Der FLVW hat bereits ein Konzept entworfen, um bei Gewaltvorfällen im Amateurfußball zu handeln.

© Timo Janisch

Immer mehr Gewalt im Amateurfußball? Der Fußballverband handelt schon

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Die Fälle physischer und verbaler Gewalt bei Amateurfußball-Spielen sind in den ersten Wochen der Saison 2021/2022 angestiegen, könnte man meinen. Auch beim FLVW gibt es eine Meinung dazu.

Dortmund

, 02.11.2021, 14:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Körperliche Auseinandersetzungen, verbale Entgleisungen und sogar Spielabbrüche gehören seit jeher zu den unschönsten Phänomenen des Amateurfußballs. Seit dem Wiederbeginn des Spielbetriebs nach der Corona-Pause mehren sich solche Vorfälle, könnte man meinen. Der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) macht eine ähnliche Beobachtung.

Faustschläge in der Westfalenliga, Jagdszenen nach einem Bezirksliga-Spiel, dazu ein merkwürdiger Spielabbruch in der Kreisliga: Es sind nur Fälle mit Dortmunder Beteiligung in den vergangenen beiden Wochen.

Gewalt im Amateurfußball richtet sich auch gegen Schiedsrichter

Hinzu kommen gezielte Attacken gegen den Schiedsrichter wie in Essen. Die Fälle physischer und verbaler Gewalt häufen sich im Amateurfußball aktuell – so der oberflächliche Eindruck.

Der FLVW versucht, alle Gewaltvorfälle innerhalb seines Zuständigkeitsbereiches zu erfassen. Dazu sichten sowohl der Landesverband, als auch der Westdeutsche Fußballverband (WDFV) im „DFBnet“ alle Vorkommnisse. Begegnungen, die nicht ordnungsgemäß beendet worden sind, stünden da immer unter besonderer Beobachtung, heißt es von der Pressestelle des FLVW.

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Die Spielberichte und angekündigte Sonderberichte der Schiedsrichter seien dafür erstmal zentral. Die Verbände nehmen aber auch initiativ den Kontakt zu den Kreisen auf. Oftmals muss erstmal die Sachlage geklärt werden.

FLVW verschafft sich Überblick über alle Gewaltvorfälle

Dazu gibt es in beiden Verbänden die Anlaufstellen für Gewalt- und Diskriminierungsvorfälle. „Eben diese Anlaufstelle im FLVW beobachtet proaktiv jeden Spieltag anhand der Einträge der Schiedsrichter*innen und kümmert sich außerdem um Meldungen, die von Vereinen oder Kreisen eingehe“, heißt es vom FLVW auf Anfrage dieser Redaktion.

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Die Verbände agieren also selbst, um sich einen Überblick über sämtliche Gewaltvorfälle im Rahmen von Amateurfußball-Spielen zu verschaffen. In Zusammenarbeit mit den dem FLVW angehörigen Kreises würden dann die Maßnahmen eingeleitet, die der Verband in seinem Anti-Gewalt-Konzept 2020 erarbeitet hat.

Dazu zählen neben der Weiterleitung an das jeweils zuständige Sportgericht – hier agiere der FLVW sehr konsequent, so die Pressestelle – eine Vielzahl an Maßnahmen. Welche Mittel der Verband jeweils wählt, hängt von der Schwere des Falls ab. Auch, ob der beteiligte Verein schon mal auffällig geworden ist, spielt eine Rolle.

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Die Entwicklung eines Leitbildes gegen Gewalt, der Verweis auf den Ethik-Kodex des FLVW, Schulungen für den Ordnungsdienst oder Spielführer – dem Verband und seinem dafür zuständigen Mitarbeiter Alexander Lüggert steht eine ganze Auswahl an Maßnahmen zur Verfügung.

FLVW verfügt noch über keine Datenlage

Seit kurzem bietet der FLVW auch Deeskalations-Trainings für Schiedsrichter an, damit diese brenzlige Situationen im Voraus erkennen. Im Fußballkreis Dortmund gibt es ein solches Angebot allerdings noch nicht. Zudem beobachte der Verband, dass immer mehr Klubs im Vorfeld potenzieller Problemspiele auf den FLVW zukämen. Das Bewusstsein bei den Vereinen steige, heißt es von der Pressestelle.

Aktuell verfüge der FLVW auch aufgrund der Vielzahl an Spielen über noch kein gesichertes Datenmaterial für die ersten Spieltage der Saison 2021/2022. „Was aber auffallend ist, ist eine erhöhte Gewaltbereitschaft in Konfliktsituationen“, heißt es von der Pressestelle.

Manfred Schnieders ist Vize-Präsident Amateurfußball des FLVW.

Manfred Schnieders ist Vize-Präsident Amateurfußball des FLVW. © imago images/Noah Wedel

Beim Verband herrscht offenbar ein Bewusstsein dafür, dieser Beobachtung etwas entgegenzusetzen. Manfred Schnieders, Vizepräsident Amateurfußball, verweist erneut auf das Anti-Gewalt-Konzept und die personelle Verstärkung durch Alexander Lüggert als Anlaufstelle für Gewalt- und Diskriminierungsvorfälle. „Denn klar ist, wir wollen gewaltfreien Sport, Spaß am Fußball und dann ist jeder Fall einer zu viel“, sagt Schnieders.

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