Hasecke und Spvg Schwerin widersprechen sich vehement Wirre Hintergründe zum Trainer-Aus

Dennis Hasecke und Spvg Schwerin widersprechen sich vehement: Hintergründe zum Trainer-Aus
Lesezeit

Auch Tage nach dem Rauswurf von Dennis Hasecke als Trainer bei Fußball-Bezirksligist Spvg Schwerin herrschen bei den beteiligten Personen reichlich Widersprüche und gegenseitige Vorwürfe.

Freistellung im Urlaub

Fünfeinhalb Jahre stand Dennis Hasecke als Cheftrainer an der Seitenlinie der Spvg Schwerin. Am Donnerstag (17. Oktober) verkündete der Bezirksligist das sofortige Ende der Zusammenarbeit. Der Coach erfuhr davon nichts ahnend in seinem Urlaub. Die wohl am meisten diskutierte Frage in der Castrop-Rauxeler Amateurfußball-Szene seitdem: Warum wird ein Trainer, der mit seiner Mannschaft nach zehn Spieltagen auf dem ersten Tabellenplatz steht, aus heiterem Himmel von seinem Amt ausgeschlossen?

Tatsächlich betonte Schwerins Sportlicher Leiter Thomas Faust gegenüber dieser Redaktion am Donnerstag, dass der Rausschmiss keine sportlichen Gründe habe. Vielmehr hätten sich durch „fehlende Kommunikation“ in der Vergangenheit einige Dinge angestaut. Ins Detail wollte der Sportliche Leiter da noch nicht gehen. Der entscheidende Auslöser sei laut Thomas Faust demnach gewesen, dass Dennis Hasecke ausgerechnet in der Woche vor dem Top-Spiel gegen den SC Weitmar (Endstand: 1:1) in den Urlaub gefahren war – ohne dies mit dem Verein vorher abzusprechen, so Faust.

In die Entscheidung mit eingeflossen sei hierbei, dass Hasecke bereits die ersten beiden Spieltage der aktuellen Saison urlaubsbedingt verpasst hatte. Zum Hintergrund: Aufgrund der Schulpflicht seiner beiden Kinder (11 und 15 Jahre alt) ist die Familie bei Urlauben auf die Ferienzeiten angewiesen. In der Spielzeit 2024/25 fiel der Saisonstart in die Sommerferien, die aktuelle Reise fand in den Herbstferien statt.

Diese Redaktion hat mit Schwerins sportlicher Leitung, dem Vorstand sowie dem ehemaligen und aktuellen Trainer über die Hintergründe zum Rausschmiss gesprochen.

Thomas Faust (Sportlicher Leiter) über...

...die Kommunikation: „Vor ein paar Wochen habe ich Dennis gefragt, ob er für dieses Jahr noch einen Urlaub geplant hat. Wir haben über seine Pläne gesprochen. Dabei war aber nie die konkrete Rede von den Herbstferien. Ob er mit seiner Familie nicht vielleicht im Winter die kanarische Sonne genießen wollte, wusste ich zu dem Zeitpunkt nicht.

Für den Sommer war der Urlaub mit der sportlichen Leitung abgeklärt. Gleichzeitig gab es ein Gespräch (Infos später im Text, Anm. d. Red.) zwischen dem Vorsitzenden Rainer Dinter und Dennis, weil sein dreiwöchiger Urlaub in den Saisonstart gefallen ist.

Ich war selbst 25 Jahre lang Trainer. Da hat man ständig die Diskussion mit Spielern, warum sie denn ausgerechnet bei Top-Spielen im Urlaub sind. Da muss man als Trainer als gutes Vorbild vorausgehen. Sonst kann man es von den Spielern nicht fordern.“

Thomas Faust widerspricht den Aussagen von Ex-Coach Hasecke.
Thomas Faust widerspricht den Aussagen von Ex-Coach Hasecke. © Jens Lukas

...die Hintergründe zum Rauswurf: „Ich wusste bis Sonntagabend (13. Oktober) nach dem Spiel gegen Phönix Bochum (Endstand: 4:1) nicht, dass Dennis in der Woche darauf in den Urlaub möchte. Ob er einen Urlaub gebucht hat, wusste ich bis dahin definitiv nicht. Erst weil Timo Muth (damals noch als Co-Trainer, Anm. d. Red.) ihn am Abend angeschrieben hat, wusste ich von Timo, dass Dennis von Dienstag bis Samstag vor dem Spiel gegen Weitmar in München ist.

Wir haben zwar schon gegen Brünninghausen (Testspiel, Anm. d. Red.) alle zusammengestanden und München war Thema. Aber es war nie klar, dass es um einen Urlaub in ein paar Tagen geht.

Wir haben der Mannschaft am Mittwochabend (16. Oktober) nach dem Training das Aus von Dennis mitgeteilt.“

Anmerkung der Redaktion: Thomas Faust fühlte sich im Nachhinein nicht ausreichend zitiert. Seine Richtigstellung (Stand: 22. Oktober, 12.25 Uhr): „Während des Testspiels gegen Brünninghausen (A-Jugend) saß ich mit unserem Physio neben der Ersatzbank. Ich bin Bayern-München-Fan und deswegen zwei oder drei Mal im Jahr in München. Mit unserem Physio habe ich darüber gesprochen, dass ich meistens ins Steigenberger Hotel einchecke. Davon hat Dennis mitbekommen und hat dann gesagt, das ist für mich zu teuer. Mehr haben wir darüber nicht gesprochen“.

