
© Stephan Schuetze
Jede Saison neue Spieler aus den USA, Japan oder Afrika für einen Westfalenligisten
Fußball-Westfalenliga
Ein Westfalenliga-Klub holt jedes Jahr zwei bis drei Spieler von ganz anderen Kontinenten. Der Sportliche Leiter verrät, wie das funktioniert und was die Ziele der Spieler sind.
Die Coronavirus-Pandemie sorgt dafür, dass es in diesem Jahr etwas schwieriger wird, Spieler aus den USA zu verpflichten.
Vor allem hängt dies damit zusammen, dass in den Vereinigen Staaten ein verheerendes Bild der Ausbreitung des Coronavirus hier in Deutschland verbreitet wird. So beschreibt es Jörg Versen, der Sportliche Leiter des DJK TuS Hordel.
Für den Westfalenligisten organisiert er seit Jahren, dass mehrere Spieler aus dem Ausland für den Klub aus Bochum auflaufen.
„Wir sind immer so aufgestellt, dass wir zwischen zwei bis drei Spieler aus dem Ausland hierherholen. Dann hast du einen aus Ghana, einen Japaner und einen Ami“, sagt Versen. „Mehr als drei Spieler sind aus Kapazitätsgründen nicht machbar.“
Für jeden Spieler organisiert der Klub eine Wohnung über Kontakte im Verein, besorgt einen Job und hilft bei unterschiedlichsten Dingen. Da gehören Behördengänge dazu, aber auch Unterstützung im Alltag.
Enge Kontakte sorgen für die Spielerverpflichtungen aus dem Ausland
„Mit den Jahren lernt man bestimmte Dinge und bekommt Erfahrung“, sagt Versen. „Bei Spielern aus Japan ist der Aufwand nicht ganz so groß, bei den Amerikanern kann es schon heftig sein mit den Aufenthaltsgenehmigungen.“
Seit rund sieben Jahren verpflichtet der Verein Spieler aus Japan, zustande gekommen über einen engen Kontakt von Versen zu einem japanischen Freund nach Düsseldorf. Dieser stellt immer mal wieder Spieler vor und spricht mit Versen darüber. Für Spieler aus den USA arbeitet der Klub mit jemanden aus New York in den USA zusammen.
„Wir haben da ganz gute Quellen und Kontakte mittlerweile, da sind Freundschaften entstanden“, erzählt Versen.
Dabei sind die Zielvorstellungen der Spieler, die nach Bochum kommen, relativ unterschiedlich. Während die Spieler aus Asiaten den Traum vom höherklassigen Fußball ausleben möchten, sieht es bei den Amerikanern anders aus.
„Die Amis sind da durchaus bodenständiger. Da kommt kein High-School-Spieler hierhin und sagt, er könnte Profi werden. Wenn die in Deutschland Fußball spielen, hat das einen Wert an den Unis“, erklärt Versen.
Viele Spieler versuchen ihre Auftritte hier in Deutschland festzuhalten, um Highlight-Clips zu erstellen und diese an Scouts an den Colleges in die USA zu schicken. Das Ziel sind Stipendien für die teils sehr teuren Universitäten, die bis 100.000 Euro kosten können.
Grundsätzlich sei es aber so, dass es hier vor allem darauf ankomme, die Spieler zu integrieren. In die Mannschaft, in das Vereinsleben. Nur dann könne das Engagement auch vernünftig laufen.
In den meisten Fällen klappt das so, sagt Versen, ganz selten habe es mal nicht funktioniert. „Wir haben auch mal daneben gelegen. Die Problematik geht los, wenn die Jungs beim Training sind und die Übung nicht verstehen“, sagt Versen.
Die sprachliche Barriere kann dabei ein Hindernis sein, wenn die Neuverpflichtungen kein Englisch sprechen oder verstehen.
„Als Verein musst du so weit aufgestellt sein sein, dass du immer da sein kannst, wenn die Spieler Probleme haben. Sobald das der Fall ist, rufen die an“, sagt er. „Man holt die ja aus ganz anderen Kulturkreisen, das ist natürlich eine Umstellung.“
Spieler aus Ghana zum Probetraining vor Ort
Grundsätzlich ist Versen aber überzeugt davon. Wegen der Kontakte, der sportlichen Leistung, die auch immer passen muss, und der Möglichkeit, unterschiedliche Kulturen miteinander zu verbinden.
Ganz aktuell hat der Klub einen Stürmer zum Probetraining aus Ghana vor Ort. Es würde nicht verwundern, wenn der Spieler in Bochum bleibt. Die Strukturen dafür sind beim Westfalenligisten aus Hordel definitiv vorhanden.
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