FLVW-Vizepräsident Manfred Schnieders hat im großen Interview über die vergangenen Tage gesprochen. © imago/foto2press
Fußball
Der FLVW macht Hoffnung: Dürfen die Amateurfußballer in diesem Jahr nochmal kicken?
Hinter Manfred Schnieders, Vizepräsident Amateurfußball beim FLVW, liegen turbulente Wochen. Im großen Interview gibt er einen Ausblick und verrät, wie es mit dem Amateurfußball weitergehen könnte.
Die Politik hat entschieden: Ab Montag (2. November) greifen in Deutschland härtere Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus. Darunter fällt ein genereller Sport-Lockdown für Mannschaftssportarten. Sportplätze und -hallen sind ab dem 2. November den gesamten November über geschlossen. Damit ruht auch der Amateurfußball. Über all die Entwicklungen der vergangenen zwei Wochen, den Ausblick nach vorne und neue Modelle zur Wertung der Saison haben wir mit Manfred Schnieders, Vizepräsident Amateurfußball, beim Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen (FLVW). Herr Schnieders, gestatten Sie die Frage nach turbulenten Wochen: Wie geht es Ihnen?
Mir geht es noch genauso wie vorher. Die Zahl der Anrufe und Fragen hat auch nach der Entscheidung der Politik nicht abgenommen. Momentan geht es aber eher um die Ligen darüber wie der Regionalliga. Insgesamt gesehen ist es aber schon so, dass von den Vereinen ordentlich Druck gemacht worden ist. Das war außergewöhnlich.
Erklären Sie mal.Es haben uns wenige Vereine angeschrieben und damit gedroht, dass die Spieler ihren Arbeitsplatz verloren haben. Das passt aber von der Argumentation nicht, weil die Infektionsgefahr bei eineinhalb Stunden Fußball geringer ist, als wenn man sich durch die Fußgänger-Zone begibt. Mit solchen Dingen haben die Vereine versucht, uns ein schlechtes Gewissen einzureden. Was man zudem nicht vergessen darf: Auch wir sind alle nur ehrenamtlich unterwegs. Wir kriegen keinen Cent für unsere Arbeit.
Doch. Das mit dem zusätzlichen Risiko kann ich verstehen. Aber man muss auch Ursachenforschung betreiben. Wir können wissenschaftlich belegen, dass die Infektionsgefahr auf dem Sportplatz selbst sehr gering ist. Im Bereich der Umkleiden und bei der Fahrt zum Sportplatz ist sie höher.
Sie haben es gerade schon anklingen lassen: Die vergangenen Wochen waren intensiv für Sie. Erzählen Sie mal.Es gab viele Videokonferenz, am Tag habe ich auch mal mehr als 40 Anrufe gehabt. Das ist auch nicht mehr lustig. Auch meine Frau muss darunter leiden.
Ich versuche, für mich Sport zu machen. Bis zuletzt habe ich auch noch Fußball gespielt. Da habe ich also auch ein bisschen für mich selber gekämpft. Ansonsten ist es aber schwierig. Ich versuche, viel spazieren zu gehen, rauszukommen. Zuletzt bin ich mal dreieinhalb Stunden gewandert. Dabei hatte ich dann 30 Telefonate. Das war so also auch keine Entspannung.
Sie sind aber auch jemand, der ständig erreichbar ist, oder?Ja, ansonsten hat das ja auch eine aufschiebende Wirkung. Dann kommt es doppelt schlimm. Deswegen möchte ich immer sofort alles erledigen.
Zurück zum Thema Lockdown: Im November wird es jetzt erst einmal keinen Amateursport geben. Wie geht es Ihnen damit?Man ist hin- und hergerissen. Für uns stellen sich nun die Fragen: Wie gehen wir weiter vor, was müssen wir beachten und was für Schwierigkeiten kommen auf uns zu, wenn es wieder losgeht? All das müssen wir in den nächsten Tagen mit den Fußballausschüssen besprechen. Und dann müssen wir auch schauen, ob die Zahlen runtergehen.
Durch den Sport wird da nichts Nennenswertes passieren können. Man muss sich auch woanders an die Regeln halten. Ich habe mitbekommen, dass jetzt vor dem Lockdown viele Leute das Wochenende noch einmal nutzen wollten, um richtig zu feiern. So etwas ist kontraproduktiv.
Aus Dortmund kamen von manchen Vereinen vermehrt kritische Stimmen, dass der FLVW die Saison schon vor der Entscheidung der Politik unterbrechen hätte müssen. Was sagen Sie zu solchen Kritikern?Um die Saison unterbrechen zu können, brauchen wir eine Grundlage. So eine Entscheidung muss rechtlich haftbar sein, weil es auch Vereine gibt, die durch eine Unterbrechung Umsatzeinbußen haben. Die machen dann uns dafür haftbar. Deswegen müssen wir bei Entscheidungen immer genau hingucken. Wir brauchten die politische Entscheidung, weil sie uns den Rücken freihält. Jeder einzelne Verein sieht das aus seiner Sicht.
Ich hoffe, dass wir noch ein bisschen etwas tun können. Wir wollen zumindest den Trainingsbetrieb zum Laufen bringen. Das ist gerade für den Kinder- und Jugendfußball wichtig. Wir wollen den Kindern Struktur bieten, damit sie auf dem Platz an der frischen Luft trainieren können. Das ist besser, als wenn sie in geschlossenen Räumen chatten oder Playstation spielen.
Und wie sieht es mit dem Spielbetrieb aus?Da muss man schauen, aber ich bin vorsichtig optimistisch, dass es in diesem Jahr noch klappen könnte.
Haben Sie Sorge, die Spiele nicht alle nachholen zu können? Was sagen Sie beispielsweise zur Konstellation in der Oberliga-Westfalen? Manche Teams wie der Holzwickeder SC müssten noch 34 Spieltage bestreiten – wie soll das funktionieren?Die Frage ist, wann wir starten können und unter welchen Bedingungen. Das müssen wir noch weiter beobachten. Es müssen aber auch nur 50 Prozent aller Spiele gespielt werden.
Wir sind verpflichtet, den Spielbetrieb bis zum 30. Juni 2021 anzubieten. Das schreibt die Spielordnung vor.
Es kann also sein, dass erst die Hinrunde gespielt wird und dann weitergekickt wird?Ja.
Und dann wird am Ende möglicherweise wieder mit der Quotientenregelung gewertet?Genau.
Aus Dortmund gibt es einen kuriosen Vorschlag, dass man die Saison abbrechen sollte, weil noch unklar ist, wann es einen Impfstoff gibt. Was sagen Sie dazu?Das geht nicht. Wir können die Saison nicht abbrechen, weil es noch möglich ist, eine Menge Spiele zu spielen. Die Einnahmeverluste der Vereine sind dann zu groß. Die Vereine könnten uns haftbar machen. Das Risiko gehen wir nicht ein.
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