
Türkspor Dortmund gewann das Landesliga-Derby gegen den Hombrucher SV. © Stephan Schuetze
Türkspor profitiert von Zweitliga-Erfahrung gegen Hombruch - „Das sind die geilsten Spiele“
Fußball-Landesliga
Türkspor Dortmund hat den großen Schritt in Richtung Westfalenliga gemacht. Profitiert hat TSD dabei von der Zweitliga-Erfahrung eines Akteurs, der seinem Team ein Kompliment aussprach.
Für Türkspor Dortmund war es in mehrfacher Hinsicht ein ganz heißes Derby beim Hombrucher SV. Die hohen Temperaturen in der knallenden Hombrucher Sonne, die Feuer auf der Türkspor-Tribüne, der heiße Tanz mit Gegner HSV und nachher aus Freude mit den vielen Fans. Einer, der während des Spiels gerne die Flamme mit ungebremstem Einsatz lodern lässt, gepaart mit deftigen Worten, kühlte inmitten der trommelnden, tanzenden und singenden Türkspor-Gemeinde erstaunlich schnell ab.
Mehrere Jahre Zweitliga-Erfahrung bringt TSD-Angreifer Marcel Reichwein (36) mit. Für den VfR Aalen erzielte er das erste Zweitligator überhaupt. Was juckt einen da ein Landesliga-Derby in einer Stadt, in der er nicht aufgewachsen ist? So ruhig der Mentalitätsspieler sprach, so energisch hatte er vorher auf dem Platz ein Derby voll gelebt. „Das sind doch die geilsten Spiele, die Spiele, in denen es um was geht. Auf solche Spiele warten wir.“
Weil selbst der in Hessen geborene Reichwein also mit ganzem Herzblut dieses Spitzenspiel des Zweiten gegen den Ersten komplett genießen wollte, setzte er gleich in der Anfangsphase körperlich und verbal Zeichen, versuchte schnell, sich den Respekt der zum Großteil jungen Hombrucher Mannschaft zu verschaffen. Der Angreifer bewegt sich dabei oft an der Grenze zur Verwarnung. Er erreicht aber mit dieser Gangart, dass gleich Pfeffer in solche Partien kommt. Für Harmonie ist ja noch nachher Zeit. In Hombruch machte der Ex-Profi als Aggressive Leader schnell klar, dass gegen den Titel-Konkurrenten aber auch für das Spielerische nachher Zeit genug sei.
Der HSV tat ihm zunächst nicht den Gefallen und verlor die Konzentration, sondern behielt 45 Minuten lang die Augenhöhe in jeder Hinsicht. Aber letztendlich bergen Türkspor-Spiele für nahezu jeden Landesligisten irgendwann zu viele zu löschende Brände. Irgendeiner der top besetzten Truppe ist immer für eine bemerkenswerte Einzelleistung, einen öffnenden Pass oder einen gefährlichen Standard gut. Da Reichwein in Satiliano Braja im Derby auch einen bestens aufgelegten Mit-Angreifer an seiner Seite wusste, musste die HSV-Abwehr ständig reagieren. Als dann der Bann brach, zeigte sich wieder der TSD, der er in den leichteren Partien atemberaubend auftrumpfte. Reichwein wollte auch noch sein Tor. Das 4:1 war dann sein 30. in dieser Saison. Damit führt er die Wertung an.
Türkspor Dortmund: Reichwein mit Kompliment an das Team
Der Angreifer aber dachte im Jubeltaumel dann doch eher an die Mannschaft: „Großes Kompliment an die Jungs, auch weil sie nach dem 0:1 wiederkommen und stark reagieren.“ Ohnehin sei das eine tolle Mannschaft. „Wir haben uns zu einer echten Einheit entwickelt, trotz einiger Rückschläge. Trainerwechsel, einiger Unentschieden. Und die starken Hombrucher haben uns herausgefordert, doch wir haben immer gemeinsam weitergemacht.“
Fast so überflüssig wie das eine oder andere Unentschieden erschien Reichwein dann auch die Nachfrage, ob die Reaktion im Spiel, aber auch die Entwicklung während der Saison für den Charakter der Mannschaft spreche: „Darauf brauche ich doch nicht zu antworten. Das hat doch hier jeder gesehen.“ Stimmt auch wieder! Reichwein wollte damit nur verdeutlichen, dass er sich am richtigen Ort fühlt: „Wenn es läuft, haben wir hier eine Super-Stimmung. Sehen und hören Sie selbst. Was hier los ist…“
Bevor sich der gestandene Mann dann doch wieder der ausgelassenen türkisch geprägten Lebensfreude am Rande des Spielfeldes hingab, schickte er noch kurz die Erwartung heraus: „Es ging hier um den Aufstieg. Ganz klar ist er noch nicht. Uns fehlt noch ein Sieg. Davon bin ich aber absolut überzeugt.“ Hier erübrigt sich die Nachfrage noch mehr. Türkspor mit Reichwein und seiner Mannschaft, die beides kann - Kampf und Spielkunst -, macht in wenigen Tagen alles klar. Es wird ein heißer Tag, unabhängig des Wetters. So viel steht fest.
Dortmunder Jung! Seit 1995 im Dortmunder Sport als Berichterstatter im Einsatz. Wo Bälle rollen oder fliegen, fühlt er sich wohl und entwickelt ein Mitteilungsbedürfnis. Wichtig ist ihm, dass Menschen diese Sportarten betreiben. Und die sind oft spannender als der Spielverlauf.