Dennis Hasecke (Ex-Schwerin-Trainer) über...

...die Kommunikation: „Ich habe mit Thomas Faust vor vier oder fünf Wochen darüber gesprochen, dass die Herbstferien anstehen. Da hat er mich gefragt, ob ich eigentlich noch Urlaub habe. Das habe ich bejaht. Dann hat er mich gefragt, ob ich weg will? Daraufhin habe ich geantwortet, das meine Frau gerne noch mal zehn Tage in die Sonne möchte mit den Kindern.

Dann habe ich selbst zu meiner Frau gesagt: ,Ich war die ersten beiden Spiele schon nicht da, es läuft gerade sportlich richtig gut bei uns, ich möchte Sonntag beim Spiel sein.‘

Gegen Brünninghausen habe ich dann zusammengestanden mit Timo (Muth, Anm. d. Red.), Thomas und unserem Physio „Pante“. Da hat mir Thomas sogar noch das Hotel „Steigenberger“ empfohlen und ich habe darüber geflaxt, dass wir uns das nicht leisten wollen. Am Sonntag darauf nach dem Spiel gegen Phönix standen wir an der Trainerbank und ich habe zu Thomas gesagt: ‚Heute buche ich meinen Urlaub´.“

Co-Trainer Timo Muth (r.) betreute die Schweriner im Finale des Kronen Green-IT-Cups. Dennis Hasecke (l.) war da noch im Urlaub.
Co-Trainer Timo Muth (r.) betreute die Schweriner im Finale des Kronen Green-IT-Cups. Dennis Hasecke (l.) war da noch im Urlaub. © VOLKER ENGEL

...die Hintergründe zum Rauswurf: „Timo hat mich noch am Abend nach dem Phönix-Spiel angeschrieben und gefragt, ob ich denn jetzt nächste Woche in den Urlaub fahre. Da war ich etwas verwundert, weil ich dachte, das wäre klar. Wir sind dann noch das Training für die nächste Woche durchgegangen. Am Mittwochabend hat Thomas mich dann angerufen und mir die Entlassung mitgeteilt.

Die Begründung war erst, dass der Vorstand mich rausschmeißt, weil ich zu viel Urlaub genommen habe und ich mich nicht bei Rainer Dinter abgemeldet hätte.

Weil ich Rainer (Dinter, Anm. d. Red.) am Abend nicht mehr erreichen konnte, haben wir am nächsten Tag gesprochen. Ich habe mich in fünf Jahren nie bei ihm abmelden müssen, sondern immer alles mit der sportlichen Leitung besprochen. Er sagte dann, dass ich mich bei ihm auch nicht abmelden muss. Sondern bei Thomas. Und das wäre nicht passiert.

Für mich ist es vor allem traurig für die Mannschaft, weil sie nicht involviert wurde. Dann bin ich enttäuscht vom Vorstand, weil nicht beide Seiten angehört wurden.“

Timo Muth (vormals Co- und jetzt Cheftrainer)...

...die Kommunikation: „Dennis hat uns beim Kreispokal-Spiel gegen die SG Arminia/Victoria (20. August) mitgeteilt, dass er überlegt, in den Ferien in den Urlaub zu fahren. Da stand auch Thomas Faust daneben. Ob Thomas Faust es mitbekommen hat, kann ich nicht bestätigen.“

...die Hintergründe zum Rauswurf: „Am Freitag vor dem Phönix-Bochum-Spiel habe ich Dennis noch mal darauf angesprochen, ob er in den Herbstferien etwas Festes geplant hat. Da wusste er nur noch nicht, wohin es geht. Aber er konnte sagen, dass er von Dienstag bis Samstag weg ist.

Am Sonntag nach dem Spiel habe ich von ihm dann endgültig erfahren, dass er den Wochen-Trip plant. Aber erst abends, nachdem ich über WhatsApp nachgefragt habe.“

Rainer Dinter (Vorsitzender) über...

...die Kommunikation: „Dennis und ich hatten im Sommer ein Gespräch. Es ging um den Sommer-Trip. Ich habe ihm erklärt, dass ich als Familienvater absolut verstehen kann, dass er gemeinsam mit seiner Frau und den Kindern in den Urlaub möchte. Für den Sommerurlaub war das auch noch okay.

Gleichzeitig war aber auch klar, dass sich das so schnell nicht wiederholen kann. Als Trainer hat er eine Verantwortung zu tragen und ist Vorbild für die Spieler.“

Schwerins Vorsitzender Rainer Dinter.
Schwerins Vorsitzender Rainer Dinter. © Volker Engel

die Hintergründe zum Rauswurf: „Für Themen wie die Urlaubsplanung ist bei uns die sportliche Leitung zuständig. Bei den Gesprächen zwischen Thomas und Dennis war ich nicht dabei. Deswegen kann ich dazu leider nicht mehr sagen.“

Hinweis: Dieser Artikel erschien ursprünglich am Dienstag, 22. Oktober, um 5.55 Uhr.