
Der Dortmunder Amateurfußball dominiert. Das verrät der Blick auf die Tabellen der überkreislichen Ligen. Von der Bezirks- bis zur Oberliga – überall liegt ein Dortmunder Team auf einem Aufstiegsplatz. Überragend ist natürlich der sportliche Auftritt des Oberliga-Aufsteigers TuS Bövinghausen. Vier Punkte beträgt aktuell der Vorsprung gegenüber dem ersten Nicht-Aufstiegsplatz. Bei einem Sieg im Nachholspiel gegen Siegen könnte der sogar auf sechs Punkte anwachsen.
Der Klub kann sich eigentlich im Aufstiegskampf nur selbst schlagen. Die öffentlich gewordenen Steuervergehen des Klubs haben die Spieler sportlich kaltgelassen. Jetzt muss das Team zeigen, wie es ohne Trainer Sebastian Tyrala weitergeht. Der hatte den Verein nach dem 16. Spieltag als Tabellenführer verlassen. Als Grund nannte er, dass der Verein und er nicht dieselben Werte vertreten. Jetzt sollen es die Spieler Marko Onucka, Dino Dzaferoski und Kevin Großkreutz zusammen mit Sven Thormann richten. Harmoniert das Team auch mit dem neuen Trainerteam, wird es Richtung Regionalliga nicht zu stoppen sein.
Überraschend findet sich auch der ASC 09 Dortmund wieder im Aufstiegskampf. Die sieben Zähler auf den TuS Bövinghausen werden schwer aufzuholen sein, aber am Ende steigen ja zwei Teams auf. Vier Zähler sind es nach dem 2:1 gegen Vreden bis zum erste Regionalligaticket und der Konkurrent Rhynern hat eine Partie mehr absolviert. Beim ASC hat der Trainerwechsel gewirkt.

Seitdem Dennis Hübner den Job von Antonios Kotziampassis übernommen hat, läuft es. Sechs von sieben Meisterschaftspartien hat der ASC unter Hübner gewonnen. Im Winter ist jetzt vor allem der Sportliche Leiter Samir Habibovic gefragt, denn in Ibrahim Bulut und Tomislav Simic fallen zwei Leistungsträger mit Kreuzbandrissen lange aus. Schafft es Habibovic noch einmal neue Qualität in den Kader zu verpflichten, dann ist der Sprung auf den zweiten Aufstiegsplatz nicht unrealistisch.
In der Westfalenliga 2 liefern sich sogar zwei Dortmunder Teams ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Titelgewinn. Aktuell hat der FC Brünninghausen als Tabellenführer einen Zähler mehr auf dem Konto als der erste Verfolger Türkspor Dortmund. Vor beiden Teams ziehe ich den Hut, vor dem FC Brünninghausen sogar einen zweiten. Mit Türkspor hat jeder gerechnet. Der Klub hat eben einen guten Oberliga-Kader zusammen.
Der FC Brünninghausen ist seit drei Jahren dabei, einen zu entwickeln und wird von Jahr zu Jahr besser. Klar, der Klub hat einen Kevin Brümmer im Sommer verpflichtet, der über Jahre hinweg Dortmunds bester Amateurfußballer war. Auf der anderen Seite hat der FCB in Pascal Wieczorek einen B-Ligaspieler vom SV Westrich geholt, der gleich zu einem Leistungsträger geworden ist. Die Ruhe und Stabilität spricht im Meisterschaftskampf eindeutig für den FC Brünninghausen.

Die Qualität wohl für Türkspor Dortmund. Aber die reicht nicht immer aus, um am Ende ganz oben zu stehen. Wie hoch die Ansprüche bei Türkspor sind, zeigt die überraschende Entlassung von Trainer Orhan Özkara. Der musste als Meistermacher und Tabellenzweiter Türkspor Dortmund nach dem 16. Spieltag verlassen. Für viele Außenstehende nicht nachzuvollziehen. Jetzt soll es ein neuer Coach richten. Der Verein möchte den Aufstieg mit Sebastian Tyrala realisieren, der ist ja in der vergangenen Spielzeit mit Bövinghausen von der Westfalen- in die Oberliga aufgestiegen. Aber noch hat Tyrala nicht bei Türkspor zugesagt.
Eine überragende Hinrunde spiet auch der Hombrucher SV in der Landesliga 3. Nach dem Remis am Sonntag gegen Welper geht das Team als Tabellenführer in die Winterpause. Die Leistungen sind das Ergebnis seriöser und kreativer Arbeit. Trainer Alexander Enke macht das Team besser und vor der Spielzeit wurde geschickt eingekauft. Marvin Schuster vom Liga-Konkurrenten SuS Kaiserau zu holen, war ein starker Transfer. Schuster hat bisher 17-mal getroffen. Konserviert das Team im neuen Jahr die bisher gezeigten Leistungen, ist der Titelgewinn und Aufstieg realistisch.

