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Amateurfußball-Klub atmet auf: Neonazi ist aus dem Verein - „Haben alles richtig gemacht“
Rechtsextremismus im Amateurfußball
Ein Amateurfußball-Klub wollte seit Jahren einen bekannten Neonazi aus seinem Verein haben. Jetzt ist es gelungen. Der Verein atmet auf und appeliert an andere Klubs.
Am frühen Dienstagmorgen gab es eine bundesweite Razzia gegen die militante Neonazi-Szene. In Castrop-Rauxel geriet mit Robin S. einer der Köpfe der verbotenen Vereinigung „Combat 18“ in das Visier der Behörden.
Er war in den vergangenen Wochen auch im Fokus des Amateurfußballs. Er war angemeldet beim Dortmunder Amateurfußballklub TuS Deusen. Die Betonung liegt auf der Vergangenheitsform. Seit vergangener Woche ist er nicht mehr beim Klub angemeldet, er hat seine Abmeldung an den Verein geschickt, teilte der Verein am Dienstagmorgen mit.
„Wir sind sehr glücklich, dass die Abmeldung reingekommen ist“, sagt Marcel Eigenwillig, Vorsitzender des TuS Deusen, „es bestätigt uns, dass wir alles richtig gemacht haben.“
Ende Februar machte der Klub den Fall publik. Seit 2019 möchte der Verein den Neonazi aus dem Klub haben, schafft es aber nicht, da dieser sich gegen einen Ausschluss wehrte. Genau aus diesem Grund sollte bei der nächsten Mitgliederversammlung eine neue Satzung verabschiedet werden, um Extremismus im Verein nicht zu dulden.
TuS Deusen: Verein möchte die Satzung ändern
„Wir haben vorgehabt aufgrund dieses Thema die Satzung zu ändern und das werden wir auch weiterhin, auch wenn sich das Thema erledigt hat“, sagt Eigenwillig. Er appelliert auch an andere Vereine: „Wir können anderen Vereinen nur sagen, geht offen mit dem Thema um, geht zu Beratungsstellen wie dem Landessportbund.“ Der TuS Deusen will keinen Rechtsextremisten in seinem Verein dulden.
Robin S. hat sich nun abgemeldet, weil der öffentliche Druck auf den Verein, aber vor allem auf das Altherren-Team stark gestiegen ist. „Er hat uns in seiner Abmeldung die Schuld dafür in die Schuhe geschoben“, erzählt Eigenwillig. Der Druck auf das Altherren-Team, welches den Neonazi geduldet und akzeptiert hat, ist zuletzt größer geworden. So groß, dass Spieler Druck von ihren Arbeitgebern bekommen haben.
Sein letztes Spiel absolvierte er Mitte März. Damals spielte das Deusener Altherren-Team bei Eintracht Waltrop. Im Anschluss verabschiedete er sich bei seiner Mannschaft, ehe nun die Abmeldung vom TuS Deusen folgte.
„Die Alten Herren haben sich unter Druck gesetzt und an den Pranger gestellt gefühlt“, erzählt Eigenwillig. Ein Grund dafür: Andere Vereine, wie die Altherren-Spielgemeinschaft des ASC 09 und der Sportfreunde Sölderholz, wollten nach Bekanntwerden des Falls nicht mehr zu Spielen gegen den TuS Deusen antreten, solange der Neonazi im Verein ist.
Eigenwillig möchte, dass sich das bald wieder ändert. „Ich hoffe in Zukunft, dass die Altherren wieder vernünftig Fußball spielen können. Wir möchten weiterhin Altherren-Fußball anbieten, das hat absolute Daseinsberechtigung.“
Robin S. wird aber keine Rolle mehr spielen. Der Neonazi ist kein Teil mehr des TuS Deusen.
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