Eine Frau spielt beim ABC Merklinde besser als viele Männer
Billard
Beim Billardverein ABC Merklinde ist eine Frau in die Männer-Domäne eingebrochen. Was es hier so noch nicht gab: Sie spielt besser als viele Spieler des vermeintlich starken Geschlechts.

Jenny Aßmann vom ABC Merklinde. © Volker Engel
Seit einem Jahr ist eine Frau beim ABC Merklinde in die Männer-Domäne der Billardspieler eingebrochen. Das Besondere ist, dass es hierzulande noch keine Akteurin gab, die so stark spielt, wie es viele Männer nicht können.
Gleich in der ersten Saison für den ABC Merklinde in der Landesliga bezwang sie ihre (männlichen) Gegner reihenweise. In der Landesliga holte sie für den ABC Merklinde 3 sieben Siege und verlor nur fünfmal. Nach Abschluss der Saison 2019/20 belegte sie in der Rangliste unter 59 männlichen Mitstreitern den 16. Platz. Das erste Ausrufezeichen war gesetzt.
Die Rede ist von Jennifer Aßmann, die es nach eigenem Bekunden im Gespräch mit dem Reporter unserer Redaktion lieber hat, „Jenny“ gerufen zu werden. Jenny Aßmann, die quasi das „Ass“ im Namen trägt, ist 2019 vom BCC Witten zum ABC Merklinde gewechselt. „Ich brauchte nach 21 Jahren in Witten einen Tapeten-Wechsel“ erzählte sie.
Mit 14 Jahren mit Billard begonnen
Sie ging von dem Verein, bei dem die heute 36-Jährige mit 14 Jahren ersten Kontakt zum Karambolage–Billard bekam. Sie erinnerte sich im Gespräch: „Bei uns in Nähe der Schule war damals der BCC Witten zu Hause, da haben wir das mit unserer Jugendtruppe ausprobiert und ich bin dabeigeblieben.“
Das Talent war schnell erkannt. Schnell kam sie auch in eine Mannschaft. Es folgten zahlreiche Meisterschaften um Einzel-Titel. In Westfalen gab es bald keine Frau, die es mit der Spielstärke in den technischen Disziplinen wie der Freien Partie oder auch im Dreiband aufnehmen konnte. Jenny Aßmann sagte selbst: „Mit Vanessa Hemesath von der BG Münster hatte ich die ärgste Konkurrentin.“ Allerdings wenn die heutige Merklinder Spielerin, die in Hattingen geboren wurde und in Witten aufwuchs, bei irgendeiner Westfalen-Meisterschaft antrat, dann holte sie auch den Titel. Die Münsteranerin gewann nur, wenn Aßmann eine Pause einlegte.
Zwei Trainingstage vor Ort in Merklinde
So kommt der Spruch von Gerd Haumann, dem 1. Vorsitzenden des ABC Merklinde nicht von ungefähr: „Jenny putzt in Westfalen alle Frauen von der Platte.“ Aßmann selbst musste schmunzeln, als sie die Chef-Aussage vom Reporter hörte: „Wenn er das so sagt.“ Aber Haumann hat Recht. Titel über Titel, nur bei Deutschen Meisterschaften gibt es noch zwei Damen, die stärker sind. So wären Susanne Stengel Pousin aus St. Wendel (Saarland) in der Freien Partie nicht zu schlagen, wie auch Steffi Daske aus Hamburg im Dreiband.
Jenny Aßmann, die heute in Dortmund-Aplerbeck wohnt, fühlt sich beim ABC Merklinde richtig wohl. Etwa zweimal in der Woche fährt sie ins Bürgerzentrum an der Johannesstraße um zu trainieren. Viel mehr Zeit ließe Familie Haus und Beruf nicht zu. „Da müsste ich schon zu Hause einen eigenen Billardtisch haben, was nicht geht“, erwähnte sie. Auch, dass sie wegen der guten Atmosphäre zum ABC gekommen wäre und weil es dort viele gute Spieler gibt. So würden ihr zum Beispiel Uwe Klein im Dreiband und Christian Pöther in der Freien Partie Tipps geben. Um aber an die Deutsche Spitze zu kommen, müsste noch mehr trainiert werden. Für die Landesliga reicht es indes. Bei bislang drei Einsätzen in Merklindes dritter Mannschaft in der neuen Saison 2020/21, gingen die jeweiligen Gegner-Männer leer aus. Mitspieler Gerd Haumann sagte noch: „Jenny ist nicht nur eine nette Person, sie kann auch sehr gut Billard spielen.“