
© Stephan Schuetze
Stadt Dortmund hat Ehrenamtliche, Kinder und die Finanzschwachen im Stich gelassen
Meinung
Seit Montag hat die Stadt Dortmund eine eigene Corona-Verordnung. Es gibt Änderungen für den Sport. Wie die Änderungen kommuniziert wurden, hält Redakteur Thomas Schulzke in seinem Kommentar für ein Desaster.
Die Stadt Dortmund fährt im Vergleich zu den Vorgaben des Landes NRW eine eigene Corona-Strategie. Eine Teststrategie. Am Samstag hat Oberbürgermeister Thomas Westphal betont, dass es die bessere Lösung sei, mit 20 getesteten anstatt zehn ungetesteten Kindern auf den Sportplätzen zu trainieren. Damit hat er zu 100 Prozent recht.
Das Problem an der Sache: Nach seiner Aussage am Samstag kam nicht mehr viel von ihm. Seine Ausführungen waren auf der Homepage der Stadt Dortmund zu lesen, auch über den städtischen und seinen privaten Twitter-Account. Die Sportvereine direkt wurden von ihm nie informiert. Damit hat er den Sport im Stich gelassen. Denn er kann nicht davon ausgehen, dass alle Vereine ständig auf die Homepage der Stadt schauen.
Keine Vorbereitungszeit der Vereine
Die Vereine hatten so keine Vorbereitungszeit, sich auf die neue Teststrategie einzustellen, sich neu zu organisieren. Das Ergebnis: Ganz viele Dortmunder Klubs haben das Training seit Montag eingestellt. In den Osterferien. In einer Zeit, in der die Kinder nach sozialen Kontakten nur so lechzen und so wichtig für ihre Entwicklung sind, nachdem sie in den vergangenen Monaten unter Kontaktbeschränkungen und Schulschließungen leiden mussten. Sowohl psychisch als auch physisch.
Westphal und die Stadt haben auch die Ehrenamtlichen in den Vereinen allein gelassen. Seit fast einem Jahr bemühen sich die Vereine, ein funktionierendes Hygienekonzept auf die Beine zu stellen, es vernünftig umzusetzen, damit die Mitglieder Sport treiben können und dem Klub erhalten bleiben. Die Hygienebeauftragten sind täglich auf den Sportanlagen. Sie tragen die Verantwortung. Ehrenamtlich. Seit Montag hätten sie negative Ergebnisse der Kinder kontrollieren müssen. Viele wussten es nicht.
Eine Gruppe, die auch im Stich gelassen wurde, ist die der finanzschwachen Bürger. Nur ein Test ist pro Woche in Dortmund kostenfrei. Bei einer zweiten Trainingseinheit in der Woche, muss die Familie für einen Selbsttest selbst aufkommen und sich das negative Ergebnis an einer offiziellen Stelle digital oder schriftlich bestätigen lassen. Das kann sich nicht jede Familie leisten. „Die Stadt Dortmund kann sich vorstellen, die zusätzlichen Testungen aus dem Corona-Notfallfonds für Sportvereine mit zu finanzieren“, schreibt die Stadt in einer Stellungnahme am späten Montagnachmittag. Könnte sich vorstellen. Dafür ist es zu spät, die meisten Vereine trainieren gar nicht mehr.
Es wäre dringend notwendig gewesen, dass die Vereine spätestens am Sonntag Bescheid bekommen hätten, wie es am Montag weitergeht. Es wäre ein Leichtes gewesen, das hinzubekommen. Mithilfe des Stadtsportbundes. Die Mannschaft um Geschäftsführer Mathias Grasediek versucht seit der Pandemie alles, die Vereine bestmöglich über Änderungen und Neuerungen zu informieren. Der SSB hätte am Sonntag liebend gerne alle Vereine über ihren Verteiler und ihre Social-Media-Kanäle informiert, welche Änderungen es ab Montag gibt. Aber selbst der SSB hat erst am Montagabend von der Stadt Dortmund Bescheid bekommen, wie es weitergeht. Das ist ein kommunikatives Desaster.