
© picture alliance/dpa
Nach Nazi-Aus beim TuS Deusen: Jetzt müssen sich auch die Alten Herren abmelden
Meinung
Der deutschlandweit bekannte Neonazi Robin S. ist nicht mehr Mitglied des TuS Deusen. Das ist dem Vorsitzenden Marcel Eigenwillig zu verdanken. Es ist die Zeit gekommen, sich bei ihm zu entschuldigen.
Am Mittwochmorgen gab es eine deutschlandweit angelegte Razzia in der rechtsterroristischen Szene. Auch die Wohnung von Robin S. wurde durchsucht. Er wird der militanten Rechtsextremisten-Szene zugeordnet. Die Bundesanwaltschaft wirft ihm vor, dass er an geheimen Treffen der rechten Gruppierung „Combat 18“ teilgenommen haben soll. Die Partei ist in Deutschland seit 2020 verboten. „Combat 18“ steht für Kampfgruppe Adolf Hitler.
Und dieser Robin S. spielte über Jahre für die Alten Herren des TuS Deusen Fußball. Als Marcel Eigenwillig das Amt des Vorsitzenden in Deusen übernahm, schrieb es sich auf die Fahne, Robin S. aus dem Verein zu verbannen.
Robin S. hat sich beim TuS Deusen abgemeldet
Er hat es geschafft. Robin S. hat sich jetzt abgemeldet. Er ist nicht mehr Teil der Deusener Gemeinschaft. Zumindest nicht mehr offiziell. Ob er weiter Kontakt zu den Alten Herren pflegt, ist nicht bekannt. Das Team hatte ihn über Jahre wissentlich geduldet. Sogar verteidigt. Für das Gros des Teams war es okay, mit einem verurteilten Neonazi auf dem Platz zu stehen. Mit einem, der im Januar 2022 bei der Beerdigung des Dortmunder Neonazis „SS Siggi“ mit einer Fackel in der ersten Reihe stand.
Viele in dem Team verstanden nicht, warum Marcel Eigenwillig Robin S. aus dem Verein haben wollte. Es folgten Vorwürfe gegenüber dem Vorsitzenden, der seit 2020 im Amt ist. Die Stimmung zwischen dem Vorsitzenden und dem Team war seit dessen Öffentlichmachung, dass ein Neonazi im eigenen Klub spielt und von Vorstandsseite nicht erwünscht ist, extrem angespannt.
Der Vorstand des TuS Deusen will keinen Neonazi im Klub
Der Vorstand hat sich immer klar positioniert. Er will keinen Neonazi im Klub. Die Alten Herren haben sich auch positioniert. Für sie war es kein Problem, mit dem Neonazi zusammen Fußball zu spielen. Ihn mit in die Mitte der Gesellschaft zu nehmen. Doch einen großen Unterschied gibt es zwischen beiden Gruppierungen.
Eigenwillig ist immer für seine Meinung öffentlich eingestanden. Die Alten Herren nicht. Ein Spieler des Teams (wie er sich in einer Mail an unsere Redaktion bezeichnet) hat unserem Medienhaus eine anonyme Nachricht geschrieben. In der wirft er Marcel Eigenwillig Lügen vor und attestiert Robin S., sich innerhalb des Teams immer korrekt verhalten zu haben. Einer Einladung zu einem Gespräch mit unserer Redaktion kamen der Spieler und die Mannschaft nicht nach. Die Einladung steht noch immer.
„Es ist sehr traurig, dass immer noch in dieser Gesellschaft gespalten wird und keinem eine Chance eingeräumt wird, sich zu beweisen und wieder Fuß zu fassen“, heißt es weiter in dem anonymen Brief.

Marcel Eigenwillig hat sich für den Kampf gegen den Rechtsextremismus eingesetzt. © Verein
Der Staatsschutz hatte den Verein vor dem Spieler gewarnt. Die Bundesanwaltschaft hat am Mittwoch dessen Wohnung durchsucht. Der Ex-Spieler des TuS Deusen wird der Gruppierung „Combat 18“ zugeordnet, die sich in ihrer Weltanschauung auf die rassistische Vorstellung einer Vorherrschaft der „Weißen Rasse“ beruft. Ein angestrebtes Ziel ihrer Aktionen ist die Errichtung eines totalitären, demokratiefreien Staates nach dem historischen Vorbild nationalsozialistischer Herrschaften.
Aber für die Alten Herren des TuS Deusen spaltet der Vorsitzende. Absurd. Marcel Eigenwillig hat sich dafür eingesetzt, dass ein Neonazi nicht in die Mitte der Gesellschaft gehört. Die Mannschaft dagegen hat nichts getan. Ganz im Gegenteil, sie haben den Neonazi geduldet. Da hilft auch nicht das Argument, dass der sich korrekt beim Sport verhalten habe. Egal, wie Neonazis sich im Sport verhalten, sie dürfen nicht in die Mitte der Gesellschaft aufgenommen und normalisiert werden.
Deshalb kann die einzig logische Konsequenz sein, dass sich jetzt auch das Team abmeldet. Denn die vom Verein vorgelebten Werte gegen Rechts teilt die Mannschaft anscheinend nicht.