
© Jens Lukas
Aufstieg 2010: Victoria Habinghorst feierte die ganze Nacht durch - dank Dennis Teuber
Sport-Geschichte
Dennis Teubers Treffer in der 88. Minute erlöst an Fronleichnam 2010 einen ganzen Klub. Victoria Habinghorst steigt in die Kreisliga A auf. Trainer und Torjäger erinnern sich.
Geändert hat sich in den vergangenen über zehn Jahren vieles, aber nicht die Telefonnummer von Christian Franke. Eine vorsichtige Frage per Textnachricht, ob am anderen Ende der Leitung doch tatsächlich noch der Christian Franke sein würde, der 2010 mit Victoria Habinghorst als Trainer in die Kreisliga A aufgestiegen ist? Ja, er ist es.
Und über das Aufstiegsspiel in Herne-Falkenhorst gegen den DSC Wanne II an Fronleichnam, das bereits über zehn Jahre her ist und Victoria mit 1:0 gewinnen konnte, will er gerne sprechen.
Heißer Sommertag in Falkenhorst
Wie gesagt, geändert hat sich viel seit 2010. Der Sportplatz in Falkenhorst kommt inzwischen ohne staubige Asche aus. Ein moderner Kunstrasen liegt dort seit 2012. An jenem glühend heißen 3. Juni mussten die Rasen-Kicker von Victoria vor knapp 400 zahlenden Zuschauern noch mit dem ungeliebten roten Grund zurecht kommen.
„Wir wollten hinten sicher stehen und wussten, dass wir vorne immer ein Tor machen können", erinnert sich Franke. So kam es dann auch. Dennis Teuber, damals eigentlich noch A-Junior, traf in der 88. Minute zum 1:0-Endstand. „Ein Glückstor", gesteht Franke.
Dennis Teuber erinnert sich noch genau an das Tor
DSC-Trainer Dominik Lange hatte seine Mannschaft damals als besseres Team gesehen. „Wir hatten allerdings kein Chancenübergewicht. Und zu einem Sieg in solch einem Spiel gehört natürlich auch Glück, das wir diesmal nicht hatten."
Mehr als ein Jahrzehnt später kann Dennis Teuber wieder voll in die Szene eintauchen. Er erinnert sich an den miesen Platz, an die Spielminute. Und „das richtig gute Gefühl", als der Ball dann endlich im Netz war - aus 13 Metern, abgefälscht von zwei Wanne-Eickeler Verteidigern. Es sollte sein (vorerst) letztes Spiel für Victoria gewesen sein. Anschließend wechselte er zum VfB Habinghorst in die Landesliga.

Christian Franke (r.) war damals Cheftrainer der Victoria Habinghorst. An das Aufstiegsspiel mit Tino Lammering erinnert er sich gerne zurück. © Jens Lukas
Für Victorias Spieler fiel mit dem Aufstiegstreffer eine Last ab. „Abstieg, Aufstieg und wieder Abstieg", sagt Franke. „Es waren drei aufregende Spielzeiten." Das war nach dem Aufstiegsspiel bloß Zukunftsmusik. Es wurde gefeiert.
Erst mit Silvesterknallern und Sekt in Falkenhorst, dann daheim. „Wir fahren jetzt zurück zum Gänsebusch. Und da heißt es dann: Hoch die Tassen", sagte Franke damals unserem Reporter. Aus Worten wurden Taten. „Es war eine lange Nacht", so Franke heute. „In weiser Voraussicht hatte ich mir für den nächsten Tag freigenommen."
Die Breite des Kaders war die Stärke der Victoria Habinghorst
Seine Spieler wussten jedenfalls nicht nur am Glas zu überzeugen, sondern auch auf dem Platz. „Wir hatten einen sehr großen, ausgeglichenen Kader. Diese Breite war unsere Stärke. Da kann ich eigentlich gar keinen herausheben." Da waren zum einen das Riesentalent Teuber, Torjäger Samir Dzilic oder Routinier Tino Lammering, der voran gegangen war.
Die Spielzeit 2009/2010 beendete Habinghorst mit 68 Zählern auf Rang zwei hinter dem VfB Börnig (70). In der Parallelstaffel B2 wurde Wanne-Eickel Zweiter hinter dem SV Wanne 11. Victoria und der DSC machten nach der regulären Saison den dritten Aufstiegsplatz auf neutralem Grund in Falkenhorst unter sich aus. Als „schmutzige Mitte" bezeichnete Franke damals den Kompromiss zwischen Naturrasen im Gänsebusch und Kunstrasen beim DSC.
Christian Franke hörte als Coach bei Victoria im Sommer 2011 auf, sprang später mehrmals als Interimstrainer ein - ein reiner Freundschaftsdienst für den damaligen Vereinschef Michael Herzberg. Ab und zu schaute er sich in den Jahren danach am Gänsebusch nur noch die Kreisliga C an, wo die zweite und dritte Mannschaft aufliefen. „Ansonsten", sagt Franke, „gehe ich inzwischen lieber zu Borussia Dortmund ins Stadion."
Jahrgang 1995, arbeitet seit 2013 in der Lokalredaktion seiner Heimatstadt Castrop-Rauxel. Dementsprechend auch die spätere Studienwahl: Journalistik in Dortmund. Schreibt darüber hinaus für überregionale Medien, meist über Sport.

Ein Journalist macht sich aus Prinzip keine Sache zu eigen, nicht einmal eine gute (dieses Prinzip ist auch das Motto des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises).
