Baris Özbek zu seinem Bövinghausen-Abschied: „Was Kevin sich anhören muss, ist Wahnsinn“

© Stephan Schuetze

Baris Özbek zu seinem Bövinghausen-Abschied: „Was Kevin sich anhören muss, ist Wahnsinn“

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Ex-Profi Baris Özbek hat den Fußball-Westfalenligisten TuS Bövinghausen verlassen. Ihn zieht es zurück in die Türkei. Jetzt erklärt er, wie alles zustande gekommen ist.

Dortmund

, 29.10.2021, 17:55 Uhr / Lesedauer: 3 min

Zuletzt hätte es eigentlich jedes Mal bei einem Spiel des Fußball-Westfalenligisten TuS Bövinghausen eine Baris-Cam geben müssen. Klar, Baris Özbek war nicht mehr der Schnellste. Kein Wunder, der Ex-Profi ist 35 Jahre alt. Im Kopf dagegen war er meistens der Schnellste. Er sah Räume für seine Mitspieler, die diese ab und an selbst nicht sahen. Seine Pässe aus der Tiefe waren bereit, sich gleich dem Fuß des Empfängers anzuschmiegen. Seine technische Klasse gab es wohl in dieser Form noch nie bei einem Fußball-Westfalenligisten. Sein Abschied ist ein Verlust für die ganze Liga.

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Der Abschied in dieser Woche zurück in die Türkei war für ihn unausweichlich. „Die Familie geht einfach vor“, sagt er. Sein achtjähriger Sohn, der die meiste Zeit seines Lebens in Istanbul verbracht hat, fand keine richtige Bindung in Deutschland. Er wollte einfach zurück. Zu seinen Freunden. An den Ort, an dem er aufgewachsen ist. Özbeks Frau sah das ebenso. Erst zogen der Sohn und die Frau zurück. Am Montag folgt Baris Özbek zurück nach Istanbul.

Mit seinen prominenten Kollegen David Odonkor (l.) und Kevin Großkreutz (r.) hat Baris Özbek (2.v.l.) sich gut verstanden.

Mit seinen prominenten Kollegen David Odonkor (l.) und Kevin Großkreutz (r.) hat Baris Özbek (2.v.l.) sich gut verstanden. © Stephan Schütze

Hier, wo Özbek seine größte Zeit als Fußballer hatte. 104 Süper-Lig-Spiele absolvierte er in vier Jahren für Galatasaray Istanbul. Einmal wurde er mit dem Klub Meister. „In Istanbul bin ich ein bisschen so etwas, was Kevin Großkreutz für Dortmund ist. Hier kennt mich jeder, der sich für Fußball interessiert“, sagt Özbek. Er hat in der Weltmetropole noch ein „schönes Haus mit Pool“, sagt Özbek.

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Er ist glücklich, wieder mit seiner Familie zusammen zu sein, das ist am Telefon herauszuhören. Er ist froh darüber, jeden Tag wieder einen glücklichen Sohn zu sehen. Trotzdem vermisst er den TuS Bövinghausen ein bisschen. „Auch wenn Außenstehende das nicht glauben. Wir sind wirklich eine Familie. Alle verstehen sich extrem gut. Die Stimmung ist immer gut, trotzdem wird wirklich professionell gearbeitet. Alle sind fokussiert auf den Erfolg.“

Karriere war schon beendet

Der Ex-Profi kam vor der Spielzeit zum TuS Bövinghausen. Eigentlich hatte er seine Karriere längst beendet. Am Ende ließ er sich doch überreden, auch von Kevin Großkreutz, das Abenteuer Amateurfußball anzugehen. „Und ich bereue es keine Sekunde. Es hat mir einfach Spaß gemacht. Ich hätte auch gerne weitergemacht.“

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Er war überrascht, wie hoch das Niveau in der Westfalenliga war. „Als ich früher mit dem MSV Duisburg im Pokal gegen kleinere Klub gespielt habe, war deren Niveau echt nicht gut“, sagt Özbek, „aber von Freunden wurde mir immer gesagt, dass Leistungsniveau in Westfalen sei viel höher. Sie haben Recht behalten.“

Der Castrop-Rauxeler hatte trotz seines Status´ als Ex-Profi keine Probleme mit den Gegnern und den Fans in der Westfalenliga. Klar, es wurde einmal hitzig in seiner Heimatstadt gegen Wacker Obercastrop. Das lag aber eher nicht an seiner Person. Eher daran, dass es zwischen beiden Klubs seit Jahren einen extremen Konkurrenzkampf gibt.

„Die Leute in der Liga haben sich nicht so sehr auf mich konzentriert. Vielleicht lag das daran, dass ich in Deutschland nicht annährend so bekannt bin wie in der Türkei. Hier in der Westfalenliga konzentriert sich alles auf Kevin Großkreutz und David Odonkor“, so Özbek, „und ich habe echt Respekt vor Kevin Großkreutz. Was er sich so alles von den Zuschauern anhören muss, ist schon Wahnsinn. Aber er bleibt immer ruhig.“

Auch in der Türkei wird er weiter das Geschehen beim TuS Bövinghausen verfolgen. „Ich habe natürlich ein RN+-Abo. Damit kann ich ja alles lesen und mir auch Live-Spiele angucken. Ich werde auch ab und an nach Deutschland kommen und mir Partien angucken.“ Und einen Termin hat er fest im Kopf. Den vom letzten Spieltag.

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„Zur Aufstiegsparty bin ich auf jeden Fall da.“ Er glaubt fest an den Aufstieg, auch wenn er den FC Brünninghausen für einen starken Konkurrenten hält. „Wenn alle fokussiert bleiben und so weitermachen wie bisher, wird am Ende der TuS Bövinghausen aufsteigen. Davon bin ich zu 100 Prozent überzeugt.“

Özbek möchte weitere Trainerscheine machen

Für ihn ist der Fußball Geschichte. Zumindest der aktive. Der B-Lizenz-Inhaber möchte weitere Trainerscheine machen, am liebsten bis zur Pro-Lizenz. „Ich kann mir gut vorstellen, als Trainer in der Türkei zu arbeiten. In Bövinghausen gehörte ich ja auch zum Trainerteam.“ In der Türkei war er schon mal temporär Co-Trainer beim heutigen Süper-Lig-Klub Fatih Karagümrük. Aber er musste den Job aufgeben, weil der Klub in lieber auf dem Platz sehen wollte. Man schaut ihm einfach gerne zu, wenn er die Bälle auf dem Platz streichelt.