
© Stephan Schütze
TuS Bövinghausen: Top-Spieler erhält nach Würgegriff vier Spiele Sperre – Vorsprung schmilzt
Fußball-Westfalenliga
Überraschend zufrieden ist der TuS Bövinghausen mit dem 0:0 gegen den FC Iserlohn. Zwei Mal gerieten die Spieler beider Mannschaften aneinander.
Dem TuS Bövinghausen ist es am Freitagabend nicht gelungen, die Verfolger auf Distanz zu halten. Nach dem 0:0 gegen den FC Iserlohn setzte sich der DSC Wanne-Eickel im Verfolgerduell gegen den TuS Hordel 2:0 und verkürzte so den Rückstand zum TuS auf fünf Punkte. In Bövinghausen arteten dagegen die Emotionen aus.
Nur ein paar Sekunden dauerten die Reibereien, als beide Teams nach einer Tätlichkeit von Marko Onucka ebenso aneinander gerieten wie nach einem nicht gegebenen vermeintlichen Tor durch Pjer Radojcic. Schiedsrichter Juan Vicente Querol Martinez und seine Assistenten erlebten aus ihrer Sicht kein langweiliges 0:0. Das Trio aber schickte nach Onucka – der für seinen Würgegriff vier Wochen gesperrt wurde – später auch TuS-Vorsitzenden Ajan Dzaferoski und einen Betreuer hinter die Bande. Und es kehrte Ruhe ein.
TuS Bövinghausen: Kapitän ist zufrieden
Für Bövinghausens Kapitän Sebastian Mützel spielten die Scharmützel nach der Partie keine Rolle mehr. „Das gehört doch auch ein bisschen dazu. Jetzt geben wir uns die Hand.“ Dann verteilte er gar verbale Streicheleinheiten an den Gegner: „Ihr spielt einen guten Ball. Ihr habt echt eine gute Mannschaft.“ Weihnachtsfrieden an der Provinzialstraße.
Mützel, der gewöhnlich keinem Disput mit Gegnern aus dem Weg geht, blieb schon während der turbulenten Szenen erstaunlich zurückhaltend. Er wusste wohl, dass seine Mannschaft gegen gut organisierte Iserlohner mehr als nur Emotionen aufbieten musste.
Denn sah es nach der ersten Hälfte so aus, als ginge der Schuss, ein Spiel auf einen Freitagabend zu legen, wie schon gegen Sodingen (2:3) erneut nach hinten los, änderte sich das nach dem Knackpunkt der Partie. In Unterzahl nach der Onucka-Hinausstellung (43.) warf der TuS mehr in die Waagschale.

TuS-Coach Sebastian Tyrala diskutierte mit den Schiedsrichtern. © Stephan Schütze
Wenn die individuelle Klasse alleine nicht reicht, muss es eben auch mal der Kampf sein. Und das beherzigten Mützel und Co. Dann darf der Erste auch nach einem Remis gegen den Fünften zufrieden sein: „Ja, den Punkt nehme ich gerne mit“, sagte Mützel. „Gerade in Unterzahl haben wir das super wegverteidigt.“
Dazu seien ja auch gute Gelegenheiten gekommen. Den Radojcic-Ball wähnte auch Mützel hinter der Linie. Ganz cool zeigt er sich dann: „Aber gut, das 0:0 ist ein gerechtes Ergebnis.
Der abgekühlte Heißsporn zog dann sofort ein nüchtern positives Gesamtfazit: „Ich sage doch immer: Wenn mir einer vor der Saison gesagt hätte, wir gehen als souveräner Tabellenführer in die Winterpause, hätte ich das blind genommen.“
Ganz ruhig erklärt der Außenangreifer, was sein TuS aber noch verbessern könne – vielleicht, um dann auch wieder Freitagsabendspiele vor 600 Zuschauern zu gewinnen. Wobei: Alleine diese erneut starke Zuschauerzahl macht die Bövinghauser zu Gewinnern der Vorrunde.
TuS Bövinghausen: Nach der Partie alles ruhig
Aber sportlich, da macht auch Mützel trotz der Herbstmeisterschaft kein Geheimnis raus, sind eben immer noch ein paar Dinge zu beherzigen: „Anfangs lief es im Angriff noch nicht rund, das haben wir dann in den Griff bekommen. Bis auf das Spiel gerade hatten wir in den vorigen Wochen auch nicht ganz so gut verteidigt. Aber noch mal: Wir sind Erster!“
Keine Bange also: „Wir müssen wieder eine gute Mischung finden. Der Trainer ist ja neu. Der kann während der Vorbereitung seine Ideen einbringen. Dann sind wir gewappnet für die Frühjahrsserie.“
Da Mützel den Trainer erwähnte: Auch Sebastian Tyrala sprach mit den Iserlohnern ganz ruhig nach der Partie – und mit dieser Redaktion: „Ja, der Ball von Pjer war drin. Aber der Roten Karte gegen Marko gibt es keinen Zweifel. Nur hat der Schiedsrichter bei einer ähnlichen Aktion auf der anderen Seite nicht durchgegriffen. Aber wir dürfen uns jetzt über eine starke zweite Hälfte freuen. Und ja, den Punkt nehmen wir mit.“
Dann kommt sogar Vorfreude in Tyrala während der Weihnachtszeit durch. Der Verein beschert ihn nämlich mit mehreren Neuzugängen. „Die tun uns auch gut. Wir hatten personell immer wieder Ausfälle zu verkraften. Heute ist kurzfristig zum Beispiel noch Serdar Bingöl ausgefallen.“
Nach dem Cooldown auch des Trainers Gemüt wird es sogar noch angenehm herzlich warm, denn dann richtete Tyrala festliche Worte an seine Familie: „Ich freue mich, mit meinen Kindern zu feiern und alle Verwandten zu sehen.“
TuS Bövinghausen: Weihnachtsfrieden steht nichts im Wege
Im Sommer hatte Tyrala sich für elf Stunden in den Zug gesetzt, um sein damaliges Team Türkpor während des Hecker-Cups zu unterstützen. Diesen Stress hat der Coach diesmal nicht: „Wir bleiben hier, feiern, tanken Kraft. Und dann freue ich mich riesig auf die Vorbereitung. Ich habe bereits einen Plan für die Jungs, ein paar Testspiele eingeplant. Dann können wir in Ruhe arbeiten.“
Und jetzt waren die Gedanken ganz weit weg von Rudelbildungen. Als wollte er die Besucher endgültig beruhigen, stand dann auch noch Ajan Dzaferoski am Eingang und verteilte Großkreutz-Trikots und Fanartikel an Kinder und Jugendliche. Er lächelte ganz milde, auch der polternde Vorsitzende war längst Geschichte. Weihnachtsfrieden an der Provinzialstraße!
Dortmunder Jung! Seit 1995 im Dortmunder Sport als Berichterstatter im Einsatz. Wo Bälle rollen oder fliegen, fühlt er sich wohl und entwickelt ein Mitteilungsbedürfnis. Wichtig ist ihm, dass Menschen diese Sportarten betreiben. Und die sind oft spannender als der Spielverlauf.
