
© Martin Klose
Castrop-Rauxeler Vorsitzender schlägt schon zwei weitere Fusionen vor
Fußball
Vor wenigen Tagen haben Victoria Habinghorst und die SF Habinghorst/Dingen Fusionspläne offengelegt. Wir haben Vertreter der weiteren Castrop-Rauxeler Clubs gefragt, ob für sie ein Zusammenschluss in Frage kommt.
In der Saison 2021/22 laufen die Fußballer von Victoria Habinghorst und der SF Habinghorst mit ihren Teams in den Kreisligen A, B und C in einer Spielgemeinschaft auf. Die Verantwortlichen beider Vereine können sich vorstellen, dass im Jahr 2022 oder 2023 dann eine Fusion zum kompletten Zusammenschluss der beiden Clubs führen wird.
Nur zwei Fusionen binnen 24 Jahren
In Castrop-Rauxel gab es die letzte Fusion im Jahr 2017, als der SV Dingen und SF Habinghorst eine Vereins-Hochzeit feierten. In den 20 Jahren davor war in dieser Hinsicht nichts passiert. Der Zusammenschluss von BW Obercastrop und dem BV Wacker Castrop datiert aus dem Jahr 1997.
Der aus jener Fusion entstandene SV Wacker Obercastrop ist für Castrop-Rauxel das Parade-Beispiel für einen langfristigen Erfolg einer Club-Ehe. Damals spielten die Wackeraner mit Teams in der Kreisliga A und B. Jetzt sind sie Westfalenligist.

Martin Janicki, Vorsitzende des SV Wacker Obercastrop. © Jens Lukas
Martin Janicki, der Vorsitzende des Westfalenligisten SV Wacker Obercastrop, gibt allerdings zu bedenken: „Der Erfolg stellt sich nicht sofort ein. Dafür bedarf es Geduld sowie vernünftiger Entscheidungen und einer Prise Glück.“ Der Club-Chef wird nicht müde zu betonen, dass er noch heute den Hut vor den Verantwortlichen von 1997 und der Jahre danach ziehe. Janicki: „Willi Krumtünger, Frank Figur, Dieter Heermann, Theo Schürhoff und Dieter Wach haben mit Weitsicht gehandelt - und damit einen Meilenstein für uns gesetzt.“
Der zweite Meilenstein sei die Renovierung der Erin-Kampfbahn mit dem neuen Kunstrasenplatz gewesen. Auch dieses Projekt fiel in die Amtszeit der alten Kämpen. Ohne diesen sei die Weiterentwicklung nicht möglich gewesen, so Janicki.
Der Wacker-Vorsitzende sieht das Thema Fusion in Castrop-Rauxel noch nicht als beendet an, denn er meint: „Für eine Stadt mit nur 73.000 Einwohnern haben wir viel zu viele Fußballvereine. Da ist es wichtig, dass sich innerhalb eines Ortsteils die Clubs zusammenschließen. Der nächste Schritt könnte sein, dass der neue Fusionsverein mit dem VfB Habinghorst zusammengeht.“
Wenn es soweit kommt, würden aus aktuell sechs Vereinen künftig vier werden. Der neue Habinghorster Großverein, Arminia und Eintracht Ickern sowie der TuS Henrichenburg. In der Region rund um den Stadtmittelpunkt könnten laut Janicki auch die SG Castrop und der VfR Rauxel zusammengehen.
Vor Klaus Holzner (SF) und Dirk Konisch (Victoria) zieht Martin Janicki den Hut. Denn sie handeln derzeit vorausschauend und lassen mit ihren Vorständen keine Eitelkeiten gelten. Für seinen eigenen Verein schließt Janicki für die ferne Zukunft trotz der aktuellen Position der Stärke das Thema Fusion nicht aus. Er erklärt: „Es gibt immer lose Gespräche. Zudem haben wir mit unserer Jugendspielgemeinschaft mit der SG Castrop einen ersten Schritt getan. Leider kann man wegen der Pandemie das Ergebnis des Projektes nicht erkennen.“
Frohlinde hat Zusammenschluss bei den Altherren
Die geplante Fusion der Castrop-Rauxeler Nord-Vereine Victoria Habinghorst und SF Habinghorst/Dingen wird auch im Castrop-Rauxeler Süden mit Interesse verfolgt. So sagte Jürgen Ewers, 1. Geschäftsführer des Landesligisten FC Frohlinde: „Das war dort abzusehen. Ich finde die ganze Sache in Ordnung, wenn man Kräfte für die Zukunft bündeln kann. Das macht wirklich Sinn.“
Für die Frohlinder ist ein Zusammenschluss aktuell nicht nötig, obwohl es 2020 einen für die Oldies gab. Ewers erzählte: „Wir haben mit den Altherren der Spvg Schwerin eine Spielgemeinschaft gegründet. Aber spielen können wir derzeit wegen Corona trotzdem nicht.“ Für seinen Verein an der Brandheide steht eine Fusion bei 600 Mitgliedern nicht zur Debatte. Ewers bilanzierte: „Wir haben drei Senioren-Mannschaften, 17 Jugendteams - inklusive der drei Mädchen-Mannschaften.“
Dennoch könnte Ewers sich vorstellen, dass eventuell mal im Jugendbereich bei unterbesetzten Jahrgängen eine Spielgemeinschaft zustande käme. Peter Wach (Spvg Schwerin) habe deshalb schon einmal angerufen.

Björn Klieve, Vorsitzender der SG Castrop. © Jens Lukas
Björn Klieve, Vorsitzender der SG Castrop (Bezirksliga) meint: „Das ist großartig, dass Victoria und die Sportfreunde zusammengehen.“ Er selbst räumt ein, dass seine hellseherischen Fähigkeiten nicht ganz aufgegangen sind. Klieve berichtet: „Bei meinem Amtsantritt im Jahr 2006 hatte ich gesagt, dass es im laufenden Jahrzehnt in Castrop-Rauxel einige Fusionen geben wird, weil sie zwingend notwendig sind.“ Tatsächlich ist allerdings das Habinghorster Projekt erst der zweite Zusammenschluss in Klieves Amtszeit.
Der SG-Chef sieht darin ein Missverhältnis, dass einige Clubs jeweils über nur wenige Mannschaften verfügen - und teilweise keine Jugendabteilung haben. Dem SF-Vorsitzenden Klaus Holzner zollt Björn Klieve großen Respekt: „Er denkt immer über die Vereinsgrenzen hinaus. Mit ihm und Dirk Konisch sind vernünftige Leute am Ruder.“
Ein Journalist macht sich aus Prinzip keine Sache zu eigen, nicht einmal eine gute (dieses Prinzip ist auch das Motto des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises).

Geboren und wohnhaft in Castrop-Rauxel, bin ich über den Billardsport (Karambolage) als freier Mitarbeiter in der Castrop-Rauxeler Lokalredaktion angefangen. Da ich neben dem französischen Billard noch Fußball, Handball, Tischtennis und Tennis in Vereinen aktiv ausführte bot es sich förmlich an, darüber ebenfalls zu berichten.