Exklusiv: Thorsten Legat spricht über die Bövinghausen-Trennung: „Da flossen Tränen“

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Exklusiv: Thorsten Legat spricht über die Bövinghausen-Trennung: „Da flossen Tränen“

rnDas Legat-Aus

Die Trennung ist erst zwei Tage her, entsprechend emotional reagiert Thorsten Legat am Telefon, wenn er über sein Aus beim TuS Bövinghausen spricht.

Dortmund

, 30.10.2019, 11:58 Uhr / Lesedauer: 4 min

Thorsten Legat hat keine Ahnung. Er begreift nicht, warum es ein so großes Thema ist, dass der 50-Jährige nicht mehr Übungsleiter beim TuS Bövinghausen ist. „Ich verstehe nicht, warum man da einen ganz großen Akt draus macht“, erklärte er seinen rund 21.000 Followern in einer Instagram-Story. „Ich bin seit 2002 aus dem Fußball-Bundesligageschäft weg.“ Dass er immer noch polarisiert, wundert ihn offenbar selbst.

Tränen beim Abschied

Denn nicht nur die Dortmunder Fußballszene, sondern auch Boulevard-Magazine stürzten sich auf die Meldung der Vertragsauflösung des ehemaligen Bundesliga-Profis. Sogar das Fachmagazin Kicker berichtete über die Trennung vom TuS.

Am Dienstag sprach Legat dann selbst mit dieser Redaktion, gab einen Einblick über die vergangenen vier Monate in Dortmund und auch sein Gespräch mit Ajan Dzaferoski, dem Vorsitzenden des TuS Bövinghausen, am Montag. „Wir haben sehr lange miteinander gesprochen“, erzählte Legat. Mehrere Stunden soll das Gespräch zwischen ihm, seinem Manager und Dzaferoski gegangen sein. Emotional war es laut Legat wohl: „Da flossen Tränen, ganz klar.“

Keine Streitigkeiten

Doch Streitigkeiten zwischen dem gebürtigen Bochumer und Dzaferoski? Mitnichten. Die Beziehung zwischen den beiden scheint stabil genug zu sein. „Mein Präsident ist mein Freund, das wird auch so bleiben“, stellt Legat klar. Es ist bemerkenswert, dass Legat immer noch von seinem Präsidenten spricht, die Hochachtung vor Dzaferoski scheint bei ihm immer noch da zu sein.

„Aber das Leben muss weitergehen“, sagt Legat.

Legat hätte die Zeit als Trainer des Landesligisten, „von der ersten bis zur letzten Sekunde genossen“. Er sagt, dass er schon sehr traurig darüber sei, dass es nun vorbei ist. „Wir bleiben uns treu.“

Fünf Siege, vier Niederlagen

Doch was bleibt am Ende aus sportlicher Sicht? Legat hat in der Liga fünf Siege geholt, aber auch viermal verloren. Hinzu kommen noch zwei Unentschieden. Im Westfalenpokal gab es das Erstrundenaus gegen den Westfalenligisten Wanne-Eickel, im Kreispokal ist der Hallenstadtmeister der vergangenen Spielzeit noch vertreten.

Legat sagt selbst: „Ich habe alles rausgeholt, aber es geht nicht von heute auf morgen.“ Er spielt dabei auf die vergangenen Wochen an, als der Motor des TuS leicht ins Stocken geriet, die Fahrt der Bövinghausener schon frühzeitig zu kentern drohte.

Letztes Spiel war eine Niederlage

„Wir hatten einige Probleme, viele Spieler sind weggebrochen, jetzt am Ende waren es ja nur noch 12, 13 Stück“, spielt Legat auf die vergangenen Spiele an. Legat stand dabei nicht mehr an der Seitenlinie, hatte sein letztes offizielles Spiel an der Seitenlinie Anfang Oktober bei der 0:1-Niederlage gegen den SV Wacker Obercastrop.

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Danach ging es für Legat zu Dreharbeiten in das Ausland. Er hat einen Exklusivvertrag mit RTL. Und es scheint gut zu laufen für den Mann, der aus dem Wort „Kasalla“ sein Image kreierte. Drei Wochen war er weg. Drei Wochen, in denen Dirk Abel, aber auch vor allem Dino Dzaferoski das Training übernahmen. Dino Dzaferoski war es dann auch, der vor allem bei den Spielen akribisch an der Seitenlinie arbeitete, den Ton angab.

