Kevin Ewers (hinten) und Eiko Prins trainieren zusammen die zweite Mannschaft von Grün-Weiß Kley.

© Privat

Warum Trainingseinheiten in der C-Liga schonmal bis 23 Uhr dauern

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In einer Serie wollen wir die Aufgaben und Charaktere von Co-Trainern vorstellen. Wer sind die Coaches hinter den Übungsleitern, die eigentlich im Fokus stehen? Weiter geht es mit Fußball Kreisliga C.

Kley

, 31.05.2020, 18:00 Uhr / Lesedauer: 4 min

Sie sorgen für die gute Stimmung im Team, sind näher dran an den Spielern und kümmern sich um volle Wasserflaschen, ein trockenes Handtuch und weitere kleinere Erledigungen. Alles nur Mythen über Co-Trainer? Was macht eigentlich ein Assistent und was sind seine Aufgaben? Wir sind der Sache auf den Grund gegangen und durchleuchten hierbei verschiedene Sportarten in diversen Ligen.

Wir machen weiter mit Grün-Weiß Kley II, die in der Fußball-Kreisliga C3 spielen. Das Team wird betreut von Cheftrainer Kevin Ewers, der gleichzeitig auch sportlicher Leiter des Gesamtvereins ist, und seinem Co-Trainer Eiko Prins.

Seit der B-Jugend bei der Grün-Weiß Kley

Bis auf einen kurzen Ausflug zu Westfalia Huckarde III widmet sich Eiko Prins seit seinem 17. Lebensjahr Grün-Weiß Kley. „Ich habe dort die B- und A-Jugend durchlaufen und bin dann zu den Herren gekommen. Zwischenzeitlich war ich auch schon anderthalb Jahre Trainer“, erzählt der 31-Jährige. In der aktuellen Saison steht Prins als Assistent von Kevin Ewers an der Seitenlinie - es ist ihre erste Spielzeit als Trainerduo.

„Ich war davor Trainer bei Westfalia Huckarde III, wo Eiko auch schon ein paar kleine Aufgaben übernommen hat. Leider löste sich die Mannschaft im vergangenen Jahr auf und Eiko hatte noch gute Beziehungen zu Grün-Weiß. So kamen wir zu dem Verein“, berichtet Ewers.

Aber wie kommt es, dass zwei junge Kicker - Ewers ist 28; Prins 31 Jahre alt - so früh schon Trainer sind? „Leider habe ich mir 2013 das Sprunggelenk gebrochen und konnte vier Monate lang nicht richtig laufen. Seitdem habe ich nie mehr richtig ins Spiel gefunden. Außerdem spannen mich der Job und meine Familie sehr ein“, sagt Prins. Ewers sagt von sich selbst, dass er „keine Koryphäe am Ball“ ist. „Ich bin mit 25 schon Trainer geworden. Ich mag das Taktische und finde auch Verantwortung super. Daher kümmere ich mich bei unserem Team auch um den offiziellen Teil.“

Neben dem Spielfeld

Damit Ewers und Prins die Mannschaft richtig kennenlernen, entwickelten sie ein Ritual: die „Mittwochseinheit“. „Die ging schon mal bis 23 Uhr, bis wir dann langsam nach Hause trotteten“, erinnert sich Ewers, der sich als sportlicher Leiter des Vereins auch um den Austausch zwischen erster und zweiter Mannschaft kümmert, sich um neue Spieler bemüht und mit anderen Trainern und dem Verband regelmäßig in Kontakt ist. Das Team kam nach dem Training noch zusammen und schlürfte das eine oder andere Bierchen. „Das waren schon viele schöne Abende“, ergänzt Prins.

Der Steckbrief von Eiko Prins auf der Vereinshomepage von Grün-Weiß Kley.

Der Steckbrief von Eiko Prins auf der Vereinshomepage von Grün-Weiß Kley. © Verein

Vor der Saison entschied das Duo, dass Ewers als Cheftrainer die Hauptverantwortung trägt und sich Gedanken zum Training macht - allerdings nur unter der Maxime, dass sein Co-Trainer alle Freiheiten hat und sich gerne einmischen darf. „Wir haben eigentlich vor jedem Training telefoniert und kurz besprochen, was wir in den Einheiten machen“, erzählt Prins.

