Marc Wischerhoff spricht im Interview über seine Entlassung beim VfB Kirchhellen.

Interview nach Entlassung: Wischerhoff will „auch weiterhin zu den Spielen gehen“

rnFußball: Bezirksliga

Marc Wischerhoff ist nicht mehr Trainer des VfB Kirchhellen. Im Intervier spricht er über seine Entlassung, die Gründe für die schwache Saison seine 2,5 Jahre als VfB-Trainer.

Kirchhellen

, 10.12.2021, 09:00 Uhr / Lesedauer: 4 min

Marc Wischerhoff wird im wichtigsten und letzten Spiel des Jahres nicht auf der Trainerbank sitzen. Der VfB Kirchhellen hat sich nach zuletzt fünf sieglosen Spielen in Serie von Trainer Marc Wischerhoff und Co-Trainer Thomas Heimath getrennt. Im Interview spricht der Ex-Trainer unter anderem über die Gründe der sportlichen Talfahrt und ob er den VfB Kirchhellen in guter Erinnerung behält.

Herr Wischerhoff, kam die Entlassung bei noch einem anstehenden Spiel vor der Winterpause überraschend für Sie?

Es ist für uns vom Zeitpunkt her etwas überraschend gekommen. Ich glaube, dass wir in den letzten Jahren gemeinsam viel in gute Bahnen lenken konnten. Aber natürlich ist es so, dass wir an einem Punkt angekommen sind, wo der Vorstand sich auch Gedanken machen muss, wenn er sich nicht selber angreifbar machen möchte, zu spät gehandelt zu haben. Natürlich wissen wir, dass wir mitten im Abstiegskampf sind. Wir akzeptieren und respektieren die Entscheidung, denn die Entscheidungsträger stehen genauso wie wir und die Mannschaft unter Druck.

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Wie beurteilen Sie die letzten Spiele. Warum war der VfB gegen Lippramsdorf so stark und auswärts in Merfeld so schwach?

Nach dem Spiel gegen den FC Marl hatten wir noch drei richtungsweisende Partien vor der Brust. Gegen Lippramsdorf (1:1, Anm. der Redaktion) haben wir ein hervorragendes Spiel gezeigt, wo die Mannschaft voll da war, wo man gesehen hat, dass die Mannschaft voll mitzieht. Das war von der Art und Weise her ein richtiges Zeichen.

Das haben wir leider gegen Merfeld so nicht bestätigen können. Wir haben es gegen eine körperlich sehr robuste und überlegene Mannschaft schwer gehabt, Zweikämpfe so anzunehmen und zu gewinnen, wie wir es gewollt haben. Dazu kam ein holpriger Platz, wo wir unsere spielerischen Akzente nicht ins Spiel einbringen konnten, sodass wir dort nicht den Spirit hatten, den wir noch in der Woche zuvor hatten.

Hätten Sie im letzten und so wichtigen Spiel gegen die SpVgg. Erle 19 am kommenden Sonntag die Wende geschafft?

Im letzten Spiel gegen Erle 19 hätten wir ja jetzt noch die Möglichkeit gehabt, mit drei Punkten über den Strich zu kommen, und das war auch das auserkorene Ziel, das wir alle gemeinsam hatten. Ich bin der vollen Überzeugung, dass wir das Spiel gegen Erle gewonnen hätten. Ich bin überzeugt, dass wir das irgendwie hinbekommen hätten.

Wichtig für mich war, dass die Jungs mit einem Erfolgserlebnis und über dem Strich in die Pause gehen. Und dann die Köpfe mal frei vom Fußball machen, das wirklich mal alles aus den Köpfen kriegen. Denn ich glaube, dass vieles in den letzten Wochen auch Kopfsache war.

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Ich habe mit dem SV Dorsten-Hardt fünf Jahre Abstiegskampf hinter mir - ich weiß, was das mit den Spielern macht. Das kostet sehr viel Energie, da wieder rauszukommen. Im Abstiegskampf brauchst du einen langen Atem, mitunter auch Geduld und ein Stück Weitsicht in den Entscheidungen.

Von daher hätte ich auch das letzte Spiel gerne mit Thomas (Heimath, Co-Trainer, Anm. der Redaktion) bestritten, weil wir von den Jungs überzeugt sind und überzeugt sind, die Klasse zu halten. Wir hätten uns in der Pause neu ausrichten und sortieren können.

Warum lief es in der aktuellen Saison nie richtig rund und weshalb blieb der sportliche Erfolg aus?

Wir benötigen ein gewisses Grundgerüst auf dem Platz, um das Bezirksliga-Level dauerhaft zu halten und zu spielen. Dafür waren in der Hinserie zu viele Ausfälle da. Als wichtiger Bestandteil unserer Viererkette hat Max Bertlich wochenlang gefehlt. Dann mussten wir improvisieren, weil auch noch andere Spieler ausfielen.

Max Stratmann, der eigentlich zentraler offensiver Mittelfeldspieler ist, musste defensiv aushelfen. Auch Dominik Selm hat in der ganzen Hinserie nur ein oder zwei Spiele gemacht und ist sonst in der Saison immer für 12 Hütten gut. Dazu kam ein Lars Jenke, der gar kein Spiel für uns gemacht hat, weil er arbeitstechnisch nicht trainieren konnte.

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All das sind Spieler, die wir schwer ersetzen konnten. Wir haben dann gerade auch im Offensivbereich viel improvisieren müssen, haben auch mal Ferdi Schmücker als Außenbahnspieler und Fabi Mohs als zentralen Spieler vorne reinstellen müssen. Deshalb haben wir auch wahrscheinlich nicht die komplette Stärke aufs Feld bekommen. Jetzt sind die verletzten Jungs langsam wieder ins Training eingestiegen, doch es hat vom Fitnesslevel nicht gereicht, sie dann auch sonntags zu bringen.

Max Bertlich kam am Sonntag zur zweiten Halbzeit. Lars Jenke und Dominik Selm sind noch weit entfernt, überhaupt miteingreifen zu können. Das war sportlich sicherlich ein wichtiger Faktor. Wir gemeinsam - also Trainer und Mannschaft - haben es im Vorfeld nicht hinbekommen, entsprechend Punkte zu sammeln, um überhaupt nicht diese Drucksituation entstehen zu lassen.

Wenn ich an Spiele wie gegen Hassel, Suderwich, Zweckel oder auch zuletzt Lippramsdorf denke, ärgere ich mich, dass wir nicht einfach den Deckel drauf machen konnten. Ich denke, es waren zu viele Spiele, wo wir zu viel liegengelassen haben. Im Nachhinein kann sich keiner genau erklären, wieso das Ganze so passiert ist, aber wenn der Erfolg ausbleibt, dann haben wir das natürlich auch selber im Vorfeld verbockt, uns wieder in ruhige Fahrwasser zu bringen.

Wie blicken Sie auf die knapp zweieinhalb Jahre als VfB-Trainer zurück?

Ich hatte insgesamt eine schöne Zeit beim VfB. Wir haben einen intensiven und engen Kontakt gehabt und ich glaube, dass wir vieles in richtige Bahnen gelenkt haben. Ich verbinde mit der Zeit und allen handelnden Personen, dem Staff im Hintergrund und dem Vorstand nur Positives. Ich werde auch weiterhin zu den Spielen gehen und den Jungs die Daumen drücken. Gerade am Sonntag werden es Thomas Heimath und ich uns nicht nehmen lassen, da wir die Spiele zuvor gemeinsam dafür gekämpft haben und jetzt die Daumen drücken, dass es am Sonntag funktioniert.

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