Eine Riesenehre, „ein Teil der Familie zu sein“

Das wird er auch in den kommenden Wochen tun, wenn er gemeinsam mit Sven Thormann und Ajan Dzaferoski das Sagen an der Provinzialstraße hat. Für Legat geht es nicht mehr weiter. Es sei eine Riesenehre für ihn gewesen, „ein Teil dieser Familie gewesen zu sein“.

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Legat ist es nun nicht mehr, die Familie muss zumindest in ausführender Funktion ohne ihn auskommen, für ihn selbst stehen eben noch mehr TV-Drehs an. Noch mehr Arbeit, die verhindert, dass er weiter die Verantwortung für das Projekt TuS Bövinghausen übernehmen könne.

Verständnis in Bövinghausen

„Mein Präsident hat zu mir gesagt: ‚Du bist ein Kind des Fernsehens‘“, erzählt Legat. Das Verständnis für die Situation scheint da zu sein, es war laut den Beteiligten schon vor der Saison abgemacht. Trotzdem betont Legat immer wieder, wie traurig er darüber ist. „Ich habe einige Spieler dort hingebracht, hatte eine innige Verbindung zu ihnen“, erzählt er.

„Aber das Leben muss weitergehen“, sagt Legat.

Doch wie soll es sportlich nun weitergehen für den TuS Bövinghausen – ohne Legat? Er würde sich wünschen, dass der Klub wieder in die Spur findet, „es nach oben schafft und die Qualifikation zur Aufstiegsrunde hinbekommt“.

Die „geheime Mission“

Es ist einer dieser Punkte, weshalb viele in Dortmund den Verein aus dem Dortmunder Westen kritisch beäugt haben seit dem Sommer. Ständig sprachen alle Beteiligten und vor allem Legat von einer „geheimen Mission“, die sie mit dem TuS Bövinghausen hätten.

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Was damals wohl schon viele ahnten, ist deutlich länger Realität: Der TuS Bövinghausen spielte von Anfang nicht nur um einen der ersten fünf Plätze in der Landesliga. Die „geheime Mission“ ist der Aufstieg – auch ohne Legat.

„Ich hatte wenig Kontakt“

Dieser will aber, sollte er die Freiheiten dazu haben, sich die Spiele des TuS Bövinghausen weiter angucken. Es ist ja auch so, dass sein Sohn weiter für den TuS spielt, wie Dzaferoski im Interview bestätigte: „Ja, Nico Legat macht erst mal weiter. Genau wie alle anderen auch.“

Von diesen anderen hat sich Legat bislang noch nicht verabschiedet, das wird er noch in den nächsten Wochen oder Monaten, kündigt er an. „Ich hatte ganz wenig Kontakt, bin noch sehr traurig“, erzählt Legat, „Ich bin eben beim Fernsehen.“

Legat hat sich in Dortmund wohlgefühlt

Die Fußballszene in Dortmund wird es wohl verschmerzen können, so wirkt es zumindest, wenn man sich zahlreiche Kommentare in den sozialen Medien zum Abgang des ehemaligen Dschungelcamp-Besuchers durchliest. Viele scheinen das Projekt TuS Bövinghausen mit viel Missgunst zu verfolgen, prognostizierten schon frühzeitig ein Scheitern der Verbindung Legat und Bövinghausen.

Trotzdem hat Legat sich, so gibt er es preis, wohlgefühlt im Dortmunder Fußball: „Ich habe mich pudelwohl in Dortmund gefühlt, wurde hier gut aufgenommen.“ Zu vielen Spielern und Trainern aus anderen Vereinen hätte er in den vergangenen vier Monaten einen guten Kontakt aufgebaut. „Das hat mich beeindruckt, wie das Dortmunder Fußballumfeld drauf ist“, erzählt er.

Emotionaler Abschluss

Zum Abschluss des Gesprächs wirkt Legat emotional, bedankt sich für die Zeit, die er hatte, wie er in Dortmund aufgenommen wurde. Er hofft, dass er einen guten Eindruck gemacht hat.

Und selbst wenn das für den einen oder anderen nicht so war: Das Leben muss weitergehen. Für Legat. Und den TuS Bövinghausen.

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