Ist nicht mehr Trainer des SV Westrich: Tobias Ahland (l.). © Oliver Schaper
Fußball-Kreisliga
Schock in der Kreisliga: Tobias Ahland und SV Westrich trennen sich - Vorwürfe an das Team
Es ist die Überraschung vor dem Wochenende: Tobias Ahland ist nicht mehr Trainer des SV Westrich. Er ist zurückgetreten. Es gibt Vorwürfe gegen Teile der Mannschaft, es sind Tränen geflossen.
In den Comics von Asterix und Obelix hat das Dorf in Gallien, in dem die beiden Hauptcharaktere leben, ganz viel Persönlichkeit. Selbst bestimmend, gut organisiert, leicht aufmüpfig. Die Sympathien sind den Galliern gesichert.
Diese Attribute lassen sich in gewisser Weise auf den SV Westrich übertragen. Ein gut organisierter Klub im Dortmunder Westen. In den vergangenen Jahren zu einem Vorzeigeklub geworden, was die Außendarstellung angeht. Etwas aufmüpfig gegenüber den großen Konkurrenz-Klubs, die es noch im Dortmunder Westen gibt. Und die Sympathien gesichert, mit einer furiosen Hallenfußball-Stadtmeisterschaft 2020, wo es das Team unter die besten acht Teams schaffte. Der nächste Schritt dieser Erfolgsgeschichte des Kreisligisten wäre der Aufstieg in die Kreisliga A am Ende dieser Spielzeit gewesen.
Das muss den Verantwortlichen nun ohne Tobias Ahland gelingen. Der Trainer ist zurückgetreten. „Dieser Erfolg dieser Mannschaft, der Erfolg des Vereins steht über allem und darf auf keinen Fall gefährdet werden“, sagt Ahland zu seinem überraschenden Aus. 17 von 18 Spielen hat das Team gewonnen, steht auf Platz eins. Warum geht Ahland dann? Er ist transparent.
„Die letzten Wochen gab es eine Missstimmung in der Mannschaft, die auch zu spüren war. Diese Missstimmung geht auch gegen meine Person. Diverse Spieler standen nicht mehr hinter meiner Person. Jetzt kam es für mich zu dem Zeitpunkt aufzuhören. Diesen Leuten möchte ich kein Alibi geben im Falle eines Nicht-Aufstiegs.“ Ahland ist konsequent und zog nun einen Schlussstrich.
SV Westrich: Verständnis für Ahlands Entscheidung
Der Verein kann Ahlands Schritt nachvollziehen. „Für Tobi habe ich immer Verständnis“, sagt Jan Sauer, Sportlicher Leiter des Klubs. Trotz der sportlich optimalen Situation kann er die Beweggründe Ahlands begreifen.
„Das ist diese konsequente Haltung, die wir die letzten vier Jahre extrem an ihm geschätzt haben. Dass es so passiert und eskaliert, hätte ich nicht erwartet.“
Am vergangenen Dienstag gab es noch ein Gespräch zwischen dem Vorstand und Ahland, wo man ihn noch mal überzeugen wollte, weiterzumachen. Tränen sind geflossen, so Sauer. „Wir wollten ihn unbedingt halten bis zum Ende der Saison. Das war eine reine Erfolgsstory, die letzten vier Jahre.“ Ein Verbleib kam für Ahland nicht mehr in Frage. Über seinen Rücktritt informierte er das Team am Donnerstagabend.
Jan Sauer (M. l.) ist Sportlicher Leiter des SV Westrich. © Stephan Schuetze
Das Team ist nun gefordert. „Der Aufstieg hat oberste Priorität und ich nehme die Mannschaft jetzt in die Pflicht“, sagt Sauer.
Die Erfolgsstory kann noch immer weitergehen für den SV Westrich, gelingt der sportliche Aufstieg, die Zeit mit Ahland ist nun vorüber. „Der Verein hat mir immer den Rücken gestärkt, da möchte ich mich auch für bedanken. Jetzt haben sie mir absolut freie Hand gelassen“, sagt Ahland, der nicht mit Wut im Bauch geht: „Die Jungs liegen mir nach wie vor am Herzen. Mir war immer wichtig, sie nicht nur sportlich, sondern auch menschlich weiterzuentwickeln. Dass dieser Verein SV Westrich eine ganz große Familie ist, ist für jeden spürbar gewesen. Im ganzen Drumherum war es schön zu sehen, dass da jeder für den anderen da gewesen ist.“
SV Westrich: Trainersuche beginnt, Ahland möchte Abstand gewinnen
Der B-Ligist ist jetzt nun ohne Coach. „Ich habe gerade keinen Trainer“, sagt Jan Sauer. „Am Sonntag werden wir es intern klären und uns auf die Such begeben.“ Ahland will nun etwas Abstand gewinnen, Zeit mit der Familie verbringen und demnächst seine B-Lizenz als Trainer absolvieren. Er dankt seiner Familie („Ohne den Rückhalt meiner Familie, insbesondere meiner Frau, wäre das alles nicht so möglich gewesen“).
Es sind nur lobende Worte, die Sauer für Ahland hat zum Abschied. „Er hat den Verein SV Westrich geprägt und gelebt. Ein familiärer, kleiner Verein, der versucht das „Graue Maus“-Image wegzubekommen. Dafür hat er voll gestanden.“
Es ist der große Unterschied zwischen der Fiktion und der Realität. Während Asterix und Obelix mit ihrem Dorf - trotz aller Schwierigkeiten - stets zusammenblieben und ein positives Ende in den Comics und Filmen fanden, sieht es in der Realität anders aus. SV Westrich und Tobias Ahland - das Kapitel ist nun vorbei. Ohne Happy End.
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