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Ex-Wickeder spielt jetzt in Köln und erinnert sich an Einsätze zusammen mit Mario Götze
Amateurfußball
In der Jugend spielte erst in Aplerbeck, dann in Wickede. Anschließend ging es nach Jena und nach Köln. Im Interview erinnert sich der ehemalige Westfalia-Kicker an seine Zeit im Dortmunder Fußball.
Als ganz junger Spund verließ er Dortmund und zog ins ferne Jena. An die alten Hasen seiner Westfalia aus Wickede erinnert sich der ehemalige klassische Manndecker aber auch zehn Jahre danach bestens. Heute sorgt der immer noch junge Mann beruflich für den Durchblick seiner Gegenüber.
Lukas Kreilkamp (28) ist seiner Heimat Aplerbeck wieder ein Stück nähergekommen, lebt in Köln und arbeitet in Bonn als angehender Facharzt für Augenheilkunde - ein spannender Beruf, wie er sagt. Wachen Auges aber läuft der ehemalige Dortmunder auch noch immer über den Fußballplatz. Mit den Namen seiner Vereine ist das so eine (ganz witzige) Sache. Sein eigener Name steht, selbst wenn er im Seniorenbereich hier nur kurz kickte, in Dortmund – ohne Wortwitz- für Fußballqualität. Das alles erzählt Lukas Kreilkamp uns im Interview.
Lukas Kreilkamp, gestatten Sie uns, die erste Frage Ihrem Nachnamen und damit Ihrer Familie zu widmen? Der Name Kreilkamp ist in Dortmund auch unabhängig Ihres beachtlichen Weges ein Begriff. Sie sind zwar in Aplerbeck aufgewachsen, Kreilkamp klingt aber für viele eher nach Hörde…
Ja gerne, ich habe ja auch einen guten Kontakt zu meiner Familie. Mein Opa Günter, der ja im VfL ganz lange mitgewirkt hat, ist aber leider im hohen Alter vor einem Jahr verstorben. Auch mein Vater Volker und mein Onkel Rüdiger haben für die Hörder Vereine gespielt. Meine Mutter Pia ist übrigens in einer großen Dortmunder Praxis Augenärztin. Vielleicht ist es daher gar nicht so überraschend, dass ich Fußballer bin und Facharzt in der Sparte meiner Mutter werden möchte.
Wie weit sind Sie aktuell?
Von den fünf Facharztjahren bin ich im Zweiten. Momentan bin ich in einer Bonner Augenklinik Assistenzarzt.
Was ist das Reizvolle an der Augenheilkunde?
Das ist ein sehr spezifischer Bereich. Ich behandle ja nur das Auge und bin daher gar nicht mal so sehr von anderen Fachrichtungen abhängig. Entscheidend und besonders schön aber ist für mich die Dankbarkeit der Patienten. Sie sehen durch meine Arbeit im wahrsten Sinne des Wortes wieder klar. Ich sehe mich bald auch in einer Augenarztpraxis, als Operateur. Die häufigste Operation ist die beim Grauen Star. Die Erfolge sind schnell erkennbar. Und die Leute sind dann einfach richtig glücklich.
Gehen wir mit Ihnen den Weg als Student etwas mit. Warum Jena und warum Köln?
Jena war damals eher Zufall. Ich wollte eigentlich gar nicht so weit weg. Aber da die Studienplätze zentral vergeben wurden, wurde es eben Jena. Und ich darf aber gleich sagen, dass ich mich dort sofort wohlfühlte. Von den 110000 Einwohnern sind bestimmt 30000 Studenten. Das prägt natürlich eine Stadt. Ich hatte sofort Kontakt und lebte sehr gerne da. Köln, weil ich in eine große Stadt und meiner Heimat etwas näher wollte. Das Leben ist schon nett hier. Damals war ich vielleicht dreimal im Jahr in Dortmund, jetzt wieder deutlich öfter.
Wir hatten es eingangs angedeutet: Von Ihren bisherigen Vereinen im Seniorenbereich ist der Name Westfalia Wickede der gewöhnlichste. Ihre Stationen hießen Schott Jena, SV Jenapharm und Vorwärts Spoho 98. Wollten Sie fern der Heimat wenigstens etwas Vertrautes haben, in dem Sie von Schott zu Schott wechselten, also von Trainer Marko Schott zu Schott Jena?
Nein, das wird mir tatsächlich erst gerade jetzt bewusst, da Sie es sagen. Ich hatte mit Wickede ja Westfalenliga gespielt und wollte als junger, ehrgeiziger Spieler zumindest das Niveau halten. Und da gab es neben der Reserve von Carl Zeiss Jena eben nur Schott. Und da habe ich dann Thüringenliga und sogar Oberliga gespielt.
Studium und Fußballkarriere – ging das lange gut?
Als das Studium und die Prüfungen mehr Zeit verlangten, habe ich dann den Schnitt gemacht und bin zu Jenapharm in die Bezirksliga gewechselt. Beide Namen stehen übrigens für Unternehmen. Selbst wenn ich dann noch später zum Ende meiner Jenaer Zeit für ein Jahr noch einmal zu Schott gewechselt bin, wusste ich natürlich, dass ich mit Fußball meinen Lebensunterhalt nicht finanzieren werde und habe das Studium in den Vordergrund gerückt. Besonders klar wurde mir das, als ich zwischenzeitlich wegen eines Kreuzbandrisses ein Jahr lang pausierte.
