Der Samstagvormittag neigte sich bereits dem Ende zu, als in der Helmut-Körnig-Halle plötzlich der Ball ruhte – und die Spielerinnen auf dem Kunstrasen große Fragezeichen im Gesicht trugen. Kurzzeitig war keinem der Beteiligten so richtig klar, wie es denn jetzt weitergehen sollte mit der Endrunde der Frauen-Hallenstadtmeisterschaft. Was war da los?
Das Rätselraten begann wenige Minuten nach Abpfiff des zweiten Halbfinals, der spätere Sieger Borussia Dortmund hatte soeben Liga-Konkurrent TV Brechten aus dem Turnier geworfen. Zuvor war das Überraschungsteam TuS Esborn knapp an der SpVg Berghofen gescheitert.
Normalerweise als Nächstes auf dem Programm: Eine kurze Pause und im Anschluss das Spiel zwischen den Verlierer-Teams um Platz Drei. Auf letzteres warteten die beiden Klubs jedoch vergeblich: Als sich erst die Spielerinnen des TuS Esborn ihre Auswärtstrikots anziehen mussten und daraufhin der Anpfiff immer noch nicht in Aussicht war, stellte sich schließlich heraus, dass aufgrund einer Regeländerung des Kreises es direkt ins Achtmeterschießen gehen sollte – was bei den Vereinen für kollektives Kopfschütteln sorgte.
Trainer poltern, Kreis kontert
„Wir waren alle sehr verwundert und enttäuscht, dass wir nicht gespielt haben“, erklärte TVB-Trainer Christian Sommer die allgemeine Gefühlslage. Zwar konnte seine Mannschaft als Sieger aus dem Duell vom Punkt hervorgehen, ein fader Beigeschmack blieb aber dennoch: „Esborn hatte laute Fans, TV Brechten hatte laute Fans, und dann kriegen wir kein Spiel“, machte Sommer seinem Ärger Luft.
Und polterte weiter: Nicht nur wäre durch die Pause „Zeit verbraten“ worden, auch, „dass Esborn sich selbst fürs Achtmeterschießen weiße Trikots anziehen musste“, sei in seinen Augen relativ unsinnig gewesen. TuS-Coach Alexander Lanwehr sah die Dinge ähnlich, „das wäre bestimmt nochmal ein schönes Spiel geworden“, mutmaßte der Trainer des B-Ligisten geknickt.

Laut Fußball-Kreisvorsitzendem Andreas Edelstein, dem die Verlegung der Endrunde in die Helmut-Körnig-Halle ein extrem wichtiges Anliegen war, sei die unübersichtliche Situation allerdings nur deshalb entstanden, „weil die Vereine in dieser Stadt manchmal ihr Zeug nicht richtig lesen“.
Worauf Edelstein anspielt: Die Änderung des Turniermodus ist schon Wochen vor Beginn der HSM auf der Internetseite des Kreis Dortmund veröffentlicht worden. Er sei darum kein Freund davon, „an der Seitenlinie rumzueiern“, wenn lieber „das Lesen und Denken“ geübt werden solle, so Edelstein auf Nachfrage dieser Redaktion.
Mit Turnier-Ende hätte sich der ein oder andere Vereinsverantwortliche bei ihm gemeldet und seinen Frust geäußert, erklärt der Kreisvorsitzende den Grund für seine spitze Formulierung. Und ergänzt: „Vielleicht ticken die Männer da einfach anders, aber bei denen hat da kein Mensch Bock drauf“.
Da das bis dato unerprobte Endrunden-Experiment mit Herren- und Frauen-Spielen am selben Tag außerdem jede Menge organisatorische Herausforderungen mit sich brachte, sei letztlich die Entscheidung gefallen worden, auf die Partie zwischen den Halbfinal-Verlierern in diesem Jahr zu verzichten.
Kreisvorsitz Edelstein: „Kann das nur mitnehmen“
Die Motivation der Frauenmannschaften angesichts der Möglichkeit, in der Helmut-Körnig-Halle vor großem Publikum zu spielen, hat man dabei offensichtlich unterschätzt. So machte beispielsweise auch TV Brechtens Kapitänin Clarissa Menga ihre Meinung zu dem Thema klar: „Ich finde schon, dass man den dritten Platz ausspielen lassen kann“, denn das hätten „die Mannschaften und die Fans einfach verdient“.

Daher zeigt sich der Kreis durchaus diplomatisch: „Ich kann das ja nur mitnehmen“, gibt Andreas Edelstein offen zu. Dass der Wunsch nach dem Duell um den dritten Platz bei den Damen viel größer sei als bei den Männern, wäre ihm im Vorfeld schlichtweg nicht bewusst gewesen.
Böses Blut zwischen dem Vorsitzenden und den jeweiligen Vereinen gäbe es ohnehin nicht. Emotionale Reaktionen auf beiden Seiten gehören dazu, „aber wir sind ja alle lang genug dabei, um damit umgehen zu können“, weiß Edelstein.