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„Glaskugelleserei“: So reagieren die Vereine auf den neuen Beschluss des FLVW
Fußball
Der FLVW hat neue Lösungen bekannt gegeben, wie es mit dem Spielbetrieb in der aktuellen Saison weitergehen könnte. Wir haben mit den Vereinen gesprochen, wie sie die Beschlüsse bewerten.
Der Spielbetrieb ruht bis auf Weiteres. Diesen Entschluss fasste der FLVW am Donnerstagabend und teilte ihn den Vereinen am Freitag mit. Außerdem beschloss der Verband, dass die Vereine zwei Wochen vor einem möglichen Wiederbeginn der Saison informiert werden. Damit soll eine gewisse Vorbereitungszeit möglich sein.
Zudem wurde beschlossen, die Spielabgaben für die Rückrunde nicht zu erheben beziehungsweise bereits geleistete Abgaben zurückzuzahlen. Dazu kommt, dass dass die pauschale Belastung der Schiedsrichterkosten entfällt. Wir haben die Verantwortlichen der Vereine nach ihrer Einschätzung zu diesen Beschlüssen befragt.
Michael Linke, Vorsitzender ASC 09 Dortmund: „Mit dieser Lösung war zu rechnen. Es kommt für mich nicht überraschend. Grundsätzlich glaube ich nicht, dass wir überhaupt nochmal spielen. Wenn wir beispielsweise Mitte Mai wieder starten, hätten wir nur noch sechs Wochen für 13 Spiele plus die Pokalspiele – das ist kaum realisierbar. Für mich ist diese Entscheidung wie ein verfrühtes Saisonende. Ich glaube auch nicht, dass die Saison bis in die Sommerferien geht. Das wird alles zu turbulent. Viele haben schon ihren Urlaub gebucht. Ich hoffe, dass der Verband ein gute Regelung für Auf- und Abstieg findet. Dass wir die Spielabgaben für die Rückrunde nicht zahlen müssen beziehungsweise bereits geleistete Abgaben zurückgezahlt finde ich sehr gut.
Daniel Dukic, sportlicher Leiter Westfalia Wickede: „Ich sehe diese Lösung kritisch. Ich denke, jeder Verein will so früh wie möglich Gewissheit und Planungssicherheit haben. Diese Lösung ist weder Fisch noch Fleisch und sie ist nicht praktisch. Ich wünsche mir mehr Klarheit. Ich vermute, dass die Entscheidung in Schritt Richtung Spielabbruch ist. Man muss auch bedenken, wie viele Spiele dann noch absolvieren sind. Zudem kommt dann der Ramadan noch hinzu und man bräuchte einen 40-Mann-Kader, damit die Spieler einen nicht zusammenbrechen. Außerdem wollen wir die Saison auch nicht im Oktober zu Ende spielen.
Florian Gondrum, Trainer FC Brünninghausen: „Die Entscheidung, den Spielbetrieb weiter auszusetzen, ist die einzig richtige Lösung. Ich habe nicht damit gerechnet, dass der 19. April als Fortsetzungstermin bestehen bleibt. Der Entschluss überrascht mich nicht. Im Moment sind andere Dinge wichtiger als der Fußball. Ich denke, 14 Tage sollten reichen, um die Mannschaft wird fit zu bekommen. Das ist eine angemessene Zeit. Der Verband hat auch keine andere Möglichkeit. Eine Frist von beispielsweise vier Wochen sind nicht realisierbar. Die Aussetzungen der Zahlungen an den Verband ist nur logisch und der richtige Schritt. Bei vielen Vereinen spielen diese Summen eine große Rolle und deswegen ist es gut, dass der Verband da den Clubs entgegenkommt.
