Teil 5: Erste DFB-Geschäftsstelle in Dortmund
Serie: 125 Jahre "Dortmund am Ball"
Fußball - eine "Fußlümmelei!" Mit dieser provozierenden Vokabel wurde zum Ende des 19. Jahrhunderts die Sportbewegung bedacht. Wie sich der Fußball in Dortmund entwickelte, das berichten wir in unserer zehnteiligen Serie "125 Jahre Dortmund am Ball". Hier lesen Teil 5: "Erste DFB-Geschäftsstelle in Dortmund ".

Kernige Burschen anfangs des 20. Jahrhunderts: Die Fußballer in schmucken Trikots warten auf den Anpfiff.
"Ich stelle Einstimmigkeit fest! Damit ist die Einrichtung einer DFB- Geschäftsstelle beschlossene Sache." DFB-Präsident Hinze war sichtlich zufrieden. Bereits im Vorfeld des 15. DFB-Bundestages, der im Mai 1910 in Köln stattfand, hatte man die Weichen für diese wichtige Entscheidung gestellt.
Überzeugende Argumente
Insbesondere der Süddeutsche Verband musste "eingenordet" werden. Er war zunächst nicht davon überzeugt, dass die Verwaltungsaufgaben des DFB so umfangreich geworden waren, dass der ehrenamtliche Schriftführer Walter Sanß jetzt in Dortmund ein offizielles DFB-Büro unterhalten müsste und gleichzeitig auch noch hauptamtlich anzustellen sei.
Hinzes Argumente allerdings waren überzeugend. Immerhin hatte Sanß mittlerweile jährlich mehr als 2000 Schriftstücke zu bearbeiten.
Zunehmende Professionalität
Die beiden Historiker Daniel Küchenmeister und Dr. Thomas Schneider, die sich seit Jahren mit der frühen Zeit des Deutschen Fußballs beschäftigen, meinen dazu: "In den zehn Jahren seit seiner Gründung hatte der DFB an der Verankerung des Fußballs in Deutschland gearbeitet. Er war als Dachverband eines aufblühenden Sports und als selbstbewusste gesellschaftliche Interessenvertretung etabliert."
Deutschen Meisterschaften, Nationalmannschaft und ein Länder-Pokalwettbewerb - all dies war zwischen 1903 und 1909 eingeführt worden und musste geplant, organisiert und abgewickelt werden. Das ging nicht mehr ehrenamtlich. Der DFB wurde zunehmend professioneller.
Geschäftsstelle wird Opfer des Krieges
Damit hatte Walter Sanß, rückblickend der wichtigste und einflussreichste Dortmunder Fußballfunktionär der damaligen Zeit, eines seiner zentralen Ziele erreicht. Der DFB hatte seinen offiziellen Sitz nach Dortmund verlegt, Sanß konnte ab sofort in seinem Haus in der Gutenbergstraße 48 die DFB-Geschäftsstelle eröffnen und von hier aus die Geschicke des Verbandes hauptamtlich lenken.
Fußball-Historiker, lange Jahre Pressesprecherin Dortmund und zwischenzeitlich auch beim Ballspielverein Borussia 09.
Der Sitz des DFB befand sich mehrere Jahre in Dortmund. Neben der Gutenbergstraße weisen die DFB-Jahrbücher als Folgeadressen "Neuer Graben 75" sowie "Märkische Straße 50" aus. Ende 1914 wurde Walter Sanß "zu den Waffen gerufen" und musste in den 1. Weltkrieg ziehen.
Die Geschäftsstelle mit dem hauptamtlichen Geschäftsführer Walter Sanß wurde durch Sanß' Abwesenheit ein "Opfer" des Krieges und verwaiste. Der DFB verlegte sie deshalb 1916 nach Köln.
Dortmund war "Nabel der DFB-Welt"
Heute befindet sich die DFB-Geschäftsstelle in der Otto-Fleck-Schneise in Frankfurt. Nur wenige wissen, dass der allererste DFB-Hauptsitz in der Gutenbergstraße "Zu Hause" und Dortmund dadurch für mehrere Jahre der "Nabel der DFB-Welt" war. Sanß war vor seiner Tätigkeit beim DFB auch im Vorstand des Westdeutschen Spielverbands tätig.
Gerade in dieser Zeit begründete der wirkliche Funktionärs-Tausendsassa mehr oder weniger nebenbei auch den Dortmunder Sportjournalismus, indem er von Sportplatz zu Sportplatz eilte und seine Eindrücke für die Verbandszeitschriften "Körper und Geist" sowie später "Fußball und Leichtathletik" gekonnt in Worte kleidete. Dieser Mann war in fast jeder Beziehung seiner Zeit weit voraus.
Den sechsten Teil der Serie "125 Jahre Dortmund am Ball“ können Sie bei uns am 19. März im Internet lesen. Das Thema: Hoesch und die BVB-Gründung am Borsigplatz.