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Dortmunder Top-Torwart konzentriert sich auf den VfL Bochum und wechselt in die Bezirksliga
Bezirksliga
Oberliga, Westfalenliga - einer der besten Dortmunder Torhüter tritt schon in jungen Jahren ein bisschen kürzer und wechselt zur neuen Saison zwei Etagen tiefer in die Bezirksliga.
Die Saison 20/21 in der Westfalenliga hätte seine Saison werden können. Doch schon am ersten Spieltag Anfang September passierte das denkbar Schlimmste: Umgeknickt, ein Knacken, verletzt, Bänderriss mit Absplitterung im Knöchel, Zwangspause.
„Full stop“ für Felix Wenderoth im Tor des BSV Schüren, noch bevor er überhaupt richtig in Fahrt gekommen war. Doch er kam zurück, schneller als viele das erwartet hatten. Fünf Wochen später, am sechsten Spieltag, stand er schon wieder zwischen den Pfosten. Ein neuer Anlauf - und wieder folgte die Vollbremsung nur eine Woche später: Lockdown.
Seit dem ist viel passiert - nicht auf dem Platz, aber im Kopf von Felix Wenderoth. Denn der 22-Jährige hat seine Prioritäten neu sortiert und einen Entschluss gefasst. Dabei kommt der Fußball nicht zu kurz, aber eben an anderer Stelle. „Ich studiere ja Sportmanagement, bin gleichzeitig Torwarttrainer im Jugendleistungszentrum des VfL Bochum. Und hab einfach erkannt, dass die Arbeit in Bochum für mich an erster Stelle steht.“
Gleichung geht nicht mehr auf
Studium und Trainer und Westfalenliga, diese Gleichung ging einfach nicht mehr auf. „In Bochum bin ich dreimal die Woche bis 18.30 Uhr auf dem Platz, um mit dem Nachwuchs zu arbeiten. Da haut es einfach nicht mehr hin, danach noch seriös um die Nummer 1 im Tor eines Westfalenligisten zu kämpfen. Und kein Trainer kann mit einem Torwart arbeiten, der nur ein halbes Training absolviert.“
„Der Schritt“, sagt Wenderoth, „war wirklich schwer, weil ich in Schüren super klar gekommen bin - mit dem Team und mit Trainer Arthur Matlik gleichermaßen.“ Aber eine Entscheidung war aus seiner Sicht unausweichlich, weil er mit dem Dreifach-Programm weder dem Studium, noch dem VfL Bochum und auch nicht dem BSV Schüren gerecht werden konnte. „Und ich gebe zu, dass das, was ich gerade in Bochum mache, für mich auch eine echte Zukunftsperspektive ist.“

Felix Wenderoth wechselt zu Westfalia Huckarde. © Folty
Jetzt also Westfalia Huckarde - Zufall? „Eigentlich nicht. Ich kenne Huckardes Trainer Mathias Tomaschewski aus Schürener Tagen gut und noch zwei, drei andere Jungs bei Westfalia. Insofern war der Kontakt eigentlich immer da.“
Die Verletzungen der Vergangenheit „sind komplett auskuriert“, sagt Wenderoth. „Ich bin superfit und fühl mich auch so. Und ganz klar ist auch, ich spiel nicht in der Bezirksliga nur sporadisch oder so nebenbei. Das ist nicht mein Anspruch. Ich will da die sportliche Leistung bringen, mit der ich jede Woche spiele. Ich will in Huckarde die Nummer eins sein, und dafür trainiere ich natürlich auch dreimal die Woche voll wie alle anderen auch.“
Jede Menge Energie
Das daneben trotzdem noch jede Menge Energie bleibt, um sich um die Nachwuchskeeper der U9 bis U19 in der Nachbarstadt zu kümmern, daran hat Wenderoth keine Zweifel. Und auch mit 22 Jahren gelinge im die Ansprache bei den Jungs ohne Probleme. „Ich mach das jetzt seit fast zwei Jahren. Hab erst mit U9 und U11 angefangen und arbeite jetzt seit einem Jahr auch mit den Älteren - nicht allein, sondern im Team mit zwei weiteren Trainern. Aber, ob man sich gut vermitteln kann, ist immer tatsächlich eine Sache der Persönlichkeit und weniger eine Frage wie hoch man gespielt hat. Es geht darum wie man sich gibt, wie einfühlsam man ist, dass man weiß, wann härtere und wann vorsichtigere Kritik angebracht ist.“
Aber so sehr der Blick auch schon in die Zukunft geht, fühlt sich Wenderoth gerade aktuell immer noch zu 100 Prozent als Schürener. Zumal es ja nicht ausgeschlossen ist, dass die Saison 20/21 doch noch eine Fortsetzung erlebt. „Dann bin ich natürlich bereit, um mit der Mannschaft alles für den Klassenerhalt in der Westfalenliga zu tun. Ich freu mich auf Huckarde, klar, aber bis zum Sommer geht es für mich nur um den BSV.“
61er-Jahrgang aus Bochum, seit über 35 Jahren im Journalismus zu Hause - dem Sport und dem blau-weißen VfL schon ewig von Herzen verbunden - als Sportredakteur aber ein Spätberufener.