Peter Seifert, Vorsitzender BSV Schüren: „Ich denke, das ist eine gute Lösung. Es bleibt nur abzuwarten, wie es danach weitergeht. Ich denke, die Gremien machen sich auch über einen Abbruch Gedanken. Da rauchen bestimmt die Köpfe. Ich bin froh, dass ich da nicht mit drin sitze. Grundsätzlich denke ich, dass keiner mit einem Abbruch zufrieden ist. Der Verband versucht noch einen Silberstreif am Horizont zu schaffen, damit noch ein wenig Hoffnung besteht. Allerdings entstehen dann wieder neue Fragen: Wie lange wird gespielt und was ist mit den Verträgen, die eigentlich am 30. Juni auslaufen? Ich denke, wenn sich die Spieler selbst fithalten, dann sollte die 14-Tage-Frist kein Problem sein. Andererseits wird man sehr schnell sehen, wer seine Hausaufgaben nicht gemacht hat.“
Karim Bouasker, Trainer des Kirchhörder SC: „Ich habe gerade noch mit Sascha Rammel telefoniert und wir waren uns beide sicher, dass der 19. April unrealistisch ist. Wenn es aktuell so starke Einschränkungen der Freizeit gibt, war klar, dass der Verband handelt. Daher kommt die Entscheidung nicht überraschend. Ich denke, im Moment ist vieles Glaskugelleserei. Im Falle eines Abbruchs wird es schwierig, wie die Ligen in der kommenden Saison aussehen: Will man wirklich eine Westfalen- oder Oberliga mit 20 Teams? Macht das Sinn? Man muss auch schauen, wie man mit dem Thema Urlaub verfährt. Ich kann die Spieler ja nicht aus dem Urlaub zurückholen, nur weil noch ein paar Spiele in der Liga anstehen. Ich denke, so eine Lösung wie in der Bundesliga, wo man die Saison lange nach hinten verlängert, kann es im Amateursport nicht geben. Zu der 14-Tage-Vorlaufzeit denke ich, dass die ausreichend ist. Die Teams machen ja zu diesem Zeitpunkt keine Grundlagenausdauer mehr, sondern eher vieles mit dem Ball.“
Alexander Enke, Trainer des Hombrucher SV: „Dass die Vereine ihre gezahlten Abgaben wiederbekommen, ist eine faire Lösung. Für viele Vereine bedeuten die ausgefallenen Heimspiele ein Verlust von Einnahmen, was den Eintritt und den Verkauf von Essen und Trinken betrifft. Daher ist die Entscheidung des Verbandes zu begrüßen. Zum Spielbetrieb glaube ich nicht, dass dieser fortgesetzt wird. Ich denke, der Verband will sich die letzte Hoffnung auf eine fortlaufende Saison noch bewahren. Die 14 Tage reichen meiner Meinung nach nicht aus, um eine Mannschaft wieder ins Laufen zu bringen. Die Spieler sollen sich selbst fithalten, aber die Frage ist, ob und wie sie das wirklich tun.“
Ajan Dzaferoski, sportlicher Leiter des TuS Bövinghausen: „Ich denke, die Entscheidung ist ein Spiel auf Zeit. Es war doch schon vorher klar, dass wir am 19. April nicht weiterspielen. Ich finde es am besten, wenn bei einem Saisonabbruch keiner absteigt und dafür mehr Teams aufsteigen. So etwas gab es auch schon früher, wenn kein Team aus der Regionalliga in die Oberliga abgestiegen ist. Da gab es auch zwei Aufsteiger aus der Landesliga. Grundsätzlich sehe ich es als sehr schwierig an, so viele Spiele noch in dieser kurzen Zeit zu absolvieren.“
Giovanni Schiattarella, Trainer SV Brackel: „Ich denke, die Entscheidung, den Spielbetrieb bis auf Weiteres auszusetzen, ist mehr als richtig. Der Sport sollte aktuell in den Hintergrund rücken. Wir als Sportler sollten uns da solidarisch zeigen. Im Moment zählen andere Dinge. Meiner Meinung nach sollte man Klarheit schaffen und die Saison auf Eis legen, damit die Vereine besser planen können. Ich denke auch, dass es schwierig ist, eine Mannschaft in 14 Tagen gut auf eine Fortsetzung der Saison vorzubereiten.“
Gebürtiger Brandenburger. Hat Evangelische Theologie studiert. Wollte aber schon von klein auf Journalist werden, weil er stets neugierig war und nervige Fragen stellte. Arbeitet gern an verbrauchernahen Themen, damit die Leute da draußen besser informiert sind.
