Martin Jaster wollte einfach mal die Seiten wechseln

Tischtennis

Er wollte einfach mal die Seiten wechseln und brauchte über zwei Jahre. Doch jetzt erlebt Martin Jaster Tischtennis-Spiele aus einer ganz neuen Perspektive.

Dorsten, Kirchhellen

, 21.09.2022, 18:05 Uhr / Lesedauer: 2 min

Wie hoch muss ein Tischtennis-Spieler den Ball beim Aufschlag werfen? Das ist nur eine Frage, auf die Martin Jaster die richtige Antwort haben musste. Denn der 56-Jährige, der selber seit Kindertagen Tischtennis spielt, früher beim TSC Dorsten und den Sportfreunden Rhade und inzwischen bei der TSG Kirchhellen aktiv ist, wollte seinen Sport einmal aus einer anderen Perspektive kennen lernen. „Ich wollte mal die Seiten wechseln“, sagt er. Und wurde Schiedsrichter.

Martin Jaster als Schiedsrichter

Als Schiedsrichter muss Martin Jaster vor dem Spiel die Bedingungen in der Halle prüfen und dann die Matches selbst aufmerksam beobachten. © Privat

Anfang 2020 meldete er sich beim Verband an. „Danach folgte eine kleine Odyssee“, erzählt er. Denn nachdem er die fünf vorgeschriebenen Einheiten – vier theoretische und eine praktische – absolviert hatte, folgte die erste Corona-Pause.

Martin Jaster entschied: „Mach‘s noch mal“

Danach entschied Martin Jaster für sich: „Mach‘ den Lehrgang am besten noch mal.“ Er tat es, frischte das Gelernte noch einmal auf und machte schließlich auch die schriftliche Prüfung. „Das war im Herbst 2021. Doch dann wurde die Tischtennis-Saison abgebrochen“, sagt Jaster. Wieder musste er warten.

Und am Ende noch mal vier Lehrgangs-Einheiten wiederholen: „Es hatte einen Wechsel in der Leitung der Schiedsrichter-Ausbildung gegeben, und die neue verlangte das.“ Bei all dem Hin und Her habe er zwischendurch „schon ein wenig die Lust verloren“. Doch Martin Jaster blieb am Ball, und jetzt ist er am Ziel.

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In den drei Bundesligen darf er als Schiedsrichter am Tisch (SRaT) agieren, in den Ligen darunter sogar als Oberschiedsrichter (ASR). Als OSR muss er je nach Liga bis zu 90 Minuten vor Spielbeginn in der Halle sein und die Spielbedingungen kontrollieren. Ist das Licht hell genug oder etwa zu hell? Hat das Netz die richtige Höhe? Funktioniert die Anzeige? Sind die Tische korrekt nummeriert und die Spielzonen umrandet? Stimmt die Dicke der Schlägerbeläge und weist sie eventuell Macken auf?

Ausrüstung eines Tischtennis-Schiedsrichters

Zur Ausrüstung eines Tischtennis-Schiedsrichters gehören Messegräte für Netzhöhe und Dicke des Schlägerbelags, eine Stoppuhr, diverse Karten und ein Button für die Seitenwahl der Teams. © Privat

Um das alles festzustellen, hat Martin Jaster diverse Messgeräte in seiner Ausrüstung. Mit einer Stoppuhr kontrolliert er, ob die Einspielzeit eingehalten wird. Am vergangenen Sonntag musste der frischgebackene Schiedsrichter all das beim Oberliga-Spiel zwischen Arminia Ochtrup und dem 1. FC Köln III überprüfen. Der Schiedsrichter-Kollege, der ihn begleitend beobachtete, bescheinigte ihm einen abgeklärten und ruhigen Auftritt.

Sechs davon muss Martin Jaster in einem Jahr absolvieren, um seine Lizenz zu verlängern. Reich wird er dadurch nicht: „Pro Einsatz gibt es je nach Liga 20 bis 30 Euro plus Fahrtkosten. Aber wenn ein Verein keine Schiedsrichter stellt, kostet das Strafe.“

Martin Jaster als Spieler

Martin Jaster spielte schon für den TSC Dorsten und die Sportfreunde Rhade und ist jetzt für die TSG Kirchhellen aktiv. © Guido Recki

Und die Karriere als Spieler? Die ist durch den Einsatz als Schiedsrichter nicht vorbei: „Die Einsätze als Schiedsrichter gelten als Verlegungs-Grund. Ich kann also bei der TSG KIrchhellen auch weiter selber aktiv bleiben.“ Und wie hoch muss der Spieler den Ball nun bei der Angabe werfen? Das weiß Martin Jaster natürlich: „Mindestens 16 Zentimeter.“

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