
Der Vredener Simon Hakvoort (r.) am Rande eines Footballspiels in Australien. © privat
Vredener Fußballer Simon Hakvoort spielt jetzt Football am anderen Ende der Welt
Sportart gewechselt
Jahrelang schnürte Simon Hakvoort die Schuhe für verschiedene Vredener Fußballvereine. 2020 wanderte er aus und lebt nun seine Leidenschaft für American Football. „Ich bereue nichts“, sagt er.
Über einen Tapetenwechsel hatte Simon Hakvoort schon eine Weile nachgedacht. Dann las er an seinem Arbeitsplatz bei Schmitz Cargobull in Vreden eine Stellenausschreibung, die sein bisheriges Leben auf den Kopf stellen sollte.
Gesucht wurde seinerzeit ein Produktionsmanager für einen Schmitz-Standort am anderen Ende der Welt, im australischen Melbourne. „Ich habe daraufhin einfach mal eine Bewerbung eingereicht und mir nichts weiter dabei gedacht“, erzählt Simon Hakvoort im Gespräch mit unserer Redaktion. Doch gründlich nachdenken musste er kurze Zeit später, als er den Job so fern der Heimat tatsächlich angeboten bekam.
Kurz vor Corona-Ausbruch nach Australien
Hakvoort startete also in das Abenteuer und flog unmittelbar vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie im März 2020 nach Australien. „Zwei Wochen später wurden dann die Grenzen dicht gemacht. Ich hatte noch nicht mal ein richtiges Visum“, erinnert sich der Vredener.
Das ist aber mittlerweile erledigt. Und beruflich hat sich der 29-Jährige, der mit zwei Arbeitskollegen in einer WG lebt, auch bestens zurechtgefunden. „Die Firma hier ist natürlich nicht mit dem Standort in Vreden zu vergleichen. Während dort ungefähr 80 Auflieger pro Woche gebaut werden, sind es hier zweieinhalb. Aber mir gefällt die familiäre Atmosphäre.“
Dadurch, dass er in der Firma der einzige Deutsche sei und auch sonst bei seiner Ankunft im Grunde niemanden in Melbourne kannte, habe er sein Englisch rasant verbessert. „Ich glaube, ich spreche mittlerweile genauso gut Englisch wie Deutsch.“
Anschluss fand Hakvoort in der neuen Heimat auch über den Sport. Als „Fußballer durch und durch“, wie sich der frühere Spieler des FC Vreden, der SpVgg und der Sportfreunde Ammeloe bezeichnet, habe er sich eine Mannschaft vor Ort gesucht. Zusätzlich erfüllte er sich aber auch einen Wunsch, den er schon in Deutschland lange gehegt hatte: Football spielen.
„2012 habe ich meinen ersten Super Bowl gesehen und dabei das Spiel lieben gelernt“, erzählt Simon Hakvoort. In der Folge habe er sich immer mehr in das American Football und seine vielen Facetten hineingefuchst. „Mit einem Kumpel zusammen habe ich mir auch Receiver-Handschuhe gekauft und wir haben uns die Bälle hin- und hergeworfen.“ Einen Verein in unmittelbarer Nähe gab es jedoch nicht. „Und das Team in Enschede zum Beispiel erschien uns zu professionell, da hatten wir dann auch nicht den Mumm, das mal auszuprobieren.“

Simon Hakvoort (l.), hier als Fußballer der SF Ammeloe im Derby gegen den ASV Ellewick. © Johannes Kratz
So begann der Vredener in Australien quasi bei null. Denn so gut er sich auch in der Theorie mit dem Football auskannte, so viel gab es auch beim tatsächlichen Spiel auf dem Rasen zu lernen.
Anders als manche Fußballer, die als Kicker zum Football wechseln, also nichts mit Werfen und Fangen zu tun haben, wurde Simon Hakvoort Wide Receiver. Also ein Spieler, der für den Quarterback möglichst immer anspielbar sein soll. „Dabei gibt es so viel zu beachten, die ganzen Laufrouten und so weiter. Da reicht das Training allein nicht aus, damit muss man sich auch in der Freizeit beschäftigen“, so Hakvoort.
Fußball mittlerweile aufgegeben
Das tat er und fand großen Spaß an der neuen Sportart, für die er mittlerweile sogar den Fußball aufgegeben hat. „Mein Fußballteam hat irgendwann die Trainingszeiten geändert, da musste ich mich entscheiden“, erklärt Hakvoort.
Und seit wenigen Wochen ist er nicht nur Spieler bei der Amateurmannschaft der South Eastern Predators, sondern auch Coach. „Ich trainiere jetzt eine Jugendmannschaft, mit der wir gegen Teams aus dem ganzen Land, aus Queensland, Brisbane oder Sydney spielen. Das ist vergleichbar mit einer NRW-Auswahl in Deutschland.“

Anspielbar sein und Bälle fangen, das sind die Hauptaufgaben von Simon Hakvoort als Wide Receiver. © privat
Die Liebe zum Fußball ist beim Vredener aber natürlich nicht verflogen. „Ich bin immer noch großer Schalke-Fan und wäre gern beim Aufstieg dabei gewesen. Es ist gar nicht so leicht, hier die Bundesliga zu verfolgen, weil die Spiele meist nachts um 3 oder 4 Uhr laufen“, erklärt Hakvoort. Zusammenfassungen schaue er sich aber häufig an.
Und auch was die Amateurfußballer in Vreden und Umgebung so treiben, verfolgt er. „Ich habe ja mit vielen Kumpels regelmäßigen Kontakt. Zum Beispiel Marvin Rosing und Martin Kotz, die in Ammeloe spielen, oder Michael Wißing von der SpVgg II.“ Und natürlich auch zu seinen beiden Schwestern Laura und Sophie Hakvoort, die für die SpVgg-Frauen in der Landesliga auflaufen.
Wie es bei ihm selbst mit einer Rückkehr nach Deutschland aussieht, das könne er nicht konkret beantworten: „Ich fühle mich hier wohl, die Arbeit macht Spaß, der Sport auch“, sagt Simon Hakvoort. „Ich habe immer gesagt, dass ich hier innerhalb eines Monats meine Zelte abbrechen kann, wenn es mal nicht mehr passen sollte. Aber im Moment bereue ich nichts.“
Anfang des Jahrtausends von der Nordseeküste ins Münsterland gezogen und hier sesshaft geworden. Als früher aktiver Fußball-, Tennis- und Basketballspieler sportlich universell interessiert und immer auf der Suche nach spannenden Geschichten.