Ohne viel über Vorwärts Spoho zu wissen, klingt das eher nicht nach ganz großem Fußball. In welcher Liga sind Sie aktuell?
Nein, nein, das ist eine Kölner Studentenmannschaft. Coole, lustige Leute mit viel Teamgeist. Fußball ist für mich im Vergleich zu den jungen Jahren nur noch Spaß. Spoho steht für Sporthochschule. Wir kicken gerade in der C-Liga. Die ist vergleichbar mit der Dortmunder B-Liga.
Der Spaß verdrängte den unbändigen Ehrgeiz. Wechselten Sie auch die Position?
Da muss ich lachen. Wenn ich das recht überlege, spiele ich, je niedriger die Liga, je weiter vorne. Die Ausnahme ist Wickede. Da war ich als Junior auch Manndecker der alten Schule, so war eben unser System. Bei Schott Jena war ich Außenverteidiger, bei Jenapharm Zehner. Bei Spoho spiele ich auch zentral deutlich vor der Abwehr.
Ihre Aussage über Ihre Position in Wickede könnte ein Hinweis darauf sein, wie Sie den Fußball da beurteilen. War das eine schöne Zeit?
Auf alle Fälle. Heute lache ich darüber, dass mich Wickedes Schott vor meinen ersten Einsätzen in der 1. Mannschaft, als ich A-Junioren Altjahrgang war, damit beauftragte, alleine den gegnerischen Stürmer zu verfolgen und stellen. Ich habe aber auch als junger Seniorenspieler sehr schöne Erinnerungen an die Zeit. Mit Leuten wie Roman, Christian, Toetzi, den Metzger oder Marko selbst zu kicken, hatte was. Und weil der Metzger die Rote Karte sah, musste ich in meinem ersten Spiel auch seinen Part übernehmen.
Wir lösen kurz auf: Roman Schymanietz, Christian Fröse, Andreas Toetz, Marcel Städter und Marko Schott!
Richtig! Natürlich kenne ich noch alle Namen. Kontakt zu Wickedern habe ich aber nicht mehr, nur noch in Dortmund zu meinen Kindheits- und Schulfreunden aus Aplerbeck. Wahrscheinlich spielen die genannten Leute gar nicht mehr.
Auch richtig! Allerdings ist Christian Fröse mittlerweile Trainer von Viktoria Kirchderne, Andreas Toetz Co-Trainer beim SV Brackel 06 und Marko Schott tatsächlich wieder da, wo er damals war.
Das ist ja witzig. Marko macht das heute wieder. Aber so ganz überraschend ist das ja auch wieder nicht.
An was im Dortmunder Fußball erinnern Sie sich sonst noch?
An meine ganze Zeit sehr gerne, zunächst in der Jugend des ASC, dann als B- und C-Junior bei Oestrich-Iserlohn, danach in Wickede. Ab und an denke ich daran, dass ich mit Mario Götze ein paar gemeinsame Einsätze in der Westfalenauswahl hatte. Ob sein Lebensweg der leichtere ist im Vergleich zu meinem, wage ich zu bezweifeln. Aber Mario war in Ordnung, er hat mich auch später gegrüßt, wenn wir uns mal über den Weg liefen.
Wie ist denn der Dortmunder Fußball aus Ihrer Sicht im Vergleich zu Ihren weiteren Stationen?
Ich vermisse auch jetzt noch die positive Fußballverrücktheit der Menschen im Ruhrgebiet. Der Stellenwert ist doch ein ganz anderer. Der Fußball ist ein wesentlicher Bestandteil der Region. Das sehe ich auch an der medialen Aufmerksamkeit, die der Fußball im Revier generell, aber in Dortmund ganz besonders genießt. Dementsprechend habe ich mich als Kind der Stadt auch sehr darüber gefreut, nicht in Vergessenheit geraten zu sein. Wir beide hatten ja damals vor zehn Jahren ein Interview zu meinem Abschied gemacht. Schon damals hatte mich beeindruckt, wie viele Teams den Sprung in den oberen Amateurbereich geschafft hatten. Und wenn ich jetzt nachsehe, stelle ich fest, dass es neben meinen Aplerbeckern und Wickedern weitere sehr gute Vereine gibt.
Darf sich vielleicht ein Klub nach Ihrer Ausbildung zum Facharzt über einen Kreilkamp freuen, der wie seine Verwandten im höheren Fußballeralter wieder ein Begriff im Dortmunder Amateurfußball wird?
Ich schließe nichts aus. Ganz unmöglich ist es nicht, dass ich mal hier arbeite und Fußball spiele. Denn gerade Corona hat mir gezeigt: Den Mannschaftssport brauche ich unbedingt. Momentan aber passt es gerade für mich in Köln und mit dem Job in Bonn. Wir schauen mal!
Dortmunder Jung! Seit 1995 im Dortmunder Sport als Berichterstatter im Einsatz. Wo Bälle rollen oder fliegen, fühlt er sich wohl und entwickelt ein Mitteilungsbedürfnis. Wichtig ist ihm, dass Menschen diese Sportarten betreiben. Und die sind oft spannender als der Spielverlauf.
