz bei einem Auswärtssieg schon schön. Stichwort „anknüpfen“: Wenn Andi Dapi da weitermacht, wo er vor seiner schlimmen Verletzung aufhören musste, nämlich mit Toren, dann wäre ein Sieg mit einem Dapi-Treffer doch wieder das Allerschönste für alle Eichlinghofer: die Spieler, die Trainer und sogar die Grillcrew.
Dortmunder Jung! Seit 1995 im Dortmunder Sport als Berichterstatter im Einsatz. Wo Bälle rollen oder fliegen, fühlt er sich wohl und entwickelt ein Mitteilungsbedürfnis. Wichtig ist ihm, dass Menschen diese Sportarten betreiben. Und die sind oft spannender als der Spielverlauf.
