
© Stephan Schütze
Bövinghausen-Spieler im türkischen Dschungel-Camp - Vogelspinne im Bett und 12 Kilo abgenommen
Fußball
Kein Witz: Ein aus Castrop-Rauxel stammender Spieler des TuS Bövinghausen war in der türkischen Version des Dschungel-Camps. Wie weit er wohl gekommen ist? Wir klären auf.
Das hat der Dortmunder Amateur-Fußball auch noch nicht erlebt: Ein Reality-Show-Star tritt in der Westfalenliga gegen den Ball, ein echter Promi, ehemaliger Deutscher U21-Nationalspieler, Türkischer Meister mit Galatasaray Istanbul.
Wir sprachen mit dem aus Castrop-Rauxel stammenden Baris Özbek, der mit Schrecken an die zweieinhalb Monate in der knallharten TV-Show „Survivor“ zurückdenkt: an den Streit um Kokusnüsse, gefährliche Rochen im Meer, an fehlende Duschen und alberne Tiktok-Stars.

Baris Özbek (r.) war im türkischen Dschungel-Camp. © Verein
Beim Saisonstart am Samstag, 28. August, gegen YEG Hassel wird Bövinghausens Neuzugang Baris Özbek einen sportlichen Neustart feiern. Er ist neben Kevin Großkreutz der Promi im Team des Westfalenligisten. Als Promi war er aber schon Anfang des Jahres unterwegs. In der Reality-Show „Survivor“, irgendwie eine Mischung aus Dschungelcamp und Big Brother. Im türkischen TV-Programm gilt „Survivor“ als große Nummer mit hohen Einschaltquoten.
Wenn Özbek ins Erzählen kommt, dann klinkt das so, als hätte er das Camp in der Dominikanischen Republik erst gestern verlassen. Die Erinnerungen sind noch ganz frisch. Klar ist auch, die zweieinhalb Monate im karibischen Dschungel haben ihre Wirkung hinterlassen.
Anfang Januar dieses Jahres ging’s los, genauer gesagt am 3. Januar. Özbek gehörte zum zwölfköpfigen Team der Promis, eine Mischung aus Schauspielern und bekannten Sportlern. Auf der anderen Seite stand ein ebenso großes Team aus Fans, die im TV gecasted wurden. Der Sinn des Spiels bestand darin, sich in anspruchsvoll sportlichen Spielen gegen den Gegner zu behaupten. Der Sieger bekam was zu Essen, der Verlierer musste schmachten. Jede Woche entschieden die Fernseh-Zuschauer per SMS, wer rausfliegt oder weiter hungern darf.
Für den Fußball war Özbek dabei, der Meisterspieler von Galatasaray hatte im Alter von 34 Jahren gerade seine Karriere beendet. Da kam das Angebot gerade recht, zumal solche Auftritte ja auch nicht schlecht entlohnt werden. Für Özbek war’s dennoch ein schlechtes Geschäft. „Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmte nicht“, so der 34-Jährige.
Vogelspinne im Bett
Los ging’s mit einer 15 Zentimeter großen Vogelspinne am ersten Abend in seinem Bett. Aber was heißt schon Bett bei solch einer Überlebens-Show? „Wir haben auf Pritschen geschlafen, immer draußen, um 6 Uhr aufgestanden, um 20 Uhr Schlafen gegangen. Überall waren Schlangen, im Meer wurde ein Mitspieler von einem Rochen gestochen, weiter draußen gab’s Haie. Richtige Duschen gab’s natürlich auch nicht, Zahnpaste ebenso nicht. Ich war zweieinhalb Monate lang ohne Kontakt zur Außenwelt“, fasst Özbek die Umstände zusammen.
Nach einigen Wochen waren die körperlichen Reserven aufgebraucht, die Stimmung ging den Bach runter. „Wir hatten ständig Hunger, wurden fast immer von einer 360 Grad-Kamera beobachtet, waren wirklich erschöpft von den anstrengenden Spielen und stritten uns schließlich sogar um eine Kokusnuss, nachdem unser Team eine Woche lang die Spiele verloren hat. Ich habe in dieser Zeit zwölf Kilogramm abgenommen“, erzählt Baris Özbek. Wie üblich bei solchen Reality-Shows waren die Gesprächsinhalte eher flach. „Eigentlich haben wir nur über’s Essen geredet, über Hamburger, Döner, Pizza und McDonalds“, so Özbek.
Nach 75 Tagen war Schluss für den gebürtigen Castrop-Rauxeler, die Challenge selbst ging noch drei Monate weiter. Der Sieger, ein türkischer Ringer-Weltmeister durfte sich über 50.000 Euro freuen. Özbek war erschöpft und abgemagert, hatte durch die Anstrengungen nicht nur 12 Kilo verloren, sondern sich auch noch ein Magengeschwür zugezogen, musste die Serie in Absprache mit dem Arzt verlassen. „Meine Gesundheit geht vor“, kommentierte Özbek die Entscheidung.
Was die schlimmsten Erinnerungen an die zehn Wochen unter Palmen waren? Da fallen Baris Özbek gleich zwei Sachen ein: „Erstens, dass ich meine Frau und meinen acht Jahre alten Sohn nicht sehen konnte und ich in dieser Zeit nur dreieinhalb Minuten mit ihnen telefonieren durfte. Und zweitens an zwei Ersatzleute, die sich über die Videoplattform TikTok beworben hatten. Die waren unglaublich albern. Das war wirklich schlimm.
Ein waschechter Dortmunder, Jahrgang 1957. Vor dem Journalismus lange Jahre Radprofi, danach fast 30 Jahre lang Redakteur bei Dortmunder Tageszeitungen, seit 2015 bei den Ruhr Nachrichten, natürlich im Sport.