In der Bezirksliga 8 wird es definitiv einen Dortmunder Aufsteiger geben. Auf den ersten vier Plätzen liegen ausschließlich Teams aus Dortmund. Der TuS Hannibal (32 Punkte) und der TuS Eichlinghofen (32) haben die besten Karten. Der FC Roj (28) liegt aber noch auf Schlagdistanz. Dahinter klafft eine Lücke zu Sölde (24), Alstedde (24) und Kemminghausen (24). Während Hannibal und Eichlinghofen meistens am Maximum gespielt und sich nichts vorzuwerfen haben, ist das Abschneiden von Roj im Vergleich dazu fast schon enttäuschend. Der Klub hat sich namhaft mit einigen Oberliga-Spielern verstärkt, trotzdem reicht es bisher nicht, zu Hannibal und Eichlinghofen aufzuschließen.

In der Staffel 10 spielt Westfalia Huckarde eine ganz starke Runde. Das Team rangiert punktgleich mit dem Tabellenzweiten SC Weitmar auf Rang drei. Der Meistertitel scheint aber an den FC Altenbochum vergeben. Der Spitzenreiter hat neun Zähler Vorsprung auf seine ersten Verfolger.
Es gibt aber auch drei Dortmunder Sorgenkinder. Ausgerechnet drei Traditionsklubs, die den Dortmunder Fußball über Jahre mitgeprägt haben. Da wäre zum einen der BSV Schüren. Der stolze Klub aus dem Süden hat in der Westfalenliga schon vier Zähler Rückstand auf den ersten Nicht-Abstiegsplatz. Trainer Dimitrios Kalpakidis hat es nicht geschafft, das Team in die richtige Bahn zu führen, auch nicht der Interims-Coach Jonas Acquistapace. Jetzt soll es Sascha Rammel richten. Ihm wäre sehr geholfen, wenn der Kader in der Winterpause qualitativ aufgewertet wird, ansonsten kann es ganz eng werden.

Für Westfalia Wickede gibt es in der Landesliga 3 gar keine Hoffnung mehr. Das hat noch einmal die Partie zum Jahresabschluss gezeigt. Es gab eine desaströse 0:5-Niederlage gegen den Tabellenvorletzten Berchum/Garenfeld. Die 16 Punkte zum rettenden Ufer holt das Team nicht mehr auf, dafür fehlt einfach die Qualität im Team. Zum Glück zeigt sich der Vorsitzende Horst Linke da realistisch und hat schon eingeräumt, dass der Klub für die Bezirksliga plane.
Dieser Realismus kommt etwas spät. Der Klub hat über Jahre den schleichenden Abstieg einfach weiterlaufen lassen. Zweimal profitierte die Westfalia davon, dass sie aufgrund der vorzeitig abgebrochenen Spielzeiten nicht abgestiegen ist. Jetzt folgt Abstieg Nummer zwei in Serie. Die Westfalia muss sich ganz neu aufstellen und muss die Vergangenheit hinter sich lassen.

Nicht ganz so hoffnungslos ist die Situation beim SV Brackel 06. Trotzdem ist es fraglich, ob der Landesligist noch die neun Zähler zum ersten Nicht-Abstiegsplatz aufholt. Der Vorsitzende Olaf Schäfer gibt sich kämpferisch und plant, das Team noch einmal zu verstärken, damit die Klasse gehalten wird. Es bleibt trotzdem unklar, ob der Klub die Fehler aus dem Sommer korrigieren kann. Die Verantwortlichen waren zu blauäugig und haben fest daran geglaubt, dass das Team stark genug ist für die Liga und dabei vergessen, adäquaten Ersatz für die beiden Top-Spieler Patrick Sacher und William Valenti zu verpflichten.
Auch wenn es drei Sorgenkinder gibt, zeigt sich der Dortmunder Amateurfußball in der Spielzeit 2022/23 von seiner besten Seite. Fünf Aufsteiger in den überkreislichen Ligen wären doch eine feine Sache.
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