
Der SG-Vorsitzende Bernhard Greitenevert (r.) und seine Mitstreiter sehen den Nutzungsvertrag durch den FC Turo d'Izlo gebrochen. Nun soll der Verein die Anlage an der Friedrich-Harkort-Straße ab sofort. nicht mehr nutzen. © Montage Till Goerke
Zoff am Spechtholtsplatz: SG Gronau will Turo d‘Izlo sofort von der Anlage verweisen
Fußball
Der Haussegen am Spechtholtsplatz hängt gewaltig schief. Die SG Gronau als Pächter der Anlage hat den Vertrag mit dem FC Turo d‘Izlo offenbar fristlos gekündigt. Bislang ohne Einsehen des FC.
Muss der FC Turo d‘Izlo Gronau mitten in der Saison seine bisherige Heimspielstätte räumen? Das wäre für den 2018 gegründeten Fußballverein wohl ein Schlag ins Kontor. Die SG Gronau jedenfalls meint es ernst und hat den Nutzungsvertrag nach eigenen Angaben fristlos gekündigt. Vergangenen Freitag wurde sogar die Polizei zum Gelände an der Friedrich-Harkort-Straße gerufen.
Ausstehende Zahlungen, vor allem aber das angebliche Abwerben von Jugendspielern habe die SG Gronau dazu veranlasst, von ihrem Kündigungsrecht des Nutzungsvertrags mit dem Fußballteam des Aramäischen Kulturvereins Gebrauch zu machen. Das teilte jetzt der SG-Vorsitzende Bernhard Greitenevert unserer Redaktion mit. Der Vorsitzende des FC Turo habe das Kündigungsschreiben jedoch vor seinen Augen zerrissen.
FC-Spieler sollten nicht mehr auf die Anlage
Das Ganze soll sich am vergangenen Freitag abgespielt haben. Der Klubchef habe gemeinsam mit zwei Mitstreitern aus dem SG-Vorstand die Turo-Spieler am Eingang zur Sportanlage an der Friedrich-Harkort-Straße darauf hingewiesen, dass sie den Platz nicht mehr zum Training nutzen dürften. Die hätten sich zwar gewundert, die Ansage aber akzeptiert und vor dem Tor gewartet, schildert Bernhard Greitenevert.
Anders habe es dann ausgesehen, als die herbeigerufenen Vorstandsmitglieder des FC Turo d‘Izlo vorgefahren seien. Das Kündigungsschreiben, das die SGler gemeinsam mit einem Anwalt verfasst hatten, hätten sie früher an diesem Tag per Einschreiben an den Turo-Vorstand geschickt, so Greitenevert.
„Der 1. Vorsitzende sagte mir: ‚Ich habe keine Post erhalten, was soll das hier‘“, schildert der SGler. „Daraufhin habe ich ihm ein Duplikat überreicht. Dieses hat er mit den Worten ‚Du glaubst doch wohl nicht, dass ich das jetzt annehme‘ vor meinen Augen zerrissen.“
Daraufhin hätten die Turo-Vorstandsmitglieder die wartenden Spieler zum Training auf den Platz geschickt. Die SG-Delegation habe auch die Polizei dazugerufen. Die sah aber keinen Handlungsbedarf und zog ebenso wie die SG-Vorstandsmitglieder wieder ab.
Auf Anfrage unserer Redaktion wollte der Turo-Vorsitzende Johann Dag keine Auskunft zu der Thematik geben, „weil wir noch in Gesprächen sind“. Der Nutzungsvertrag sei jedenfalls nicht aufgelöst worden.
Auf Nachfrage bei der Stadt Gronau als Eigentümer der Sportanlage teilte Pressesprecherin Gabi Könemann am Dienstag mit: „In dieser Sache ist noch keiner der beiden Vereine an uns herangetreten. Dem zuständigen Fachbereich ist aber bekannt, dass ein Disput stattgefunden hat und dass die Absicht bestand, den Vertrag zu kündigen.“ Grundsätzlich müsse die SG die Stadt aber auch nicht informieren, sie sei als Pächter frei in solchen Vertragsangelegenheiten.
Vertrag erstmals 2019 aufgesetzt
Der Vertrag mit Turo d’Izlo sei erstmalig im Jahr 2019 aufgesetzt worden, erklärt Bernhard Greitenevert, der sein Amt als Vorsitzender erst 2020 angetreten hat. „Meine Vorgänger haben damals einen Vertrag über die unentgeltliche Nutzung der Anlage abgeschlossen, Turo musste also keinen Cent zahlen. Abgesehen davon, dass das bei unseren Mitgliedern für Unverständnis gesorgt hat, stellte sich heraus, dass der Vertrag in der Form gar nicht rechtens war, sondern dass sich jeder Nutzer an den Kosten beteiligen muss.“ Immerhin belaufen die Fixkosten sich auf rund 2500 pro Monat, überschlägt der Klubchef.
So sei der Vertrag zum 1. August 2021 entsprechend angepasst und von Vertretern beider Vereine unterschrieben worden. Greitenevert: „Jetzt steht drin, dass Turo sich für zehn Monate im Jahr mit je 350 Euro an den Kosten beteiligen muss.“ Diese Zahlungen seien nur sehr zögerlich gekommen, in dieser Saison habe es noch keine gegeben.
„Turo hat uns acht B-Jugendspieler abgeworben“
Das sei aber nicht der Grund für die fristlose Kündigung, so der SG-Vorsitzende: „Es steht klar in dem Vertrag, dass kein Verein dem anderen Spieler abwerben darf. Und wir können beweisen, dass Turo uns aktiv acht B-Jugendspieler abgeworben hat. Damit haben wir das Recht zur fristlosen Kündigung.“
Sollte die Kündigung tatsächlich wirksam werden, müsste sich der FC Turo kurzfristig eine neue Spiel- und Trainingsstätte für seine Mannschaften suchen. Die Stadt Gronau verweist darauf, dass das Spielfeld im Stadtpark in diesem Fall eine Ausweichstätte darstellen könnte. Ansonsten sei auch die Zusammenarbeit mit anderen Vereinen denkbar. Am Spechtholtsplatz will die SG jedenfalls in den kommenden Tagen eine neue Schließanlage installieren lassen.
Anfang des Jahrtausends von der Nordseeküste ins Münsterland gezogen und hier sesshaft geworden. Als früher aktiver Fußball-, Tennis- und Basketballspieler sportlich universell interessiert und immer auf der Suche nach spannenden Geschichten.
