
RN-Reporter Uwe Kisker wurde bei der SG Castrop vom Platz geworfen, weil er seinem Job nachgehen wollte. © Stephan Schuetze
Castrop-Rauxel: Uwe Kisker fühlt sich bedroht und fliegt vom Platz - Entschuldigung akzeptiert
Fußball
Nicht vorzeigbare Szenen spielten sich beim Bezirksliga-Derby der SG Castrop gegen Spvg Schwerin auf dem Platz und hinter der Linie ab. Unrühmlicher Höhepunkt war, dass ein Reporter unserer Redaktion an seiner Arbeit gehindert wurde.
Uwe Kisker, in Dortmund seit Jahrzehnten bekannter Reporter, war einer der 80 Zuschauer des Castrop-Rauxeler Derbys in der Bezirksliga zwischen der SG Castrop und der Spvg Schwerin (0:3) - aus privatem Interesse. Als sich die Ereignisse auf und neben dem Platz des Stadions an der Bahnhofstraße überschlugen, legte er den Schalter um und wurde zum Reporter - bekam dadurch aber Stress mit Castropern.
Reporter filmte Torchancen, Fouls und Feldverweise bei der Partie SG Castrop gegen BG Schwerin
Uwe Kisker berichtete: „Ich habe mich an der Kasse als Journalist ausgewiesen und Bescheid gesagt, dass ich eine Reportage über die Spvg Schwerin filmen möchte. Weil dort mein Schwiegersohn in spé, Maik Bothe, spielt.“ Als es dann hitzig wurde - auch mit Feldverweisen gegen Castrops Spieler Serkan Kalkan und Zouhir Akrifou sowie Trainer Damian Liedtke - wollte der Reporter seine Castrop-Rauxeler Kollegen bei ihrer Berichterstattung mit seinen Film-Clips unterstützen.
Videos des SG Castrop-Spielers Akrifou
Kisker: „Wenn die Videos nicht benötigt würden, hätte ich sie auch wieder gelöscht.“ Ohne darauf angesprochen oder gehindert zu werden, nahm der Dortmunder letztlich Torchancen, Fouls und die Feldverweise. Und er filmte auch, wie nach dem Pausenpfiff der SG-Spieler Akrifou den Schiedsrichter Bekir Karagöz mit Nachdruck zum Warum seiner Gelb-Roten Karte befragte.

Sportreporter Uwe Kisker ist seit Jahrzehnten in den Dortmunder Sporthallen und auf den Plätze zuhause. © Stephan Schuetze
Das war der Moment, in dem der Stress begann: Akrifou fühlte sich ertappt. Castroper Zuschauer bedrängten Kisker aufzuhören und die Aufnahmen zu löschen - weil der SG-Kicker vermeintlich ein Recht am eigenen Bild habe. Sportreporter Kisker fühlte sich bedroht, obwohl er sich als Journalist zu erkennen gab, schaltete die Kamera ab und flüchtete Richtung Tartanbahn - aus dem Pulk, von dem er angefeindet wurde, heraus.
Uwe Kisker: „Ich arbeite seit 30 Jahren als Berichterstatter. Solch eine Situation habe ich noch nie erlebt.“ Letztlich wurde der Dortmunder sogar von Marc Dittloff, Sportlicher Leiter der Castroper, der Sportanlage verwiesen.

Zouhir Akrifou (r.) spielte eine unrühmliche Rolle in der Partie SG Castrop gegen BG Schwerin. © Volker Engel
Der Funktionär erklärte: „Ich kannte ihn nicht und habe nicht verstanden, was er mit den Nahaufnahmen machen wollte, die er meiner Meinung nach von unseren Zuschauern aufgenommen hat. Da befindet er sich zumindest in einer Grauzone, meiner Meinung nach. Klar ist allerdings auch: Wenn sich unsere Spieler falsch verhalten, müssen sie damit rechnen, dass das von Reportern im Foto oder im Video festgehalten sind. Da haben sie selbst die Schuld.“
Marc Dittloff bekräftigte, dass beim Training am Mittwoch Tacheles geredet werde: „Ich habe alle Spieler und die Trainer zum Gespräch geladen. Ich dulde nicht, was sich während des Derbys abgespielt hat. Zeitweise habe ich mich für unsere Mannschaft geschämt. Auch ist es so, dass unsere Trainer von ihren Emotionen leben. Das muss allerdings von allen Beteiligten im Rahmen bleiben - auch von den Einwechselspielern und Fans.“
SG Castrops Sportlicher Leiter entschuldigt sich
Die Arbeit der Presse soll nicht behindert werden, erklärte der Sportliche Leiter: „Allerdings hat mir Herr Kisker in den Moment, in dem wir miteinander gesprochen haben, nicht gesagt, dass ihm jemand das Handy wegnehmen wollte. Ich hatte nicht direkt verstanden, warum er filmt. Wenn er sich bedroht gefühlt hat, hätte ich ihn ja ins Vereinsheim geführt oder für ihn die Polizei gerufen. Davon war aber nicht die Rede.“
Am Ende machte Dittloff seiner Meinung nach von seinem Hausrecht Gebrauch, ließ Uwe Kisker durch Ordner Julian Berens aus dem Stadion führen. Und sagt rückblickend: „So weit wollte ich es eigentlich nicht kommen lassen. Aber scheinbar haben wir einander nicht verstanden. Dafür möchte ich mich entschuldigen und hätte ihn, wenn ich es nochmals entscheiden könnte, nicht weggeschickt. Er ist immer willkommen.“
Die Entschuldigung vonseiten des Castroper Funktionärs nahm Uwe Kisker am Tag nach den Geschehnissen an. Spätestens beim Rückspiel auf Schwerin sieht man sich womöglich wieder - und kennt sich dann bereits.
Ein Journalist macht sich aus Prinzip keine Sache zu eigen, nicht einmal eine gute (dieses Prinzip ist auch das Motto des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises).
