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Traurige Realität im Amateurfußball: Ohne Geld brauchst du nicht auf den Aufstieg hoffen
Meinung
Viele Klubs suchen den schnellen Erfolg und schütten dafür eine Menge Geld aus. Mit Geduld kommt man nicht mehr weit im Amateurfußball, findet unser Autor Thomas Schulzke.
Der Profi- und Amateurfußball sind gar nicht so grundverschieden, wie alle immer denken. In beiden Bereichen regiert das Geld. Ohne das ist es extrem schwer geworden, überhaupt Erfolg zu haben. Immer mehr Amateurteams streben durch ihre finanzielle Druckwelle in den Teich der höheren Ligen. In Dortmund sind der TuS Bövinghausen und Türkspor gute Beispiele.
Türkspor ist von der der Kreisliga B in die Landesliga durchmarschiert, der TuS Bövinghausen von der Kreisliga A in die Westfalenliga. Und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Außerhalb Dortmunds schwimmen Preußen Espelkamp oder IG Bönen. Der RSV Meinerzhagen ist von der Bezirksliga bis in die Oberliga hochgeschossen. Und der Dortmunder Bezirksligist VfL Kemminghausen hat seine Schwimmflügel abgelegt und ist mit 15 neuen Spielern in ein Schnellboot gestiegen, um in die Landesliga zu fahren.
Finanziell überlegen
Die genannten Teams haben alle eins gemeinsam: Sie sind oder waren ihren Konkurrenten finanziell überlegen. Und hier kommt der Vergleich zur Bundesliga. Da muss nur auf die aktuellen vier Champions-League-Teilnehmer geschaut werden: Bayern München, RB Leipzig, Borussia Dortmund, VfL Wolfsburg. Vier Klubs, die aufgrund ihrer finanziellen Möglichkeiten dem Gros der Liga überlegen sind.
Viele Traditionalisten im Amateurfußball bedienen sich aktuell immer wieder eines Satzes, wenn es um die finanzstarken Teams geht: „Es ist nur eine Frage der Zeit, wann die Pleite gehen und wieder abstürzen.“ In Bövinghausen ist zum Beispiel Ajan Dzaferoski schon acht Jahre Präsident und Geldgeber. Er ist auch nicht abgesprungen, als der Klub mit -4 Punkten aus der Bezirks- in die Kreisliga A abgestiegen ist.
Ein Riesenproblem
Die Vereine mit den vollen Portemonnaies sind definitiv zu einem Riesenproblem für die Klubs, die mit Geduld und strategischem Geschick ein aufstiegsfähiges Team aufbauen möchten, geworden. Als Beispiele dienen da zum Beispiel die Landesligisten Kirchhörder SC und der Hombrucher SV, oder die beiden Bezirksligisten RW Germania oder DJK TuS Körne. Vier Vereine, die gute Arbeit abliefern, aber eben Mannschaften wie Türkspor oder VfL Kemminghausen.
Der Westfalenligist FC Brünninghausen gehört aktuell auch in diese Riege. Es darf aber hier nicht vergessen werden, dass der Klub durch einen großzügigen Sponsor lange den höchsten Etat der Stadt hatte und in die Oberliga aufgestiegen ist. Heute ist das aber anders. Der FC Brünninghausen kann sich nicht mal eben wie der Konkurrent TuS Bövinghausen zwei Ex-Profis wie Kevin Großkreutz oder Baris Özbeck verpflichten, um ein Aufstiegsduell auf Augenhöhe anzupeilen.
RW Germania hat auch nicht die Möglichkeit eines VfL Kemminghausen. Somit wird wohl das Konzept des geduldigen Aufbaus einer Mannschaft, die den Sprung in die Landesliga schaffen möchte, auf der Strecke bleiben. Zu hoch ist die Qualität der finanzstarken Klubs. Der Kampf um den Aufstieg ist in vielen Ligen ein ungerechter geworden. Das ist auch in der Kreisliga A so. Hier investiert die SG Gahmen definitiv mehr als die Konkurrenz.
Es ist aber definitiv ein legitimer Weg, den die reichen Klubs einschlagen. Jeder Klub kann das vorhandene Geld so einsetzen, dass er den maximalen Erfolg erreicht. Der schnelle Erfolg bedeutet aber nicht, dass bessere Arbeit in den Klubs geleistet wird. Viele Vereine bilden vorbildlich aus, bauen starke Truppen mit wenig Geld auf. Aufsteigen können sie meistens nicht, auch wenn es immer Ausnahmen gibt. Weil einfach das Geld fehlt. Und das ist die traurige Realität.