Fußball

Drei Hörder Fußballklubs atmen auf - Sie behalten vorerst ihren Sportplatz

Ein Sportplatz in Dortmund-Hörde sollte Ende September geschlossen werden. Drei Vereine mit 200 Aktiven wären heimatlos geworden. Jetzt gibt es eine positive Wendung.

Dortmund

, 21.09.2022 / Lesedauer: 4 min

Aus der Reihe berühmte Zitate: „Das tritt nach meiner Kenntnis…ist das sofort, unverzüglich.“ Um eventuellen Missverständnissen vorzubeugen: Dieser Texteinstieg soll kein Vergleich werden, der die historische Dimension dieser Worte unterschätzt. Der das sagte, hieß Günther Schabowski und war Regierungssprecher der DDR. Mit dieser berühmten, eher gestammelten Antwort auf die Nachfrage, ab wann DDR-Bürger ausreisen durften, öffnete er 1989 die Mauer.

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Was das mit einem Vorsitzenden zu tun hat, der zufällig mit Nachnamen nicht Mauer, sondern Wand heißt? Das ist die Beiläufigkeit, mit der Markus Wand, erster Mann bei SuS Hörde, während einer Veranstaltung, die ursprünglich auch eine andere Funktion haben sollte, eine Botschaft verkündete, die für seinen Verein und für zwei weitere durchaus historischen Charakter hat.

Um sein Zitat vorwegzunehmen: „Ich habe da gerade noch eine Mail erhalten, in der uns der Eigentümer die Bereitschaft für die Vertragsverlängerung erklärt.“ Wie 1989 fragende Blicke, jetzt im Vereinsheim. Die da jetzt ungläubig stammeln, „bedeutet das nicht, oder?“, heißen Yasar Celik und Christian Büsse und sind Vorstandsmitglieder der Vereine Genclerbirligi und Phönix Hörde. Ja, genau, das heißt es: Aus einer Trauerveranstaltung ist mal eben eine totale Erleichterungsgeschichte geworden. Um es kurz zu machen: SuS Hörde, Genclerbirligi und Phönix dürfen den Platz am Schallacker bis auf Weiteres nutzen und müssen nicht, wie befürchtet, zum 30. September das Feld räumen.

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Wegen dieser kurzfristig entstandenen Angst hatten sich die Vertreter der drei Hörder Vereine spontan zusammengetan, um der Öffentlichkeit ihre dramatische Situation zu schildern. Haluk Cekirdek, Spieler und Organisator bei Genclerbirligi, hatte am Freitagabend angerufen: „Sie müssen so schnell wie möglich kommen. Wir werden in wenigen Tagen heimatlos. Das hat uns gerade SuS Hörde berichtet.“ Und so saßen sie am Dienstag dann da: in den Farben getrennt, in der Sache vereint!

Worum es ging, erläuterte Wand zunächst den frustrierten Vereinsmitgliedern, darunter auch Maja Lange von der einzigen Hörder Frauenfußballmannschaft SuS. „Das Gelände hier gehörte früher Hoesch, dann Thyssen. Mit denen bestand eine Halbjahres-Kündigungsfrist, was lange nicht wichtig war, weil SuS in gewisser Weise Betriebssport anbot. Dann übernahm die Thelen-Gruppe, die uns im März kündigte.“

Notartermin der Stadt Dortmund und Thelen-Tochter Areal geplatzt

Wand erklärte dann, warum das noch keine Panik auslöste: „Die Stadt hatte uns zugesichert, dass sie das Grundstück kaufen und uns den Platz lassen würde. Auch von der Überlegung, hier eine Schule zu bauen, war am Ende nicht mehr die Rede. Wo sollten wir auch hin? Alle anderen Plätze platzen aus allen Nähten. Wir machen hier ja auch fast alles selbst.“

Drei Vereine dürfen weiter am Schallacker spielen. © Nähle

Nun sei aber ein Notartermin von Stadt und Thelen-Tochter Areal geplatzt, sodass die Kündigung unmittelbar bevorstand. Das ist eine Kurzfassung aus Vereinssicht vieler Schriftverkehre und Telefonate. Als Wand das so erzählte, blitzte in den Augen von Celim und Büsse pure Sorge auf. Bis eben dieser mit weiterhin sonorer Stimme vorgetragene Satz fiel, als wäre dieser ganz logisch in der Chronologie der Ereignisse. Nur wusste bis dahin außer dem Mail-Empfänger keiner davon. Die Mail habe Wand ganz kurz vor dem Termin erhalten.

Und alles war anders. Die Vereine gewinnen Zeit, zumal die Thelen-Gruppe Markus Wand geschrieben habe, dass der Nutzungsvertrag so lange laufen könne, bis die Stadt zuschlägt. Darauf ruhen jetzt die Hoffnungen. Der Druck aber ist erst einmal ein wenig raus.

Alle Argumente für den Erhalt des Platzes, die alle Vereinsvertreter gesammelt hatten, kamen zwar auf den Tisch, dann zunächst in die Wiedervorlage. Aber Wand, Lange, Celim und Büsse trugen sie zur Sicherheit noch einmal vor, denn sie könnten dann ja in späteren Gesprächen wichtig werden.

Demnach spielen, inklusive einer Hobbymannschaft, in allen drei Vereinen insgesamt gut 200 Fußballer auf dem Schallacker. „Wir vertragen uns gut und zeigen, dass sich mehrere Vereine durchaus friedlich und fair einen Platz teilen. Hier spielen Menschen verschiedener Nationen zusammen“, gab Yasar Celik zu bedenken. Christian Büsse nickte zustimmend: „Wenn wir eine Zukunft haben, sind wir auch für die vielen neuen Anwohner des Phoenix-Sees interessant. Wir haben es schwer, auf Asche Kinder für uns zu gewinnen. Aber wenn wir selbst erst einmal auf Asche eine Perspektive haben, ermöglichen wir den vielen Kindern in Hörde in neuen Jugendmannschaften erste Schritte im Fußball“, gab er zu bedenken. „Wir würden jeden nehmen.“

Schallacker in Hörde bleibt: Die Vereine sind erleichtert

Jetzt nickte lächelnd auch Markus Wand, der einfach erleichtert war, endlich seine Botschaft sachlich korrekt vermittelt zu haben. „Wir haben tolle Alte Herren, deren Vereinsleben nicht mehr möglich gewesen wäre. Wir haben die einzige Frauenmannschaft in Hörde. Und wir haben in nördlicher Richtung bis zur Innenstadt den einzigen echte Fußballplatz, zumal auch der PTSV-Platz oben nahe der Stadtkrone wohl bald Geschichte ist.“

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Und, da alle erleichtert waren, steckte die Freude an. Maja Lange berichtete von einem Podcast, in dem die SuS-Frauen auf die Platzproblematik aufmerksam machen. Der nächste, verspricht sie, wird auch wieder optimistischer. Dann trugen sie die frohe Botschaft in ihre Welt raus. Natürlich ist noch nicht klar, wie es langfristig weitergeht. Aber zu der heiteren Stimmung gestern passte dann ein weiteres Zitat, diesmal eins des Ex-Nationalspielers Jens Jeremies: „Das ist Schnee von morgen!“

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