Spieler aus Brasilien, Japan und den USA im Amateurfußball - wie funktioniert das?

© Jürgen Weitzel

Spieler aus Brasilien, Japan und den USA im Amateurfußball - wie funktioniert das?

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Der Landesligist Türkspor Dortmund hat einen Brasilianer aus Kroatien verpflichtet. Einige Klubs aus dem Amateurfußball setzen auf Transfers aus dem Ausland. Doch wie klappt das? Und was sind Vor- und Nachteile?

Dortmund

, 25.06.2021, 13:55 Uhr / Lesedauer: 3 min

Die Nachricht erstaunt auf Anhieb nicht mehr wirklich: Türkspor Dortmund hat einen Brasilianer aus Kroatien verpflichtet. Auf dem Papier ist es ein Spieler aus dem Ausland für die 7. Liga in Deutschland.

An sich eigentlich ungewöhnlich für das Niveau, aber in den vergangenen Jahren immer häufiger passiert. Fußballer aus dem Ausland probieren in Deutschland ihr Glück - auch im Amateurfußball.

Vereine müssen ein Rundum-Sorglos-Paket schnüren

Der ambitionierte Dortmunder Westfalenligist TuS Bövinghausen hatte in den vergangenen Jahren gleich mehrere Spieler aus dem Ausland nach Deutschland geholt. Aus Brasilien, aber auch aus dem osteuropäischen Raum.

Dazu gehört aber nicht nur die Möglichkeit hier mitzutrainieren und Teil des Vereins zu sein, sondern auch die Bereitstellung einer Unterkunft, eines Jobs und etwas Taschengeld.

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Holger Möllers weiß, worauf es ankommt, wenn Spieler aus dem Ausland verpflichtet werden. Er trainiert den Westfalenligisten SC Westfalia Kinderhaus, war davor jahrelang Übungsleiter beim SV Herbern in der Landesliga. Dort holte er immer wieder Spieler aus dem Ausland dazu, meist aus Brasilien oder aus Spanien.

Holger Möllers ist Trainer des SC Westfalia Kinderhaus.

Holger Möllers ist Trainer des SC Westfalia Kinderhaus. © David Döring

„Die Schwierigkeit ist, dass du ein Rundum-Sorglos-Paket schnüren musst. Es ist ja nicht nur so, dass man die Jungs nur Dienstag, Donnerstag und Sonntags sieht“, sagt er. Vieles geht dabei über Kontakte. Eine Bekannte von ihm, stellte den jungen Fußballern dann Zimmer zur Verfügung, diese halfen dafür im Haushalt mit, kochten gemeinsam und lernten so auch peu à peu die Sprache.

Und es kommen echte Erfolgsgeschichten dabei herum: Der Spanier Oscar Cabrera kam vor wenigen Jahren über die Kontakte von Möllers nach Deutschland, spielte für den SV Herbern, absolvierte seine Ausbildung hier und ging im Anschluss wieder zurück und fand einen Job in seiner Heimat.

„Das ist so eine positive Erfahrung, die man da macht“, sagt Möllers. Er habe zu vielen Spielern noch Kontakt, betont bislang nur gute Erlebnisse gemacht zu haben mit Spielern aus dem Ausland.

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Beim Oberligisten ASC 09 aus Dortmund greift man nicht auf Spieler aus dem Ausland zurück. „Es gibt genügend Spieler und Talente in der Umgebung, auf die wir zurückgreifen können“, sagt Samir Habibovic, der Sportliche Leiter des Klubs. „Und wir können es uns nicht leisten, ihm eine Wohnung zu stellen, ein Auto zu geben und das nötige Taschengeld zum Leben zu zahlen“, sagt er.

Es ist das Rundum-Sorglos-Paket, welches Möllers bereits ansprach, für das viel Hilfe von Außen benötigt wird. Über Vereinsmitglieder, Bekannte oder Sponsoren.

So handhabt es beispielsweise die DJK TuS Hordel seit Jahren. Der Bochumer Westfalenligist spielt jedes Jahr mit zwei bis drei Spielern aus dem Ausland - zumeist aus Japan, den USA oder Afrika.

Verantwortlich dafür ist Jörg Versen, Sportlicher Leiter der ersten Mannschaft. „Man holt die Spieler aus ganz anderen Kulturkreisen hier hin“, erzählt Versen. Der Aufwand sei enorm und kann nur über mehrere Schultern gestemmt werden.

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Dazu gehören Behördengänge, das Organisieren einer Unterkunft und eines Jobs. Versen gelingt dies über seine persönlichen Kontakte sowie über Sponsoren des Klubs. Die Erfahrungen seien in den vergangenen Jahren überwiegend positiv gewesen. „Natürlich gibt es auch mal einen Spieler, wo es nicht funktioniert hat. Wir haben auch mal daneben gelegen“, sagt er. Doch grundsätzlich klappt und funktioniert das Zusammenspiel. Vor allem sportlich würde es sich lohnen. Denn auch im Amateurfußball gilt das Leistungsprinzip.

Enormes Paket, was gestemmt werden muss

Kaum möglich ist die Umsetzung der Verpflichtung von Spielern aus dem Ausland beim TuS Haltern. Dort greift seit vergangenem Jahr das Bilbao-Konzept. Heißt: Der Klub möchte vor allem mit Spielern aus der Umgebung spielen. In der kommenden Saison sollen 75 Prozent des Kaders aus Haltern, der Umgebung kommen oder für den Klub bereits gespielt haben.

„Es ist schon ein enormes Paket, was man da stemmen muss“, sagt Tim Eibold, der Sportliche Leiter in Haltern. Er war bereits beim SV Sodingen, dem SC Westfalia Herne und Türkspor Dortmund als Manager aktiv und weiß, wie viel Aufwand dahinter steckt, einen Spieler aus dem Ausland zu verpflichten.

Tim Eibold ist Sportlicher Leiter des TuS Haltern.

Tim Eibold ist Sportlicher Leiter des TuS Haltern. © TuS Haltern am See

„Ich weiß schon, dass es den Verein eine Menge Geld kostet. Wenn es kein finanzstarker Verein ist, wird es schwierig“, sagt er. „Ich sehe das positiv, aber auch kritisch. Es kann schwer sein, den Jungs eine sportliche Heimat zu geben. Wenn die sich nicht wohlfühlen, ist es für alle Seiten nicht einfach“, erklärt er.