
© Sascha Keirat
Von Annullierung bis Zwischenwertung – so stellen sich Trainer den Saisonausgang vor
Fußball
Fußball ist derzeit auch bei den Sportlern nicht Thema Nummer eins. Doch Gedanken haben sich alle gemacht, wie es mit der Saison weitergehen könnte, oder eben nicht. Ein kleiner Überblick.
Die Saison 2019/20 ist schon jetzt eine, die allen Fußballern wohl ewig in Erinnerung bleiben wird. Noch nie zuvor hat ein Ereignis den kompletten Betrieb derart lahmgelegt wie aktuell das Coronavirus. Ob in dieser Saison überhaupt noch ein Spiel ausgetragen wird, steht in den Sternen. Und selbst wenn nicht, bleibt die Frage, ob und wie sie gewertet werden kann, ob es zum Beispiel Auf- und Absteiger gibt.
Die Fragen beschäftigen auch die Mannschaften in Ahaus und Umgebung, auch wenn Gesundheit und nicht Fußball bei ihnen aktuell das Thema Nummer eins ist. Wir haben uns bei einigen Trainern umgehört, wie sie sich das Saisonende vorstellen. Die Meinungen sind durchaus unterschiedlich, einig sind sich aber alle in einem Punkt: Mit den Entscheidern auf Kreis- und Verbandsebene möchten sie nicht tauschen.
Rob Reekers belegt mit der SpVgg Vreden derzeit den ersten Platz in der Westfalenliga. Auch wenn ein endgültiger Saisonabbruch seiner Mannschaft möglicherweise den Meistertitel bescheren könnte, würde der Trainer eine andere Variante bevorzugen: „Wenn die Situation es zulässt und wir vielleicht im Mai anfangen können, dann sollten wir versuchen, die Saison bis Ende Juni durchzuspielen. In unserer Liga wären noch zehn Spieltage auszutragen, das wäre terminlich vielleicht sogar machbar. Und wenn nicht, dann werden wir mit jeder Entscheidung vom Verband leben können.“
Rainer Hackenfort, Spielertrainer beim A-Liga-Spitzenreiter SV Heek, hat einen ähnlichen Ansatz wie Rob Reekers. Auch er hat die Hoffnung nicht aufgegeben, dass in dieser Saison noch Fußball gespielt werden kann. „Wir würden uns natürlich alle freuen, wenn der Ball noch ein bisschen rollen würde. Es wäre schade, wenn wir im August alle wieder bei null anfangen müssten.“ Hackenfort könne sich auch vorstellen, nicht die vollen 30 Spieltage zu absolvieren. „Vielleicht gibt es ja die Möglichkeit, die Saison zum Beispiel auf 26 Spieltage zu verkürzen, damit alle Mannschaften noch Chancen haben, sich zu verbessern. Eine andere Idee wäre, dass Auf- und Abstiege über Entscheidungsspiele geregelt werden.“

Rainer Hackenfort und der SV Heek führen die Tabelle der Kreisliga A an. Ob der HSV auch aufsteigen wird, ist derzeit völlig ungeklärt. © Martin Mensing
Rick Reekers, Spielercoach bei RW Nienborg, ist mit seiner Mannschaft als klarer Tabellenführer in der Kreisliga B in einer ähnlichen Situation. „Das Schlimmste wäre für uns, wenn die komplette Saison annulliert werden würde und uns damit alles genommen würde, was wir uns aufgebaut haben. Mit allen anderen Varianten könnten wir uns anfreunden, zum Beispiel, dass der aktuelle Tabellenstand genommen wird oder vielleicht die Hinrundentabelle als Abschlusstabelle zählt. Eine Patentlösung habe ich aber auch nicht parat.“
Daniel Brandt steht mit den Frauen der SpVgg Vreden aktuell an der Spitze der Bezirksliga-Tabelle. Bei einem Saisonabbruch sieht er einige Probleme kommen. „Egal, wie entschieden wird - dabei kann eigentlich keine Lösung herauskommen, die für alle fair ist. Mir wäre es lieber, wenn wir auf dem Platz Meister würden, nach einer kompletten Saison. Aber ich gehe Stand jetzt davon aus, dass die Saison komplett annulliert wird und es keine Auf- und Absteiger geben wird.“
Frank Wegener, Trainer bei Eintracht Ahaus, steckt mit seinem Team zwar im Abstiegskampf der Landesliga, wäre aktuell aber nicht von Auf- oder Abstieg betroffen. „Für mich ist es momentan nicht vorstellbar, dass die Saison zu Ende gespielt werden kann. Erstens würde man nach der langen Pause wieder bei null anfangen, zweitens sind viele Spieler im Juni gar nicht mehr greifbar, sodass sich die Kader vieler Mannschaften wahrscheinlich stark verändern würden. Ich würde die Saison annullieren, wobei man darüber nachdenken kann, ob die Tabellenführer dann aufsteigen und es keine Absteiger gibt. Die Ligen müssten dann zur neuen Saison aufgestockt werden.“
Anfang des Jahrtausends von der Nordseeküste ins Münsterland gezogen und hier sesshaft geworden. Als früher aktiver Fußball-, Tennis- und Basketballspieler sportlich universell interessiert und immer auf der Suche nach spannenden Geschichten.
