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Trotz Corona: Unverbesserliche klettern in Kirchlinde über den Zaun auf den Platz
Coronavirus
Die Warnungen sind deutlich, dennoch kicken immer wieder Jugendliche auf dem Kirchlinder Platz. Dem Verein sind die Hände gebunden - gegen diese Treffs mit „Partystimmung“.
Der Facebook-Post, den der VfR Kirchlinde am 21. März veröffentlichte, beginnt verständnisvoll: „Nun sind wir bereits seid über einer Woche zum Nichtstun gezwungen. Das letzte Spiel war am 8. März und liegt bereits zwei Wochen zurück, die letzte Trainingseinheit war am 11. März. Ich denke fast jeder von uns, hat dieses Virus unterschätzt und kaum jemand hat eine solche Entwicklung erwartet.
Es ist für uns alle eine schwierige und außergewöhnliche Zeit, wir alle wurden ausgebremst, um die Verbreitung zu stoppen.“
So weit, so gut. Jeder weiß, was das Coronavirus aktuell mit dem Land und auch dem Sport macht, jeder weiß, wie wichtig die aktuelle Situation ist. Doch dann geht der Post weiter - und beschreibt Bilder, die nachdenklich machen.
1,60 Meter hoher Zaun um den Sportplatz
Es heißt: „Aber leider gibt es zu viele Grüppchen, die den Ernst der Lage nicht erkennen. Auf unserem Sportplatz, der für uns gesperrt wurde, finden jeden Tag private Fußballspiele statt. Es wird über das verschlossene Eingangstor geklettert und gepöhlt, was das Zeug hält. Freunde.......BITTE, BITTE, BITTE, bleibt zuhause und lasst uns damit, gemeinsam dafür sorgen, das wir so schnell wie möglich wieder in den Ligabetrieb zurückkehren können.“
Es sind eindringliche, flehende Worte. Sätze, die zeigen, in welcher Situation die Kirchlinder Vereine stecken, dass sie aktuell das Gefühl der Hilflosigkeit empfinden. Denn neben dem VfR nutzt auch Westfalia Kirchlinde die Platzanlage am Bärenbruch. Westfalias erster Vorsitzender, Doktor Jan Wiethoff kann die Message des Posts nur unterschreiben.
„Es ist ein 1,60 Meter hoher Zaun um dem Platz, hinter den Toren ist er sogar noch höher. Die Anlage ist zu, das Tor abgeschlossen. Und auf dem Feld stehen Schilder, dass der Platz gesperrt ist“, beschreibt Wiethoff die Sportanlage. Der Geschäftsführer von Westfalia Kirchlinde hat vergangene Woche die Stadt gebeten, die Anlage abschließen zu dürfen. „Und diese Erlaubnis wurde erteilt“, so Wiethoff.
Es ist also klar und deutlich: Hier darf nicht gekickt werden.
Mit der Musikanlage und mit „Partystimmung“
Und dennoch gibt es Unverbesserliche, die Tag für Tag über den Zaun klettern und gegen den Ball treten. „Es sind keine Vereinsmitglieder, sonst hätte ich mich besonders geärgert. Alle sind informiert. Es sind Fremde zwischen zwölf und 18 Jahren, die teilweise sogar eine Musikanlage dabei haben, da war Partystimmung“, ärgert sich Wiethoff, der jeden Tag auf dem Rückweg von seiner Arbeit am Platz vorbeifährt und gemeinsam mit dem Platzwart die Anlage räumen muss. „Am Anfang herrschte Unverständnis dafür, das wurde nun weniger.“ Immerhin.
Wiethoff und den Verantwortlichen der Kirchlinder Vereine sind die Hände gebunden. Zwar können sie von ihrem Hausrecht Gebrauch machen und den Platz räumen aber nach Wiethoffs Meinung ist Präventivarbeit die Aufgabe der „Hoheitsbehörde“. In diesem Fall also der Stadt, die zwar nicht durch Wiethoff aber vergangene Woche eben durch den Platzwart informiert wurde, oder des Ordnungsamtes. Und restriktiv könne die Polizei eingeschaltet werden, wenn zum Beispiel das Klettern über den Zaun als Hausfriedensbruch zur Anzeige gebracht werden würde, was bisher noch vermieden werden konnte.
Die Stadt hingegen sagt: „Es ist grundsätzlich so, dass dieser Platz vom Verein betreut wird. Das heißt, der Klub ist selbst zuständig. Dass es nicht rechtens ist, was da passiert, ist klar. Am besten ist es, die Leute zur Vernunft zu rufen. Wenn dann noch was passiert, kann man die Polizei informieren“, so Stadtsprechern Anke Widow.
Dennoch scheinen nicht alle den Ernst der Lage verstanden zu haben. Wiethoff beschreibt: „Nach der Rede am Mittwoch von Angela Merkel stand in der ‚Welt‘ ‚Merkel wirkt‘. Das war nicht meine Wahrnehmung, zumindest am Donnerstag. Freitag und Samstag ist es weniger geworden.“ Ganz verschwunden sind die Kicker aber immer noch nicht. Mehr als an die Vernunft zu appellieren bleibt da nicht. Das weiß auch Wiethoff: „Wir können nur mit den Leuten reden. Mehr können wir nicht machen.“