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Dorstener Alex Schürhoff boxt um den EM-Titel
Boxen
Sebastian Louven hat als Chef und Trainer der Workers Hall schon manches große Boxtalent im Stall gehabt. Vielleicht das größte, mit Sicherheit aber das letzte ist Alexander Schürhoff.
Als Alexander Schürhoff vor zehn Jahren seine ersten Schritte im Boxring unternahm, da war Sebastian Louven schnell klar: „Das wird mal einer.“
Der Betreiber und Trainer der Dorstener Workers Hall sah nicht nur die körperlichen Voraussetzungen des damals Zwölfjährigen: „Bei seiner Größe zeichnete sich damals schon ab, dass er im Schwergewicht landen würde.“ Doch Louven sah auch die Technik: „Alex hat von Anfang an technisch sehr sauber geboxt.“
Louven baute seinen Schützling behutsam auf
Behutsam baute der Trainer seinen Schützling auf und konnte sich dabei auf eine weitere Qualität des jungen Mannes verlassen: Ehrgeiz. „Es ist unglaublich, wie hart Alex an sich arbeitet“, erzählt Louven. Ein eigener Personal Trainer sorgt für die nötige Fitness. Zudem arbeitet Alexander Schürhoff kontinuierlich mit Physiotherapeuten. „Und er trainiert bis zu zweimal täglich“, berichtet Sebastian Louven. Sieben bis zehn Einheiten seien es pro Woche, ergänzt Schürhoff. Und das neben dem Job als Elektriker.

Vor fünf Jahren noch deutlich schlaksiger: Alex Schürhoff bei einer Open-Air-Gala der Workers Hall. © Ralf Pieper
Der Erfolg fällt sofort ins Auge, wenn man den 23-Jährigen sieht. Aus dem schlaksigen Jugendlichen ist ein zwei Meter großes Muskelpaket geworden. „Ich hab‘ damals mit 69 Kilo angefangen“, erzählt er. Mittlerweile ist er bei 90,8 angekommen. Doch nicht nur der Blick auf Schürhoffs Body spricht Bände, sondern auch der auf seine Kampfbilanz.
Nach seinen rund 25 Amateurkämpfen und dem Wechsel ins Profilager 2019 ist er sieben Mal angetreten und sieben Mal als Sieger aus dem Ring gestiegen. Fünf Mal waren seine Gegner k.o. gegangen.
So wie zuletzt Muhammad Arfogullari beim Kampf um den Deutschen Meistertitel im Cruisergewicht der German Boxing Association. Dem nationalen Titel soll nun der erste internationale folgen. Bei der Fight Night seiner Workers Hall in der KIA Baumann Arena kämpft Alex Schürhoff gegen Amir Umaev aus Bonn um den Cruiser-EM-Titel der World Boxing Union (WBU). Ein extrem starker Gegner.
„Umaev ist Tschetschene“, erzählt Sebastian Louven, „trotz seiner 17 Jahre ein ganz harter Hund. Der hat noch keinen Kampf verloren, seit er in Deutschland lebt.“ Der Trainer hat Respekt, der Kämpfer auch: „Viel weiß ich nicht von Umaev. Aber gerade das macht das Ganze zu einem Überraschungspaket. Das muss man natürlich vorsichtig angehen.“
Vorsichtig, aber zugleich selbstbewusst. Nach seinen Zielen gefragt, sagt der 23-Jährige: „Mein Traum ist es, irgendwann mal im Fernsehen zu boxen. Und natürlich Weltmeister zu werden.“ Und er glaubt, dass er dem Boxsport wieder zu mehr TV-Präsenz verhelfen könnte: „Das ist ja auch eine Charakterfrage. Der Boxsport ist ja nicht ganz umsonst in Verruf geraten. Ich glaube, dass ich da durch positive Schlagzeilen helfen könnte.“
Den ersten Schritt dazu will er am Samstag machen. Die Vorbereitung auf den Kampf wird entspannt sein. „Am Freitag ist Waage“, sagt Schürhoff. Probleme mit dem Gewicht hat er keine, muss also kein Gewicht mehr machen, was schon so manchen Boxer noch das entscheidende Quäntchen Kraft gekostet hat.
Rituale mit Roy Jones Junior
Den Kampftag selbst wird er dann ganz entspannt angehen: „Möglichst viel Ruhe. Dazu ein, zwei Rituale.“ Eines davon: Boxvideos seiner Vorbilder wie Roy Jones Junior anschauen. „Ich mag seine Schnelligkeit. Das Filigrane.“
Jones‘ Kampfweise entspricht seinem eigenen Stil, mit dem er sich bislang von einem Erfolg zum nächsten geboxt hat: gute Technik, Tempo und plötzliche, spektakuläre Schläge,
Sebastian Louven weiß auf jeden Fall, was er an Alexander Schürhoff hat: „Ich werde noch einmal alle meine Kräfte sammeln, damit wir gemeinsam Weltmeister werden. Unser Traum ist es, in zwei, drei Jahren in den USA zu boxen. Er wird mein letzter Junge sein.“
- Eintrittskarten für die Fight Night gibt es ab sofort ab 22,50 Euro in der Workers Hall, Gelsenkirchener Str. 37, 46282 Dorsten. Die Tickethotline ist unter Tel. (02362) - 95 27 74 erreichbar.
Sport ist für den Wulfener nicht nur ein wichtiger Bestandteil seines Arbeitslebens. Seit 1993 schreibt er als Mitarbeiter der Dorstener Zeitung über das Sportgeschehen in der Lippestadt, seit 1999 ist er als Redakteur für den Lokalsport in der Lippestadt verantwortlich. Dabei fasziniert ihn besonders die Vielfalt der Dorstener Sportszene, die von Fußball bis Tanzen und von Basketball bis Kitesurfen reicht.
