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Corona beeinträchtigt Dortmunder Kaderplanungen - nicht nur finanziell
Fußball
Einige Dortmunder Fußballklubs haben aufgrund der Corona-Krise große Probleme bei der Kader-Zusammenstellung für die kommende Saison. Der Haken ist dabei nicht unbedingt das fehlende Geld.
Die Corona-Pandemie hat den Fußball komplett auf den Kopf gestellt. Während in der Bundesliga bereits seit einigen Wochen ohne Zuschauer schon wieder gespielt wird, steht im Amateurbereich noch längst nicht fest, wann sich zwei Teams überhaupt wieder auf dem Platz messen dürfen. Doch auch die Kaderplanung wurde durch das Coronavirus stark beeinträchtigt - nicht nur aus finanzieller Sicht.
Nicht nur im Profifußball haben einige Vereine mit den finanziellen Folgen der Corona-Krise zu kämpfen, sondern auch Dortmunds Amateurvereine. Beim K.F. Sharri Dortmund sprangen beispielsweise einige Sponsoren durch die Corona-Krise ab. Das Projekt, in die Bezirksliga aufzusteigen, gilt vorerst als gescheitert. Auch bei der Kaderzusammenstellung wird sich das bemerkbar machen, erste Leistungsträger wie Santiliano Braja oder der von Bövinghausen gekommene Ersan Kusakci verlassen den A-Ligisten wieder.
Doch auch fernab der finanziellen Seite erschwert die aktuelle Situation Vereinen die Arbeit. „Die Kaderplanung ist schwierig“, sagt Dominik Grobe, Trainer des DJK TuS Körne. Die große Unbekannte ist derzeit noch immer die Ligazugehörigkeit des Klubs. Denn Körne ist in der Bezirksliga 8 weder Herbstmeister noch Tabellenführer nach der Quotientenregelung. Demnach würde der Tabellenzweite auch nicht aufsteigen. Doch nun kommen die Körner als Nachrücker für freie Landesliga-Plätze in Frage.
Fehlende Probetrainings machen dem TuS Körne das Leben schwer
„Man braucht Klarheit“, fordert Grobe. Diese zu bekommen, könnte jedoch noch einige Wochen dauern. Denn erst am 26. Juni wird der Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen (FLVW) wahrscheinlich bekanntgeben, wer alles aufsteigt und wer nicht.
Die Corona-Pandemie zieht aber noch ein weiteres Problem nach sich. Denn die eigentliche Art und Weise wie der DJK TuS Körne seine Spieler von einem Wechsel überzeugt, wird momentan stark beeinträchtigt. Der Bezirksligist setzt stets auf die menschliche Komponente. „Wir haben keine großen finanziellen Mittel“, sagt Grobe. Mit ein paar Geldscheinen extra kann der Verein also niemanden von sich überzeugen.
Damit sich potenzielle Neuzugänge ein Bild von ihren möglichen neuen Teamkollegen und dem Verein machen können, „laden wir die Leute zum Training ein“, erklärt Körnes Trainer. Probetrainings sind im Amateurbereich nicht unüblich. Meist machen sich aber die Vereine mehr ein Bild vom Spieler als andersherum. Bei Körne „sehen die dann, dass wir eine coole Truppe haben“, sagt Dominik Grobe. Damit überzeuge man viele Neuzugänge. Doch ein normales Training kann seit Monaten nicht stattfinden. Und ohne Teamtraining, keine Probetrainings. Ohne Probetraining, ein Argument für einen Körne-Wechsel weniger.
Sportlicher Leiter des KSC: „Das wir in der Landesliga spielen, hilft natürlich“
Auch eine Klasse höher hat die Corona-Krise Neuverpflichtungen nicht gerade einfacher gemacht. „Die Situation macht natürlich alles schwieriger“, erklärt Jörg Mielers, Sportlicher Leiter des Landesligisten. Da kommt es dem KSC zugute, dass der Klub bereits vor der Krise mit fast allen Spielern verlängert hat. Dazu kommen bisher vier Nachwuchstalente von extern. Dabei helfe es natürlich extrem, dass die Kirchhörder in der Landesliga spielen - das ist schon mal eine Klasse höher als Dominik Grobes Körner. „Aber natürlich überzeugen wir die Spieler eigentlich durch unsere Probetrainings und unsere Jungs“, so Mielers.
Auch Bezirksliga-Aufsteiger Westfalia Huckarde hat mit der Krise zu kämpfen. Zwar hat das Team von Co-Trainer Chris Meschede gerade Sascha-Marc Reinholz und Torwart Marvin Kröger verpflichten können, aber: „Ich kannte Sascha schon vorher, außerdem hat jeder während seiner Bövinghausen-Zeit gesehen, was er kann.“ Westfalias neuer Chefcoach Mathias Tomaschewski kennt dafür Kröger schon länger. So weit, so gut. Aber was ist mit Spielern, die nicht schon vorher im Verein bekannt sind?
Westfalia will Spieler nicht blind nach Huckarde holen
„Es ist natürlich schwer, in so einer Zeit mit Leuten ins Gespräch zu kommen, die man so noch nicht kennt und noch nicht beurteilen kann.“, sagt Meschede. Bei der Westfalia wolle man eigentlich nicht unheimlich viel vom Etat für einen Spieler einplanen, dessen Qualität nicht persönlich beurteilt werden kann.
Und da haben Vereine wie Bövinghausen oder Türkspor in Zeiten wie diesen natürlich einen riesigen Vorteil durch einen viel höheren Etat. „Die Neuzugänge von Bövinghausen oder Türkspor kann man sich ja gefühlt schon bei Youtube anschauen“, sagt Meschede und lacht - wird dann aber wieder ernst, wenn es um die eigenen Neuverpflichtungen geht, die möglicherweise noch zur Westfalia kommen sollen.
„Man klappert im Moment halt die Vereine und Spieler ab, die man kennt. Wobei das in dieser Situation auch nicht leicht ist, Spieler von Konkurrenten anzuquatschen“, so Meschede. Auch wenn es bei Vereinen wie Türkspor oder Bövinghausen manchmal so aussieht: Die Corona-Krise macht die Kaderplanungen alles andere als einfach.
Erst als Praktikant, dann als freier Mitarbeiter und nach dem Volontariat seit 2021 als Redakteur für Lensing Media im Einsatz. Am liebsten im Lokalsport unterwegs - denn abseits der reinen Ergebnisse hat jedes Spiel und jeder Sportler eine spannende Geschichte zu erzählen.

Jahrgang 1993, geboren und aufgewachsen in Dortmund. Liebt den Sport und die Emotionen dabei privat und beruflich, vor allem den Handball. Seit 2014 bei Lensingmedia - nach Praktikum, freier Mitarbeit und Volontariat jetzt Sportredakteurin.
