Die Ü32-Mannschaft von Eintracht Waltrop empfing am Samstag den TuS Deusen am Sportzentrum Nord.

© Christine Horn

Nazi spielt wieder für den TuS Deusen - Team aus Waltrop hat damit kein Problem

rnFußball und Rechtsextremismus

Die Alten Herren des TuS Deusen sorgen für Schlagzeilen. Denn in ihren Reihen spielt einer der bestvernetzten Rechtsextremisten Deutschlands. Am Samstag lief er gegen Eintracht Waltrop auf.

Waltrop

, 14.03.2022, 17:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der Dortmunder Fußballklub TuS Deusen möchte einen Neonazi seit Jahren aus dem Verein werfen. Bislang ohne Erfolg. Der Mann hat Auflagen bekommen. So muss er ein markantes Tattoo auf der vorderen Halsseite mit einem Rollkragenpullover bedecken. Es ziert das Logo der SS-Sondereinheit „Dirlewanger“, die im Zweiten Weltkrieg zahlreiche Kriegsverbrechen beging. Er darf nicht auf der TuS-Anlage sein, wenn Jugendmannschaften auf dem Platz sind. Innerhalb der Deusener Altherrenmannschaft aber wird er geduldet.

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Diese Fakten waren Eintracht Waltrop im Vorfeld des Freundschaftsspiels am Sportzentrum Nord in Waltrop bekannt. Der Tenor von Dominic Schenkel, Trainer der ersten Herrenmannschaft und Spieler der Ü32 der Eintracht, sowie deren Vorsitzendem Guido Siekirka: „Wenn er sich auf dem Platz an die Regeln hält, ist es in Ordnung, gegen diese Mannschaft zu spielen.“

Die Altherren der Spielgemeinschaft SF Sölderholz/ASC 09 Dortmund haben die Situation jüngst anders bewertet: Sie haben wegen der Personalie auf die Austragung eines Freundschaftsspiels gegen den TuS Deusen verzichtet.

Falscher Name im Spielbericht

Am Samstag (14.3.) liefen Deusens Alte Herren im Sportzentrum Nord auf - mit ihrem „prominentesten“ Spieler. Sein Nachname stand auf dem Trikot, im Spielbericht war ein anderer Name vermerkt. Womöglich, um der öffentlichen Diskussion aus dem Weg zu gehen. Frank-Bernd Meyer, Vorsitzender des Sportgerichts für den Fußballkreis Dortmund: „Wenn es Beweise - in Form eines Fotos zum Beispiel - gibt, die zeigen, dass jemand anderes gespielt hat als derjenige, der im Spielbericht eingetragen war, würden wir handeln. Oder wenn der Gegner Einspruch eingelegt hätte. Wenn das nicht der Fall ist, können wir nichts tun.“

Während dieses Spiels um 15 Uhr fanden auf dem anderen Platz im Sportzentrum Jugend-Fußballspiele von Teutonia SuS Waltrop statt, in der Halle spielten Kinder und Jugendliche Basketball, weitere hatten sich direkt neben dem Platz, auf dem Eintracht Waltrop gegen den TuS Deusen spielte, zum Streetball verabredet.

Waltroper Trainer und Familienvater ist fassungslos

Ein Trainer - selbst Familienvater - war geschockt. Dass ein Ex-Brieffreund der NSU-Terroristin Beate Zschä­pe, der rechtskräftig zu acht Jahren Haft verurteilt worden war, weil er im Zuge eines Raubüberfalls auf einen Tunesier geschossen hatte, auf der Platzanlage zugegen war, mache ihn fassungslos. Gegenüber dieser Redaktion sagt der besorgte Vater: „Dann muss man ihm den Zutritt zur Platzanlage verwehren.“

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Aber ist das möglich? Dazu teilt Waltrops Bürgermeister Marcel Mittelbach schriftlich mit: „Grundsätzlich liegt die Entscheidung, welche Spieler in den Mannschaften aufgestellt werden, bei den jeweiligen Vereinen.“

Waltrops Bürgermeister: „Gemeinsam klar Stellung beziehen“

Von diesen und den gegnerischen Mannschaften erwarte Mittelbach allerdings ein eindeutiges Statement. „Das bedeutet: bei bekannten Aktivitäten von Aktiven in verbotenen Vereinigungen die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen. Das kann auch bedeuten, dass ein Spiel gar nicht erst angepfiffen wird – immerhin spielen insbesondere bei Teamsportarten Werte eine bedeutsame Rolle, aus der sich eine klare Vorbildfunktion ableiten lässt.“

Auf Spieler oder Zuschauer, die sich vor Ort nichts zu Schulden kommen lassen, habe die Stadt keine direkten Eingriffsmöglichkeiten. „Ich setze deshalb auch weiterhin verstärkt auf den Dialog mit den Vereinen, um gemeinsam klar Stellung zu beziehen“, so Mittelbach.

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