
© Ralf Pieper
„Corona-Auflagen sind für Hallensportler nicht zu erfüllen“
Tanzen
Die 1. Basketball-Regionalliga startet am Wochenende mit dem Spielbetrieb. Unterdessen ist Hallenfußball für diese Saison komplett gestrichen. Und auch die Tanzsportler sehen derzeit eher schwarz.
Das Tanz-Sport-Zentrum Royal Wulfen war einer der ersten Vereine, die sich nicht nur Gedanken darum machten, wie Sport in geschlossenen Räumen in Zeiten von Corona umsetzbar sei, sondern die diese Überlegungen auch in konkrete Maßnahmen umsetzten. Desinfektionsmittel wurde angeschafft, ein umfangreiches Hygienekonzept entwickelt. Und als Bund und Länder nach und nach Lockerungen für den Trainings- und Wettkampfbetrieb erlaubten, schien für den Tanzsport Licht am Horizont aufzuflackern.
Die Saison der Formationen wurde zwar komplett gestrichen, doch im Bereich der Solos, Duos und Small Groups setzte der Tanzsport-Verband NRW schon für den 3. Oktober wieder Turniere an. Anfang November soll dann in diesen Kategorien die Deutsche Meisterschaft stattfinden. Das TSZ Royal hat für diese Wettbewerbe Tänzerinnen angemeldet. Doch dem Vorstand fehlt mittlerweile der Glaube, dass tatsächlich getanzt werden kann.

Helmut Winkler hält Wettbewerbe mit Zuschauern in der Halle frühestens ab Mai 2021 wieder für sicher. © Bludau
Ich selbst werde auch als Zuschauer nicht dorthin fahren“, sagt TSZ-Vorsitzender Helmut Winkler. Denn: „Die Vorgaben der Coronaschutzverordnung sind von keinem Verein umzusetzen.“ Weil die Wulfener im kommenden Frühjahr wieder selbst Turniere ausrichten wollen, hatten sie entsprechende Anfragen zu den Schutzmaßnahmen ans Kreisgesundheitsamt und an die Stadt Dorsten geschickt.
Das Kreisgesundheitsamt meldete sich nach mehreren Wochen telefonisch, das zuständige Ordnungsamt der Stadt umgehend und schriftlich. Die Antworten bestärkten den TSZ-Vorstand aber alle in seiner Skepsis.
So monierte die Stadt am eingereichten Hygienekonzept des TSZ, dass es keine Maximalzahl von Zuschauern angebe. „Das Kreisgesundheitsamt hat uns gesagt, dass erst ab 300 Zuschauern ein schriftliches Hygienekonzept vorliegen muss. Gleichzeitig hieß es aber, dass die Hallen nur zu einem Fünftel der eigentlichen Zuschauer-Kapazität aufnehmen dürfen“, berichtet Helmut Winkler.
Wie er die von der Stadt gewünschte Kontrolle leisten soll, dass es auch rund um die Sporthalle nicht zu Menschenansammlungen kommt, weiß er nicht. Und auch das Catering hält der TSZ-Vorsitzende in seiner bisherigen Form für undurchführbar: Es bestehe Sitzplatzpflicht, und an den Tischen dürften nur Verwandte ersten Grades oder Personen aus maximal zwei Haushalten sitzen – den entsprechenden Abstand vorausgesetzt.
Dazu kommt die Verpflichtung, auch in Warteschlangen durch Ordner und entsprechende Markierungen für den vorgeschriebenen Mindestabstand zu sorgen.
Das alles führt Winkler zu dem Urteil: „Wettbewerbe können unter diesen Bedingungen mit Zuschauern sowie mit Essen und Getränken nicht funktionieren. Punkt. Fertig. Aus.“
Das aber stelle die Vereine natürlich vor grundlegende Probleme. Denn: „Das ist ja eigentlich das, worum es für die Vereine geht: Emotion und Geld. Die Emotion, die die Zuschauer mitbringen, ist doch das Gute am Sport! Aber man kann die Leute andererseits ja auch nicht an ihren Plätzen festbinden. Das zu kontrollieren, ist unmöglich.“ Ohne Catering gingen den Clubs zudem Einnahmen verloren, die für sie von existenzieller Bedeutung seien.
Winkler sieht die Vereine in diesem Dilemma von ihren Verbänden im Stich gelassen: „Die sind jetzt gefragt und müssen Sicherheit für die Vereine schaffen. Denn die versuchen, sich durch das Juristendeutsch der Verordnungen zu kämpfen, und versuchen mal hier, mal da einen kleinen Rabatt herauszuschlagen. Aber wenn tatsächlich mal was passiert, dann werden die Behörden schnell sagen ,Das hätten Sie doch wissen müssen‘.“
Der Profisport werde dabei einmal mehr deutlich bevorteilt, ärgert sich Winkler: „Wenn bei Bayern gegen Schalke die Vorstände aller ohne Maske aufeinander hocken, reicht eine Entschuldigung. Wenn der kleine Mann ohne Maske Bus fährt, setzt es gleich Sanktionen.“
Dabei ständen die Amateurvereine – insbesondere im Tanzsport – vor einer großen Bedrohung: „Ich habe bei unseren Formationen schon beobachtet, dass ohne Ligabetrieb und Wettbewerbe der richtige Anreiz und Druck im Training fehlt. Die Spannung lässt nach, da ist irgendwie die Luft raus. Wenn es nächstes Frühjahr nicht wieder mit den Turnieren los gehen sollte, dann werden uns sicher Aktive verloren gehen. Der Sport braucht den Wettbewerb, das gilt nicht nur für den Fußball, sondern auch für die Hallensportarten.“ Die Frage ist für Winkler nur, unter welchen Bedingungen.
Sport ist für den Wulfener nicht nur ein wichtiger Bestandteil seines Arbeitslebens. Seit 1993 schreibt er als Mitarbeiter der Dorstener Zeitung über das Sportgeschehen in der Lippestadt, seit 1999 ist er als Redakteur für den Lokalsport in der Lippestadt verantwortlich. Dabei fasziniert ihn besonders die Vielfalt der Dorstener Sportszene, die von Fußball bis Tanzen und von Basketball bis Kitesurfen reicht.