Der 31-Jährige war auch noch für eine andere Sache neben dem Spielfeld zuständig: die Bespaßung. „Ich bin so etwas wie der Pausenclown und necke die Spieler gern. Nach einer Partie führe ich dem Team dann gerne die hundertprozentigen Torchancen vor Augen und ziehe sie damit ein wenig auf.“

Im Training

Durch den regelmäßigen Austausch vor jeder Einheit hatte das Duo einen genauen Plan, was sie im Training machen. Außerdem sprachen beide ihre Schwerpunkte und die Dinge, auf der sie Wert legen, bereits vor der Saison an. „Kevin und ich verfolgen einen sehr ähnlichen Stil. Das passte einfach sehr gut“, findet Prins.

Im Training selbst wurde das Team dann in einigen Einheiten nach Positionen aufgeteilt: Torhüter und Feldspieler trainierten separat. „Die Torhüter müssen ja nicht zwingend Kondition bolzen, sondern sollten eher Torschüsse und andere Situationen üben. Zudem war Eiko für die Erwärmung zuständig“, sagt Ewers.

Im Spiel

Während einer Partie hing der Austausch zwischen den beiden Coaches von mehreren Faktoren ab. Zum einen agierte Co-Trainer Prins manchmal als Linienrichter. Dann nämlich wenn er nicht als Auswechselspieler auf dem Spielberichtsbogen vermerkt war. Wenn dann aber doch Not am Mann war, wurde er eingewechselt.

Obwohl der 31-Jährige als Linienrichter agierte, versuchte er auf die Mannschaft einzuwirken. „Ich kann da sehr emotional werden. Außerdem habe ich die lautere Stimme von uns beiden“, erzählt Prins. Aber ist es überhaupt erlaubt, als Linienrichter Anweisungen an seine Mannschaft hereinzurufen? „Eigentlich nicht. Ich habe deswegen auch schon Ärger von einem Schiedsrichter bekommen. Aber es fällt mir schwer, mich zurückzuhalten.“

In der Halbzeit kam der Co-Trainer dann mit seinem Chef zusammen. Bevor die beiden vor der Mannschaft sprachen, tauschten sie sich erstmal miteinander aus. „Jeder hat das gesagt, was er beobachtet hat. Das war immer sehr offen“, meint Ewers. Je nachdem, wozu er gebraucht wurde, war er entweder Linienrichter, Auswechselspieler oder Impulsgeber, der eine andere Perspektive auf das Spiel hat und seine Ideen schildert.

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Profil

„Ein Co-Trainer in der Kreisliga sollte auf jeden Fall viel Geduld mitbringen“, das stellt Prins seinen weiteren Beschreibungen voraus. Warum ist ihm das so wichtig zu betonen? „Wir denken manchmal, dass es einfacher ist, eine Jugend- als eine Seniorenmannschaft zu trainieren. In einem Herrenteam hat jeder seine eigene Meinung und schildert die auch lautstark. Das ist manchmal nicht so einfach.“

Man braucht also ein dickes Fell und Durchsetzungsvermögen als Co-Trainer in Kreisliga C. Außerdem sei es von Vorteil, selbst gekickt zu haben, meint der 31-Jährige. „In welcher Liga man gespielt oder vielleicht schon vorher trainiert hat, ist dabei nicht so wichtig“, findet Prins.

Beim Team von Grün-Weiß Kley II gab es den einen oder anderen netten Mannschaftsabend.

Beim Team von Grün-Weiß Kley II gab es den einen oder anderen netten Mannschaftsabend. © Privat

Eine kleine Randnotiz: Wer denkt, dass der Co-Trainer in der Kreisliga C auch als Zeugwart agiert und regelmäßig die Trikots wäscht, liegt falsch. „Wir haben wie die Profis eigene Trikots mit Namen auf dem Rücken und deshalb wäscht jeder sein eigenes. Trainingsleibchen wäscht abwechselnd jemand aus der Mannschaft“, erzählt Ewers.

Und wie geht es in der kommenden Saison weiter? „Wir bleiben als Duo weiterhin für das Team zuständig und verstärken uns aktuell“, blickt Ewers schon mal voraus und ergänzt: „Wir suchen Spieler, die uns auf und neben dem Platz gut zu Gesicht stehen.“ Prins meint: „Ich mache gerne weiter, weiß aber noch nicht genau, wie oft ich es auf den Trainingsplatz schaffen werde, da ich beruflich noch weitere Aufgaben in meinem Arbeitsbereich bekommen habe.“

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